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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 24.1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.3205#0100
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aus Berlin, zu nennen; der Sonnenuntergang bei Vico
ist ein überkühnes Bild von der größten Wirkung. —
Minder kräftig ausgeführt sind einige Landschaften von
F. Catel, welcher indeß in der Comxosition doch immer
einer der bedeutendsten Künstler bleiben wird, wie vor
Allem seine „Villa des Mäcen" beweist. Außer Rom,
Neapel und Sicilicn ist kaum eine andere Gegend Ita-
liens behandelt worden; auch die zum Theil ausgezeich-
neten Leistungen von I. I. Frey auS Basel, Gmelin
in Rom, Emil Richter aus München, E. Aler.
Hermann in Dresden beschränken sich auf jene Ge-
genden. Die von Kopisch angekündigten Bilder haben
wir vergebens gesucht. — Von Kretzschmer ist eine
kleine vortreffliche Ansicht von Cairo da. — A. Eich-
horn in Berlin hat neben mehrern schönen Ansichten
ans Rom und der Umgegend besonders durch zwei grie-
chische Landschaften Aufsehen erregt: der Taygetvs, vom
Theater von Sparta aus gesehen, und der Tempel von
Phigalia. Es sind hier Farbencvntraste auf einem und
demselben Bilde vereinigt, deren Wahrheit wir auf Treu
und Glauben annehmen müssen. Die Wirkung ist außer-
ordentlich, zumal auf der ersteren Ansicht. — Drei
Bilder aus Hochschottland, von Fräulein Stoddard
aus Edinburg, sind durch starke Charakteristik jenes Lan-
des und jenes Himmels höchst bedeutend, so wüst und
unfreundlich sich auch die trübrvmantischen Felsengegen-
den ausnehmen. Dabei verhehlen wir nicht, daß wir
diese düstre Kälte für etwas übertrieben halten. Ca-
lame versöhnt uns wieder durch zwei herrliche Alpen-
ansichten, Montblanc und Jungfrau. Man bedauert
nur den allzukleinen Maßstab, der bei solchen Riesenge-
genständen in der That etwas störend ist.

Ein drittes ebenfalls treffliches Bild von Calame:
der Sonnenuntergang, leitet uns zur sentimentalen und
heroischen Landschaft hinüber. Wiistfinden hier, in grö-
ßerer Anzahl als früher, frei componirte Landschaften
oder solche Veduten, bei welchen nicht die äußere Ge-
nauigkeit, sondern irgend ein künstlerisch durchgeführter
Gedanke die Hauptsache ist. Einer schon vorübergegan-
gencn Periode gehört die leider zu kurz ausgestellte
„Diana im Bade," von dem verstorbenen Joseph Koch,
an. Die Beseelung der Landschaft durch mythische Fi-
guren und Geschichten, welche mit der Stimmung der
Landschaft selbst in einem inncrn Zusammenhang stehen,
ist seit Kvch's Tode wieder in Vergessenheit gerathcn,
und man hat sich meist mit einer entweder romantischen
vder ländlich-charakteristischen Staffage begnügt. Es
fehlte Koch, bei eigenthümlicher Großartigkeit des Ge-
dankens und der Komposition, an Farbe und Ferne,
überhaupt an- acht realistischem Eingehen auf das Indi-
viduelle und Einzelne; auch verlangt unsere Zeit nicht
mehr, wie das Jahrhundert Touffin's, eine heroische,

sondern wie bei einigen neueren Franzosen, und schon
bei Joh. Both, eine genreartig-sentimentale Staffage.
Unsere Maler lassen die Staffage meist ganz weg, und
drücken das sentimental-poetische dnrch cigcnthümliche
Behandlung des Vordergrundes aus, etwa nach Ruys-
dacl's Prinzip. Als der Größte in dieser Art erscheint
A. Achenbach, dessen „sumpfige Waldgegend" keinem
Ruysdael nachstehen dürfte. Hier wirkt gerade die Ab-
wesenheit der Staffage; denn wehe dkm, der sich an
solch einem düstern Regenabend in diese Wildniß verirrt!
Unbetreten, in ihrem Wachsen und Vergehen sich selbst
überlassen, liegt sie in finsterem Grauen vor uns, ein
Spiel dunkler Naturgeister. Heiterer, aber auch minder
gewaltig, sind die trefflichen Waldlandschaftcn von
L. Scheins in Düsseldorf, den wir als einen der tüch-
tigsten Baumzeichner anerkennen müssen. Die besten
Regen- und Gewitterbildcr haben W. Klein in Düssel-
dorf und R. Kämmerer in Dresden geliefert.

(Fortsetzung folgt.)

Zur Zeitgeschichte.

Vom Neckar.

So sehr bei uns neuerdings einerseits künstlerische
Strebungen gehegt und gehoben zu werden scheinen, so
wenig scheint doch noch im Allgemeinen Kunstsinn ver-
breitet, und namentlich von historischer Auffassung und
Würdigung von Kunstwerken noch wenig Bewußtscyn in
Württemberg vorhanden. Ein paar Beispiele mögen die
hart scheinende Behauptung belegen. In Eßlingen ist
das bisherige in reinem Styl erbaute RathhauS zum
Abbruch bestimmt; die künstliche Uhr soll von demselben
theilweise auf den zum Rathhaus angekauften Palast
des Grafen Alexander von Württemberg übergcpfianzt
werden, zu dessen Styl sie durchaus nicht paßt. Die
sogenannte Hintere Kirche ist „alö baufällig" abzurcißen
begonnen worden; die Mauern waren aber so fest, daß
sie mit Mühe nur abzutragen waren; man hielt daher,
als die Arbeit halb vollendet war, inne, und die Kirche
liegt nun in Trümmern. Die Kapelle auf der Südseite
der großen Brücke wurde abgetragen. Die Grabsteine
an der Außenseite der Hauptkirche sind weggeräumt, mit
Ausnahme, wenn ich nicht irre, derer einer einzigen
noch dort blühenden Familie. — In Tübingen wurde der
Brunnen an der St. Georgenkirche versetzt, dabei das
alte Standbild des Heiligen entfernt und eine Art von
Sakramenthäuschen in gothischcm Geschmack aus Wasscr-
alfingcr Eisenguß an die Stelle gesetzt.
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