Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kunstblatt.

Dienstag, den 7. September 1841.

Sendschreiben

an den'Verfasser der Anzeige der „Bemerkungen,
gesammelt auf einer Reise nach Griechenland,"
von Leo v. Klenze.

(Fortsetzung.)

Wie gesagt war unwiderruflich festgesetzt worden,
daßleine jede Wand der sechs Sale nur Gegenstände aus
einem und demselben Gesänge enthalten sollte, weil der
außerordentliche Reichthum plastischer Motive in diesem
herrlichste» Epos der Welt das Mittel an die Hand zu
geben schien, auch bei dieser Beschränkung noch in der
so wichtigen poetischen Vollständigkeit des Cpklus nicht
gehindert zu seyn.

Die Gegenstände, welche diesem nach in unserem
Saale dargcstellt wurden, sind folgende:

1) Hermes kündigt der Nymphe Kalypso den Be-
schluß des Zeus an, den herrlichen Dulder zu entlassen.

Vor der Grotte, in welcher man den goldenen Web-
stuhl erblickt, an welchem die Nymphe mir schöner Stimme
singend beschäftigt war, tritt der Götterbote ihr ent-
gegen, seine strenge Botschaft zu verkündigen. Die klare
Quelle sprudelt von grünen Bäumen beschattet, der
Weinsiock windet sich am Felsen empor, und in der Ferne
sicht man Odysseus am Rande des Meeres sitzen und
sehnsüchtige Blicke nach der geliebten Heimath entsenden,
wo Gattin und Sohn seiner harren.

Alles ist an diesem Bilde wie von echt Homer'schem
Geiste durchdrungen und in echt hellenischer Form und
Gestaltung aufgcfaßt. Die edle Würde eines gvttge-
sandtcn Boten umgibt die schone, in den reinsten, edel-
sten Formen ausgesprochene Gewalt des Hermes, in
welchem man zugleich den Beschützer der gymnischen
Spiele erkennt. Von unvergleichlicher Schönheit i|t die
Gestalt der Kalypso, und in ihrem Kopfe, den das Spiel
leichter Zephyre mit der Fülle der blonden Locken um-
wallt, zeigt sich der riefe Ausdruck des Schmerzes über
den gcbolcncu Verlust, und schon sieht man gleichsam

den Vorwurf gegen die neidischen Götter aus den halb-
geöffneten Lippen hervorbrechen.

hrrs, xhoC, uf/j] fiovsi i'io/ov a/Uiovl
o'irt !); '‘ayaao&e nag uvciQuotv stsvqEco&at
ififadiijy, >jv Tif re tpttov noujotr äxoLTijf.

In den edcln Verhältnissen, in den reinen Formen des
Nackten, in dem lebendig ausgefaßtcn Spiele des Falten-
wurfs ist wahrer erquickender griechischer Geist — rein
griechisch aufgefaßt, aber der reichen Fülle eigener Erfin-
dungsgabe entquollen, lebendig, wahr und ohne eine
Spur jener französischen antiken Schule, deren todt-
geborenes theatralisches Wesen so viel Unheil über die
Kunst gebracht hat und wohl zunächst auf den entgegen-
gesetzten Irrweg führte, die Antike — wie man cs
nannte - nach eigenthümlicher Auffassung behandeln
zu wollen.

Von außerordentlicher Schönheit, Frische und blü-
hender Kraft ist auch das Colvrit dieser Bilder und
gleichweit entfernt von übertriebener Schönfärberei und
grauer Resignation auf eine der vier Potenzen echter
Malerei: poetische Erfindung, Charakteristik durch Schön-
heit und Einheit der Formen erreicht, von wahrer und
reizender Färbung und täuschender Wirkung von Licht
und Schatten.

Neben diesem Bilde auf derselben Wand folgt die
Abfahrt des Odysseus auf dem selbst gezimmerten Floße.
Es kommt dann dem sechsten Gesänge entnommen die
schöne Nausikaa, welche mit ihren Gefährtinnen zum
Flusse fährt, die Wäsche zur nahen Hochzeit zu bereiten,
und auf derselben Wand dieselbe Königstochter, welche
dem schiffbrüchigen Jthaker-Könige den Mantel gereicht
hat, seine Blöße zu bedecken.

Aus dem siebenten Gesänge ist der Moment gewählt,
wo Odysseus die als wassertragende Jungfrau verstellte
Athene mit den Worten auffordert, ihm den Weg zu
Alkinoos Wohnung zu zeigen:

. -!• rf-'xoovx uv iwi döfiov art(ios

tjyyoaio ^uiAxiyoou,
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen