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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 24.1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.3205#0094
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85

uicht blos über die Breitenausdehnung derselben, son-
dern auch über den Geist, der sich in ihren Richtungen
und Strebungen ausspricht, über das innere Wesen der
einflußreichen Culturnivmente jener Zeit, mancherlei be-
lehrenden Aufschluß. So erscheint der altchristliche Ba-
silikenbau, der in Rom zumeist ein roheres Gepräge
trägt, in Ravenna reiner und gesetzlicher ausgebildet,
offenbar nach den Bestimmungen, die sich für ihn in der
neuen Weltstadt, die das alte Rom ersetzen sollte, in
Constantinopel, gleichzeitig ausgebildet hatten: die Säu-
len der Basiliken nicht von ivillkührlich wechselnder Form
(wie in Rom), sondern gleichmäßig gebildet, vielleicht
von Constantinopel aus als Fabrikwaare geliefert; die
Säulenkapitäle zu Anfang noch viel mehr griechisch als
römisch behandelt, was gewiß auf einer ununterbroche-
nen, in Griechenland heimisch gebliebenen Tradition be-
ruht (wie dasselbe auch an den spät-antiken Monumenten
Asiens wahrzunehmen ist), — die späteren Kapitäle jedoch
in einer mehr phantastischen Umbildung solcher Form;
über den Kapitalen stets ein besonderes Uuterlagcr für
den Bogen; der Bogen selbst zierlich und gesetzmäßig
eingefaßt; die Fcnsterarchitektur auf eine großartige und
wirkungsreiche Weise angeorduct (ganz nach dem Prinzip
der noch antiken Basilika von Trier); u. s. w. So treten
uns ferner die bedeutsamsten Beispiele für die weitcr-
greifeudc Umbildung, welche die Architektur durch den
byzantinischen Kuppelbau erhielt und die alhnählig die
ganze Organisation des Gebäudes veränderte, entgegen:
in einfachster Gestalt an dem Kirchlein S. Nazario c Celso,
bei dem wir auf die, noch immer sehr römischen Details
aufmerksam gemacht werden; bedeutsamer schon an dem
Baptisterium der Kathedrale, wo im Aeußeren sogar
schon eine Andeutung des Ruudbogenfrreses bemerklich
wird; auf die glänzendste Weise sodann an der bekann-
ten Kirche S. Vitale. Die Kritik des letztgenannten
Gebäudes veranlaßt den Verf. zugleich näher auf den
byzantinischen Kuppelbau, namentlich auf die Sophien-
kirche und die Kirche des heil. Sergius zu Constanti-
nvpcl, sowie auf die alten Nachahmungen desselben,
cinzugehen; in letzterem Betracht ist besonders interes-
sant, was er über die Kirche S. Lvrenzo zn Mailand
mittheilt. So geht der Verf. auch auf die überaus
merkwürdige Erscheinung (auf die der Unterzeichnete be-
reits in seinem Handbuch der Kunstgeschichte aufmerk-
sam gemacht hatte) näher ein, daß nämlich das Grabmal
des Theodorich bei Ravenna, in seiner Anlage zwar eine
entschiedene Nachbildung römischer Monumente, im De-
tail aber eine Formation erkennen läßt, die mit der
byzantinischen Behandlungsweise nichts gemein hat, und
vielmehr auf die charakteristischen Gliederungen des spä-
teren Mittelalters hindeutet; daß hier somit, an einem
der wichtigsten Denkmale aus den Zeiten der Gvthen-

herrschaft, sich in der Tyat schon ein spccicll germani-
scher Formensinn ankündigt. Der Verf. weist nach, daß
dieselbe merkwürdige Erscheinung auch an einigen Ein-
zelheiten des Palastes, den Theodorich in Ravenna er-
baute und von dessen Fagadc sich ein Theil erhalten hat,
wahrzunehmen ist.

Es möge an diesen flüchtigen Andeutungen genügen,
um das Werk des Herrn von Quast der Aufmerksam-
keit des dabei betheiligten Publikums angelegentlichst zn
empfehlen. Es braucht dabei wohl kaum bemerkt zn
werden, daß dasselbe auch für die heutige ausübende
Architektur, die für ihr praktisches Interesse die Gesetze
des altchristlichcn Baustylcs, und namentlich des Basi-
likenbaues, zu durchforschen bemüht ist, den größten
Werth haben muß.

Kuglcr.

Nachrichten vom Januar.

AUcrthümer.

Paris.' Man hat zu Chanas im Cauton von Roussillon
am 19. Novbr., im Garten einäs Privatmannes, ein präch-
tiges Mosaik gefunden, das aus kleinen Vierecken von blauem,
weißem und rvthcm Marmor besteht, die nur eine Ober-
fläche von Einem Ecntimeter haben. Das gesammte Mosaik
hat eine Länge von fünf und eine Breite von drei Mctres;
rings herum ist eine Bordüre von Stäben und Vierecken von
verschiedener Größe und mannigfachen Farben. In der Mitte
sind Ovale von so.Centimetres Höhe, nntermistht mit Vier-
ecken. I» den Ovalen sind Blumen, Herzen und Fische von
verschiedener Farbe. Das Mosaik ist an mehreren Stelle»
beschädigt, der erhaltene Theil aber bietet eine vollständige
Symmetrie und einen bewunderswcrthen Anblick dar.

Brüssel. Bei der kleinen Stadt Slralc», unweit Venloo,
hat ein Ackersmann auf seinem Felde ein Gefäß mit mittel-
alterlichen Münzen ausgegraben. Der Werth des Geldes
ist auf 15,000 Gulden geschätzt.

Nom. Ausgrabungen, welche der berühmte Besitzer aus-
gewählter'Antiken, Herr Campana, in der Umgegend von
Tusculum führen ließ, haben auf einem vormaligen Grund-
stücke der Familie Furia schätzbare Marmvrwerke und In-
schriften, hauptsächlich eine Minerveustatuc vortrefflichen Styls
und merkwürdig durch die besondere Form der Aegis, an's
Licht gebracht; leider fehlt diesem vorzüglichen Werke bis jetzt
der dazu gehörige Kopf. Ein anderer sehr schöner Mincr-
vcnkopf ward neuerdings von dem Bildhauer Emil Wolfs
zu Neapel erkauft.

London. In der Gesellschaft der Alterlhumsforscher
wurde das Schreiben eines Kapitäns Napean an J '

bec» über Alterthumer auf der Insel Sacrificw vo'ge esc
und H. Fr. Birch berichtete umständlich darüber. D,e Altcr-
tvümer die in Götterbildern, musikalischen Instrumenten,
er i’a S , unterscheiden sich wesentlich von be-

last NU. g. ^,,,/§^„tj„enl auffand, und gleichen mehr
“Äf?°®iWfi« darunter zwei Sta-
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