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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 24.1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.3205#0194
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184

Sic zerfallen in Arbeiten eines guten «nb eines minder voll-
kommenen Styls, vo» denen letztere wahrscheinlich einst nicht
entfernt von de», heutigen Fundorte gearbeitet, elftere zum
Theil wohl aus Griechenland in das Gebiet der bosporani-
schcn Könige eingeführt, zum Theil aber daselbst von cinge-
wanderte» griechische» Künstlern gefertigt wurden. Zu diesen
gehört namentlich das kleine, etwa 8 Zoll hohe Goldgefäß,
sehr zierlich gearbeitet, mit einem Scythen, welcher seinen
Bogen zum Kampfe eingerichtet, auf der einen Seite, und
einem Scythen, welcher seinem verwundeten Gefährten die
i» de» Mund gedrungene Pfeilspitze herauszieht, auf der Ge-
genseite. Ebenfalls in diese Klasse gehören manche der ans
Metallstempeln geprägten Goldzierrathen, namentlich Medu-
sen- und Ariadneköpfe, Greifen u. s. w., welche man in die-
ser Art öfters auf de» in Griechenland und Süditalien aus-
gegrabcnen Denkmälern findet. Aus Griechenland eingeführt
erscheint namentlich ein herrlicher goldener Schildbcschlag,
reich mit Masken und Laubwerk verziert und mit einer Ver-
tiefung in der Mitte, in welche muthmaßlich ein Edelstein
eingelassen war. Von bewunderungswürdiger Schönheit ist
eine weibliche Todtenmaskc, mit ernstem, edlem Ausdruck,
wahrscheinlich von einer, der Verstorbenen selbst abgenomme-
»en Form aus Gpps oder einem ähnlichen Stoff wiederum
abgeformt. Noch sind unter den Geldsachen zwölf schwere,
schön erhaltene Lorbeerkränze, ferner eine große Anzahl feiner
und sauberer Kettchen, Armspange», Ohrgehänge, welche
Amoretten darstellen u. s. w>, im zierlichsten Geschmack, »in
und wieder in Stpl und Form an den etrurischen Gräber-
schmuck erinnernd. Auch in Silber sind viele Schmucksachen
zu Kertsch, meist in Gräbern, gefunden worden; im Sande
jedoch zwei interessante Gefäße von eigenthümlichen Formen,
das eine, eimerförmig, mit mythologische» Vorstellungen,
gewiß von griechischer Hand gearbeitet, das andere, dessen
Henkel Centauren bilden, mit Jagdvorstellungen, die Arbeit
eines einheimischen Künstlers. Die zu Kertsch gefundenen
Thougefäße, in Form den etrurischen und campanischen ähn-
lich, zeichne» sich vor diesen zum Theil durch ihre etwas re-
liefarlig gehaltene» und hie und da vergoldeten Darstellungen
aus; ihre Zahl ist nicht sehr groß. Ferner enthielten die
Kertsch'schen Gräber auch einige schöne Glasflüsse (ä millo
sieurs), geschnittene Steine, namentlich einen Cylinder und
einen gewöhnliche» Jntaglio, beide in Karneol und neuere
Nachahmungen des babylonischen Styls, Münzen u. s. w. -
Die äußerst reiche Sammlung der geschnittenen Steine, in
welche auch die so berühmte Orleans'schc eingeorduet ist. ent-
hält sehr viele interessante glyptische Monumente, von denen
der verstorbene Staatsrath v. Köhler einige bekannt gemacht
hat. Wie cs heißt, ist einige Hoffnung vorhanden, daß diese
kostbare Sammlung durch ein ausführliches, mit Abbildungen
versehenes Werk dem archäologischen Publikum zugänglich ge-
macht werde. Unter den antiken Münzen, welche übersicht-
lich und einsichtsvoll geordnet sind, besinden sich einzelne Fol-
ge», die in solcher Vollständigkeit in keinem anderen Kabinet
angetroffe» werben dürsten. Dahin gehören namentlich die
bosporanische», arsaeidisme», baktrische» und indoskythischen
Münzen :e. Auch die Kunstsache» neuerer Zeit sind höchst
beachtuugswerth. Den ersten Rang nimmt die Gemäldesamm-
lung (in der Eremitage) ein, aus welcher einige Prachtstücke
in Labcnsky's Werke publicirt sind. Es befinde» sich hier
fünf Meisterwerke unter Raphael'z Namen, von welchen
zwei (die Madonna des Hauses Alba und-die Judith) gewiß
diesem Meister angehörcn; ferner ganze Säle mit Gemälde»
von Re mb ran dt, Rubens, Wouvermann s, w.
Andere Meisterwerke, wobei mehrere vo» Murillo, Ve-

lasguez u. s. w. sind vorläufig, wegen Mangels an Raum,
dem Publikum nicht unbedingt zugänglich aufgestellt. Unter
den geschnittenen Steinen, so wie unter den Münzen des
Mittelalters und der neueren Zeit, befinden sich ebenfalls viele
seltene und bemerkenswerthe Eremplare. Bei den Münzen
sind namentlich die russischen und polnische» hervorzuheben.
Außer diesen Sammlungen, welche säuimtlich in dem neuen
Museum vereinigt werden sollen, besitzt die kaiscrl. Akademie
der Wissenschaften ein Museum, welches die merkwürdige»,
in Sibirien ausgegrabcnen (den Tschuden zugeschricbenen) gol-
denen Schmucksachc», eine reiche Münzsammlung, eine Samm-
lung ägyptischer Alterthümcr und aucl, eine kleine Anzahl
orientalischer Waffen u. s. w. enthält. Interessant und wich-
tig für das Studium der Geschichte und der Sprachen des
Orients ist aber die, vorzüglich durch de» Eifer des wirkli-
chen Staatsraths und Akademikers v. Frähn entstandene,
jetzt unter Direktion des Staatsraths und Akademikers v. Dorn
stehende, ebenfalls der Akademie gehörige Sammlung orien-
talischer Münzen, gewiß die vollständigste der Welt, welche
noch kürzlich durch eine Folge merkwürdiger, sehr großer alter
persischer Goldstücke, aus dem Gelds, welches Persien in Folge
des letzten Friedenstraktats der russischen Krone zu zahlen
hatte, vermehrt wurde. Auch das asiatische Institut besitzt
eine schöne Sammlung orientalischer Münze». Eine Samm-
lnng antiker Thongefäße befindet sich im Besitz der kaiserl.
Akademie der Künste, Gemäldesammlungen ebendaselbst, so
wie bei dem Vicekanzler Grafe» Ncsselrode, bei dem Mi-
nister der Aufklärnng, v. Uwar off (schöne Gemälde von
Murillo und Velasguczt u. s. w. Unter den Münz-
sammlungen im Besitz von Privatpersonen erwähnt man be-
sonders die des Staatsrath v. Reichel, mit welcher hinsicht-
lich der darin enthaltene» Seltenheiten wohl keine zweite
verglichen werden kann; ferner die des wirklichen SiaatsrathS
und Akademikers v. Krug (bloS russische Münze», in seltener
Vollständigkeit), die des Gardclieutenauts v. Bartholomäi
(nur Münzen der Achämenide», Arsaciden, Sasanidc», der
baktrische» und der indoskythischen Regenten) >,. f. w.

jpcnlimnUr.

Stendal. Unterm 7. März ist ein Aufruf unsers Magi-
strates ergangen, der die unter 28. Februar d. I. empfangene
königl. Erlaubnis,, ein Denkmal Joh. Joachim Winckcl-
uiann's zu errichten bekannt macht und zu Beiträgen für
daS Unternehmen auffordcrt. Der Vorstand des in Berlin
zusammen getretenen Vereins schließt sich dieser Aufforderung
an und macht die Mittheilung, „daß wir uns bereits einer
für ein solches Denkmal von dem Professor Wichmann aus
Thon angefertigte» und bei der letzten Geburtstagsfeier W.'s
im Saale deS englischen Hauses in Berlin ausgestellten Skizze
zu erfreuen haben, welche den Beifall aller Kenner erhielt."
Der Künstler hat sich den Augenblick gedacht, wo W„ gestützt
auf antikes Bildwerk, dessen innerstes Wesen und das darin
liegende göttliche Schöne erschaut hat, und »nn versucht, was
Griffel und Meißel dargestcllt, mit der Feder durch Worte
und Schrift von Neuem zu schaffen. Zu de» Kosten eines
solchen hier zu errichtenden Standbildes in Erz) von 7 Fuß
Höbe, auf einfachem Piedestal von Granit, sind nach dem
Urtheile der Sachverständigen 12,000 Thlr. erforderlich.

Berlin. Ein Verein, au dessen Spitze u. A. Professor
Kiß steht, hat die Absicht, dem jüngstverstorbcnc» Mime»
Seydelman» ein Monument auf dem katholischen Gottes-
acker zu errichten.

Unter Mitwirkung von Or. Ernst Förster in München und Oe. Fra»; Kuglcr in Berlin, und unter Verantwortlichkeit

der I. G. Eotta'schcn Buchhandlung.
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