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-R- ei.

Kunstblatt.

Wienstag, Len 1. August 1843.

Deitrnge zur Kenntniß -er ait-niederländischcn
Malerschnlcn bis zur Mitte des sechszehnten
Jahrhunderts.

(Fortsetzung.)

Nach genauerer Kenntniß der Werke des Roger von
Vrügge dürste sich Herausstellen, daß das kleine Altar-
bild, dessen einer Flügel den berühmten heil. Christoph
darstellt, welcher in der Boisserse.'schcn Sammlung
dem Memling zugeschriebcn wird, vielmehr von der
Hand unsers Meisters ist. Zum wenigsten habe ich kein
einziges anderes mit denen im Hospital zu Brügge eini-
germaßen übereinstimmendes Bild gesehen, welches die
Scharfe der Zeichnung und die Energie des Charakters
zeigte, die jenen heil. Christoph den Werken des Roger
so nahe stellen.

Der ausgebreitete Ruf des Roger von Vrügge zog
nach dem Tode des Johann van Eyck viele Kunstjünger
aus den Niederlanden und Deutschland in seine Schule,
wie sich dieses nicht so sehr aus den uns nur sparsam
erhaltenen historischen Notizen, sondern weit mehr aus
mehreren Bildern erzieht, die offenbar den Charakter
seiner Schule trage». Zu letztern schon früher erwähnten
füge ich beispielsweise noch folgende bei.

Herr Frasinelli erwarb aus dem schon oben erwähn-
ten Frauenkloster zu Segvvia fünf etwa 3 Fuß hohe
Tafeln, von denen drei 2 Fuß 3 Zoll breit, die zwei
andern aber weit schmälere Flügelbilder sind; sodann
noch drei andere kleine Tafeln. Alle zusammen bildeten
einen ansehnlichen Altarschmuck, welcher sich hauptsäch-
lich auf die Geburt Christi bezieht. In einer der grö-
ßern Tafeln ist nämlich die Sibylle Tiburtina dargestellt,
wie sie dem Kaiser Augustus die heil. Jungfrau zeigt,
die den Heiland gebären werde. Auf der zweiten er-
blicken die drei heil. Könige des Morgenlandes den
Stern, der ihnen die Geburt des Messias offenbart (das
Christkind im Stern reicht ihnen einen Zettel herab).
Die dritte Tafel zeigt dieselben Magier des Morgenlandes,

wie sie sich am Ufer des Meeres baden (reinigen), bevor
sie die Reise beginnen. Die inner» Seiten der schmalen
Flügelbilder enthalten die Darstellungen der Heimsuchung
und der Anbetung der Könige. In den kleinern Fel-
dern sind der segnende Gott Vater und musizirendc En-
gclchen vorgestellt. Auf den Außenseiten von vier Tafeln
sieht man Adam und Eva aus dem Paradies getrieben,
und die einzelnen Gestalten Johannes des Täufers und
der heil. Katharina. Diese in der Darstellungsweise dem
Roger sehr verwandten Bilder sind jedoch weder so aus-
gezeichnet in der Ausführung, noch von so lebendiger
Zeichnung und tiefer Charakteristik, wie die des Meisters.

Sehr anmuthig und dem Meister Roger sehr nahe
stehend ist ein kleines Madonnenbild, im Besitz des
Herrn Steinmetz zu Brügge. Es ist die halbe Figur
der Maria mit dem Christkinde in einer Landschaft.

Das Städelsche Kunstinstitut zu Frankfurt
erwarb aus dem Mailändischen drei kleine Tafeln, jede
von l9 Zoll Höhe und 10 Zoll Breite, mit Darstellun-
gen aus dem Leben Johannes des Täufers, von überaus
köstlicher Ausführung, und entschieden von einem Schüler
des Roger von Brügge gemalt. Sie stellen dar: die
Geburt des Johannes, die Taufe Christi und die Ent-
hauptung des Täufers. Jedes der Bilder ist von einer
gemalten grauen Architektur, einem Spitzbogen, einge-
schlossen, an welchem die zwölf Apostel, immer zwei und
zwei zusämmengestellt, sodann unter reichen Tabernakeln
24 ganz kleine Darstellungen aus dem weitern Leben des
Johannes dös Täufers, die von der größten Feinheit
sind und auffallend an die architektonische Einfassung mit
dem Leben der Maria erinnern, welche des Rogier Rei-
sealtärchen aus Burgos umgeben. Merkwürdig ist es
nun, daß aus Spanien, durch die Hände des Herrn
Ncuwenhuys zu Brüssel, zwei ganz gleiche Darstellungen,
nur in größer,» Format (2 Fuß 9 Zoll hoch, 1 Fuß 6 Zoll
breit) in die Gallerie des Königs von Holland im Haag
gelangten. Die dritte, die Enthauptung des Johannes,
fehlt.' Diese zwei Bilder sind auch sehr schon behandelt,
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