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' . W 11.

Kunstblatt.

Dienstag, -en 7. Februar 1843.

Englische und französische Stimmen über
deutsche Kunst.

(Fortsetzung.)

Einen größeren Werth indes; scheint die Commitö
auf die Mittheilnngen des T. Wysc Esq. zu legen,
der sich auch ausführlicher, als die übrigen zu Rath Ge-
zogenen, über die Kunst in Deutschland vernehmen läßt.
Cr gehr fast alle einzelnen Knnstuntcrnchmungcn des
Königs von Bayern durch, „den Königsbau, die Hof-
kapelle, die Ludwigskirche, die Pinakothek und die Arka-
den," wo er oft an Sonntagen Tiroler gesehen, wie sie
ihre Kinder zu den Bildern cmpvrhaltcn und ihnen die
dargestelltcu Scenen aus der bayrischen Geschichte erklä-
ren; das Postgebäude mit etruskischen Vasenfiguren, die
Rosse zügeln; das Theater mit seinen Giebelbildcrn,
und beide mit ihrem Farbenschmuck (für den er jedoch
keine Bewunderung hegt); Rottmanu's griechische Land-
schaften, die Porzellangemälde, deren einige neben, wenn
nicht über denen der berühmtesten Manufakturen Eu-
rvpa's stehen; die Glasmalereien für die Auer Kirche
(wobei er auch der Bemühungen der Herren Boisserlle
in dieser Kunstgattung auf's Rühmlichste gedenkt); die
ehernen Statuen des neuen Thronsaals ic. „Ja, mit
einem Wort," sagt er, „in München ist keine Stelle, wo
nicht irgend ein Kuustschmuck angebracht wäre. Und was
hat der König von Bayern gethan, um in so kurzer
Zeit eine so ausgebpeitete Kunstschule zu gründen? Er
hat kein Mittel außer Acht gelassen, eine organische
Folgeverbindnng der Künstler zu Staude zu bringen,
und zwar nicht allein in den höheren Kunstgattungen,
sondern in allen bis znr untersten, ohne Unterschied, und
eben so eine Beziehung der Kreisschulen für Kunst und
Gewerbe zu der Hauptschule dieser Art in München;
beides als nachahmenswerthes Beispiel für England."
~7 Daß der mächtige Aufschwung der Kunst in Bayern
uicht irgend einer neuen Organisation von Haupt- und
-cebenkunstschulen, sondern einer nach allen Seiten hin

auf's Großartigste angeregten Kunstthätigkeit zuzuschrei-
ben ist, ist dem englischen Berichterstatter entgangen,
wie es auch leider in Deutschland noch an vielen Orten
verkannt wird, wo man von der Gründung oder Crwei-.
terung von derlei Anstalten das Heil erwartet.

William Dyce Esq., ein Künstler von schönem
Talent, von dessen Malereien einige vor längerer Zeit
ans dem Kunstvcrcin in München ausgestellt waren, und
der hauptsächlich mit Professor Jul. Schnorr näher
bekannt geworden zu seyu scheint, sagt auf Befragen von
der deutschen Kunst aus, daß sie ihren Aufschwung thcils
einem religiösen Impuls, theils der griechischen Dicht-
knust, als den Quellen ihrer Begeisterung, zu danken
habe, das, sie in ihrem Styl sich mehr als die altdeutsche
au den altitalienischen anschließe, ruhiger und natür-
licher im Ausdruck, allein wahrhaft dramatisch und in
Zeichnung und Ausführung sehr bestimmt scp.

Wenn diese und ähnliche Mittheilnngen die Absicht
zeigen, auf die neuen großen Kunstunternehmungen in
London einzuwirkcsti, so, dürften sie indeß an einzelnen
Stellen eine Berichtigung erfahren, wohin ich nament-
lich die Angabe rechne, daß einer der ausgezeichnetsten
Künstler in München (Schnorr) sich so eingerichtet, daß
er in Verlauf von drei Monaten sechs Bilder, von je
20 Fuß Länge, ai fresco jii Stande brachte, oder dieje-
nige, daß ein anderer (H. Heß) dreißig bis vierzig Gc-
hülfcn bei seinen Malereien beschäftige. —

Neben den Stimmen aus England, in denen wir
häufig Sinnesverwandtschaft, aber allerdings auch eine
uns fremde, aus dortigen Verhältnissen hervorgegangene,
fast materielle Kunstansicht wahrnehmen, möge nun eine
andere aus Frankreich, gehört werden:

„Von der Kunst in Deutschland" hat Hippolyte
Fortoul in Paris ein Werk in zwei großen Oktavbän-
den herausgegcben^.1 deren erster sich ausschließlich mit

t De Fort en Allemfigne, p->r Hippolyte Fortoul.
Paris, Jules Labilte. 18 4 2.
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