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Kunstblatt.

Dienstag, -en 20. Aecember 1842.

Ueber Ursprung, Nlüthe und Dcrfall -er
Airchenglasmaicrei in Frankreich,1
nach E H. Thevenot.

L.

Faßt man die Glasmalerei von ihrem ersten Auf-
treten in Frankreich und dem 12ten Jahrhundert in's
Auge, so ergeben sich zunächst und abgesehen von den
jüngsten Versuchen dieser Kunst vier Hauptabschnitte
ihrer Geschichte, welche Eintheilung übrigens nichts we-
niger als Anspruch auf Unfehlbarkeit machen will, viel-
mehr wohl dereinst eine wesentliche Berichtigung erleben
dürfte.

Die erste dieser Epochen nun (byzantinische Zeit)
beginnt um die Mitte des 12tcn Jahrhunderts und en-
digt mit dem Anfang des 14ten.

Die zweite (Zeitalter des Spitzbogcnstyls) erstreckt
sich vom Anfang des 14tcn bis zum Ende des löten
Jahrhunderts.

Die dritte (Uebergangsperivde zum Verfall) umfaßt
das löte Jahrhundert, die Zeit der Renaissance.

Die Periode des Verfalles unserer Kunst dagegen,
welcher schon gegen die Mitte des löten Jahrhunderts
sich fühlbar machte, prägte sich bestimmter im Anfang

I Nach bcn mannigfachen deutschen Stimmen, welche
-aS Jntercssc des größer» Publikums für diese Kunst durch
geschichtliche Beleuchtungen zu belebe» suchten, verdient nun
woyl auch eine französische um so mehr Gehör, als sie, wenn
Pst ei n, doch bis zur Stunde die bedeutendste
des,Auslandes über diesen Gegenstand, und neben anderen
Grunde» schon vermöge der kläglicvcn Stellung unseres Buch-
handels zum französisch^,, Deutschland fast ganz unbekannt
geblieben ist. Ucbcrdicz wäre der Menge bei der eben nicht
empfthlenswcrlhen stylistjschx,, E,gn,ttmmstchkcit des Autors,
aus deren Schwulste sich die sonst trefflichen aber meist ohne
viel logische Holge gedrängten Gedanke» nur schwer entpuppen
lasse», auch mit einer größeren Verbreitung des Originals
wohl schwerlich gedient gewesen.

A » m. der Bearbeiter.

des 17ten aus, und erstieg ihre Hohe unter Ludwig XV.
Von dort ab bis auf unsere Zeit, welche sie wieder in's
Leben zu rufen scheint, lag die französische Glasmalerei
in tiefem Schlummer.

Im Uebrigcn können sich unsere deßfalsigen histori-
schen und kritischen Nachweise auf keine dctaillircndc Be-
schreibung einzelner, den verschiedenen Jahrhunderten
angchörigcr Denkmäler der Glasmalerei einlaffen, viel-
mehr müssen diese einem umfassenderen Geschichtswerke
jener Kunst Vorbehalten bleiben. Und endlich darf nicht
außer Auge gelassen werden, daß die Gefammtheit un-
serer Untersuchungen sich lediglich auf Frankreich be-
schränkt.

E r st c E P o ch e.

Zweite Hälfte des irren, 13tcn und Anfang des 14ten
Jahrhunderts.

(Dyzantlnlscher und romanischer Typus.)

Die ältesten geschichtlich nachgewiesenen Glasmale-
reien sind von St. Denis, welche Abt Sugcr hatte
anfcrtigen lassen. Die Zeit ihrer Entstehung läßt sich
nicht mit Sicherheit feststeüen, darf aber keinesfalls
unter 1152, das Todesjahr ihres berühmten Stifters,
herabgesetzt werden wollen. Sie enthalten unter Andcrm
Darstellungen aus der romantischen Geschichte der Kreuz-
züge, jener volksthümlichen Epopce einer acht christgläu-
bigcn Zeit, fanden aber größtcntheils in den Bilder-
stürmen des Convents ihren Untergang. In neuerer
Zeit jedoch gab sich Herr Depret, Mitglied des Insti-
tuts und Architekt an der Kirche von St. Denis, die
sehr dankcnswcrthe Mühe, alle daselbst noch zerstreut
vorhandenen Bruchstücke, zu sammeln, und damit zwei
Fenster in der Kapelle an der Abside zu füllen. So
wurde uns denn auch jene Scheibe mit dem Bildnisse
Sugcrs erhalten, welche bekanntlich schon Mvntfaucon
besprochen und im Abrisse mitgetheilt hat. Sie trägt
in Charakteren des 12ten Jahrhunderts die Inschrift:
SUGERIUS ABBAS; und da sic bis auf den heutigen
Register
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