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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 24.1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.3205#0190
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berühmten Prachtgefaße des Louvre (der dortige» Triptoler
mosvase) stattsindet. Merkwürdige npulifctie, ebenfalls aus
Ruvo herrührende Vasenfragmente, welche sich hiesigen Orts
im Besitz deS Prof. Zalin befinden, wurden sodann zugleich
mit einer Herstellung des i» jenen Scherben enthaltene» Bil-
des und den nbthigen Erläuterungen Hrn. Gerhard's be-
gleitet. Nachdem derselbe bereiis früher auf den Grund einer
von Prof. Zahn eingesandten Zeichnung die Wichtigkeit jener
Fragmente in einer besonderen Abhandlung: „König Atlas im
Hespcridenmythos," gewürdigt hatte, welche den Schriften der
kdnigl. Akademie der Wissenschaften von 184 l angehdrt, for-
derte die jetzt dargebolene Anschauung der originalen Frag-
mente zu erneuter Betrachtung eines auch in seinen geringen
Trümmer» schätzbaren Kunstwerks und eines antiken Gemäl-
des auf, welches zugleich als Schlüssel des Mythos von He-
rakles und den HeSpcridcn sich kund giebt. Atlas nämlich,
der nach der gewöhnlichsten Sage als Berggeist am westlichen
Ende der Erde die Ueberlieferung der Hespcridenäpfel an
Herakles vermittelt, war in dem erwähnten Gefäßbild als
arkadischer König gedacht, und als seine Gemahlin galt Se-
lene ganz eben so, wie dieselbe Göttin in den Mythen von
Elis des elcischen Ahnherrn Endymion's Geniahlin war; diese
Andeutung aber genügt, um auch den mit Atlas verknüpften
MythoS von Hesperidcnbaum durch arkadisches Lokal, nament-
lich durch das cerealische Heitigkhnm am Fluß Lado», zu er-
klären, dessen Name noch i» der Benennung des HeSperiden-
drachen erhalten ist. Die obstreichen Triften, die jener schlän-
gelnde Fluß bewässerte, stellte der MythoS im Bild eines
schlangenumwundcuen Obstbaumes dar, dessen Aepfel der do-
rische Stammheld Herakles darum gepflückt haben sollte, weil
er zugleich als Tempelpförkner der dort verehrten Erdgbttin,
als Opferer der ihr geweihten Früchte, gedacht ward; ganz
natürlich, daß ihm als zweite Person der Handlung auch
Atlas bcigesellt wurde, in dem man den herrschenden Berg-
gott des Landes erkannte.

Am 15. April legte in der Sitzung des wissenschaftliche»
Kunstvereins Bergrath Prof. Schüler aus Jena zwei von
ihm an Ort und Stelle aufgenommene Zeichnungen der
Trajanssiraße und Trajansbrücke an der untern Donau vor.
Aus seinem dabei gehaltenen Vortrage ist besonders Nachste-
hendes hervorzuheben: I. Die Trajansstraße am Kas-
z-In. oberhalb Orsowa. Au der Gränze Ungarns und
der Türkei verengt sich das Bett der Donau durch zu beiden
Seiten hoch aufsteigende Felsen, daß die Geschwindigkeit der
Strömung 16 Fuß in der Sekunde beträgt. Schiffe können des-
halb, ohne gezogen zu werden, nicht aufwärts passircn, ttnd
Trajan legte schon zu diesem Zwecke auf dem rechten Ufer des
Stromes Wege an, die unter dem Namen der Trajansstraße
bekannt sind. Mehrere in die Felsen eingchaucne Tafeln mit
Inschriften zeigen noch jetzt die Richtung der Straße an, die
zum großen Tbcil wieder zerstört ist. Die Felsen, aus den
jüngsten Gliedern des Jurakalks oder den untersten der Krci-
dcformatio» bestehend, die hier durchaus dicht und ohne Schich-
ttuig sind, erreiche» an manchen Punkten die Höhe von
2000 Fnß über dem Spiegel der Donau. An einer Stelle,
dem Dorfe Ogradina gegenüber, an welcher sich die soge-
nannte, schon von Grisellini, jedoch nicht genau abgebildete
Trajanstafel befindet, bemerkt man unterhalb des WegcS, der
einen Klafter weit in das Felsgestein eingearbeitet ist, meh-
rere in bestimmten Distanzen forllaufende Löcher von ver-
schiedener Neigung und Tiefe, die zu einer Brückeneonstruk-
tion aus Holz, wodurch der Weg eine größere Breite erhielt,
müssen gedient habe». — Auf dem zweiten Blatte finden sich
die Construkiione» der auf dem linken Dvnauufer jetzt erst

Unter Mitwirkung von 0r. Ernst Förster in München und

der 5. G. Cotta'

angelegten Skraße, die zum Thcil gallertenartig ganz in
Felsen ciugebauen ist, theils auf aufgemauertc» in die Do-
nau niedergehenden Pfeilern ruht. — II. Trajansbrücke
bei Tschcrnetz. Mehrere Meilen von diesem Punkte ab-
wärts, unterhalb des wallachische» Städtchens Tschcrnetz, sieht
mau auf beiden Ufern der Donau, auf wallacinscher und ser-
bischer Seite, zwei große Brückenpfeiler nebst Grundmauern
dabei angelegt gewesener Forts aus Ziegeln und Bruchsteinen
in abwechselnden senkrechten Abtheilungen anfgebaut. Bei
dem niederen Wasseistandc der Donau im Jahre 1S55 kamen
innerhalb des Strombettes mehrere Pfeiler zum Vorschein,
und mittelst des Senkbleies fand man deren im Ganzen 15
auf, die meisten oft nur wenige Fuß unter dem Wasserspiegel.
Die Breite der Donau beträgt an dieser Stelle 55 7 2 Fuß.
Die Pfeiler im Wasser sind aus mehrere Quadratfuß großen
gebrannten Ziegelsteinen aufgeführt. In der Mitte des Stro-
mes siudct sich eine Sandbank, aber kein Pfeiler; die einst
a» dieser Stelle befindliche Insel hat sich gegenwärtig mehrere
Tausend Klafter weiter stromabwärts angesetzt. Die Ent-
fernung vo» einem Pfeiler zum anderen beträgt gewöhnlich
180 Fuß.

Hont, Am 2i. April feierte das Jnstitllt für archäolo-
gische Correspondenz hergebrachtermaßen in öffentlicher Ver-
sammlung den Jahrestag der Gründung Ronis und der Stif-
tung der Anstalt. Es wurde daiin der zunehmenden Thä-
tigkeit der wöchentlichen Zusammenkünfte erwähnt, die im
vergangenen Winter besonders durch die Theilnahme von Ge-
lehrten ersten Ranges, wie Welcker und Padre Secchi,
und durch die Mittheilung zahlreicher sehr wichtiger neuer
Denkmäler an Interesse gewonnen haben. Zugleich wurden
zwei kleine Bronzebüsten vorgezeigt, von denen die eine deut-
lich die Züge des alleren Brutus wahrnelnneu läßt, wie man
sie in der berühmte» Büste des Capikols zu crkenneu meint,
während die andere einer schönen und edel» Römerin anger
hört. Beide stammen aus den Ruinen von Hcrkulanum, und
wurden in dem vorigen Jahrhundert von dem König von
Neapel einer ihm befreundeten Dame geschenkt, aus deren
Verlassenschaft sie in den Kutisthandel gelangt sind. Als be-
merkenswerth wurde besonders hervorgehobe», das, die herku-
lanensische Büste ebenfalls die Eonsulartrabca zeigt, wie die
des Capitols, so daß die Zweifel an der Aechtbeit der letzteren
verschwinden. Zlttn Schlüsse trug Dr. H enzc n aus Bremen
eine Abhandlung über das schöne Relief des Palazzo Torlos
nia, früher im Palast Orsini, mit der Darstellung von Gla-
diatorenkämpfen vor. Das Lokal war festlich geziert dtirch
die Aufstellung der Büste» des Kardinals Attgclo Mai, des
Grafen Borghese und des Professors Welcker, von Emil
Wolfs.

Paris. Die Sociele' des Antiquaircs de Picardie hat für
1S4 4 die Preisfrage gegeben: A quelle epoque et dans quelle
circonstance a-t-on frappo, a Amiens le lype uionclaire por-
tanl pour de'vise: Ambinnis pax civibus luis? A-l-on deeou-
verl, dans les autres villes de France, des monnnies oflennt
un caracterc analogue? en donncr ln dcscriplion et la no-
menclalure. Faire prcccder d’aillcurs Je memoire d’obscrvn-
lions genc'ralcs sur la numismatique antericure des villes de
Picardie. Die Frage für 1845 war: Quelle a cle l’influcncc
des corporalions d’arts et de indtiers sur l’origine et 1 Orga-
nisation des municipalitc's dans les villes de France? Die
Preisschriften müssen vor dem i. Juni eingesandt werden.
Die Preise sind: eine goldene Medaille von soo Dukaten.

vr. Franz Kugler in Berlin, und unter Vcrantwortlichkeit
schen Buchhandlung.
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