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334

wenn er darin den Namen des Ramses-Scsostris las.
Nach unserer Ansicht wäre sonacb das Bildwerk von
Nymphi von den Scythen, im Gegensatz gegen die ägyp-
tischen Croberungszüge, errichtet, in derselben Absicht,
wie die Perser neben die ägyptischen Felsenreliefs, welche
sich an der antiken Straße im Desilö, an der Mündung
des Nahr-el-Kelb oder Lykos der Alten, befinden und
vor nicht langer Zeit nach Zeichnungen des Grafen von
Verton von Lepsius bekannt gemacht worden sind (An-
nan dein Islit. di Corrisp. Archeol. 1838. Vol. X.), die
Bilder von sechs persischen Königen, in unverkennbar
persischem Styl und Kostüm, gesetzt haben. Vielleicht
ließ jeder der achämenidischen Dynasten sein eigenes Bild
einhauen, um höchstselbst fein Piacemm Hegium zu dem
Fortbestände dieses feindlichen Monumentes zu ertheilen.
Ein ähnlicher Fall ans der neuern Kriegsgeschichte dürfte
vielleicht hier erwähnt werden. Wir erinnern uns in
Coblcnz, aus dem Platze vor der alterthümlichen Kirche
des heiligen Castor, ein Monument aus der Zeit der
französischen Occupation gesehen zu haben, dem ein rus-
sischer General im Jahr 1815 sein Vidit in einer kurzen
Inschrift untergesetzt hat, — die sinnigste Weise, um im
raschen Durchzuge, sowohl seiner siegreichen Anwesenheit
als seiner Achtung für die Kunst ein Denkmal zu setzen.

Eine Ansicht von dem gegenwärtig im brittischen
Museum befindlichen Harpyienmonument von Xanthos
wird uns auf Tafel IV. gegeben. Die Erklärung ist für
die nächste Lieferung verschoben. Herr I. Franz theilt
eine Probe von einer nächstens erscheinenden neuen Bear-
beitung des Monumentum Aticyranum mit, welches durch
ein größeres von Hamilton in Ancyra aufgefundenes
Stück der griechischen Uebersetzung eine nicht unbedeu-
tende Vervollständigung erhalten hat.

Das Angeführte möge genügen, um auf den In-
halt dieser Zeitschrift aufmerksam zu machen. Die zahl-
reichen, bald größeren bald kleineren Berichte möge der
Leser in dem Originale suchen.

(Schluß folgt.)

Geschichte der deutschen Kunst im Mittelalter.

Denkmäler bildender Kunst in Lübeck,
gezeichnet und herausgegcbcn von C. I. Milde,
Maler, und begleitet mit erläuterndem histori-
schen Tert von vr. Ernst Dcecke. 1. Heft,
enthaltend: in Bronze gravirte Grabplatten.
Lübeck 1843. Auf Kosten des Herausgebers. Fol.

Das Unternehmen, welches mit dieser ersten Liefe-
rung in's Leben tritt, ist bereits in Nr. 72 des vorjäh-
rigen Kunstblattes angekündigt worden, lieber Plan

und Verhältnisse des Ganzen ist dort bereits das Nä-
here gesagt. Der Plan hat in so fern eine Veränderung
erfahren, als der Herausgeber beschlossen hak, die Denk-
mäler, die denselben Gattungen künstlerischer Technik
angehören, in den einzelnen Lieferungen zusammen zu
ordnen, so daß sie besondere Folgen für sich bilden und
eine bequemere Uebersicht verstatten, und daß zugleich
der Vortheil gewährt wird, die einzelnen Abtheilungen,
je nach den Interessen der Kunstfreunde, gesondert er-
werben zu können. Der Inhalt der ersten Lieferung ist
auf dem Titel bezeichnet. Sie führt uns auf fünf Ta-
feln (von denen zwei die doppelte Größe der übrigen
haben) die Abbildungen zweier bronzenen Grabplatten
mir gravirten Darstellungen und die Abbildungen von
einzelnen Theilen der einen dieser Platten vor.

Die erste Grabplatte, in der Domkirche befindlich
(Taf. >.), enthält in starker Umrißzeichnung die kolossalen
Gestalten zweier lübischer Bischöfe; die Umschrift besagt,
daß der eine von ihnen im Jahr 1317, der andere 1350
gestorben sey. Das Werk fällt also ohne Zweifel in die
Zeit gleich nach der Mitte des 14. Jahrhunderts, was
auch der entschieden germanische Styl der Darstellung, in
der charakteristischen Fassungsweise gerade dieser Epoche,
bestätigt. Beide Gestalten befinden sich in architektoni-
schen Nischen, die ebenso durch gravirte Zeichnung an-
gedcutet werden; der Fnß der Nischen, ihre Seitenpfei-
ler, die Tabernakel-Architekturen, welche sie bekrönen,
sind sehr reichlich mit kleineren figürlichen Darstellungen
ausgefüllt. Unterwärts nämlich sieht man friesartige
Bänder, in denen Scenen ans dem Leben zweier Hei-
ligen dargestellt sind; dazwischen Gestalten der irdischen
Freude, Jünglinge und Jungfrauen. In den Pfeilern
bauen sich die Gestalten der Apostel, Propheten und Pa-
triarchen empor, eine jede wiederum in zierlich geson-
derter architektonischer Umfassung. Die krönenden Ta-
bernakel-Architekturen zerfallen in je zwei Hauptabthei-
lungen; in der unteren sieht man Engel, welche die
Seele- des Geschiedenen emportragen, in der oberen den
Erlöser und ebenfalls Engel zu seinen Seiten. Die
Gründe hinter den Figuren der Bischöfe und hinter den
Nischen sind mit einem reichen, teppichartig gemusterten
Ornamente erfüllt. Bei solchem Reichthum an Darstel-
lungen ist diese Grabplatte gewiß eine der merkwürdig-
sten in ihrer Art, für die Technik sowohl, wie für die
Stylistik und Ornamentik der Zeit ein höchst interessanter
Beleg. Auch die ganze architektonische Dekoration, welche
dabei angewandt ist, verdient sorgfältige Beachtung; wir
finden in den Einzelheiten die zierlichsten Elemente des
gothischen Styles; ihre Anwendung aber trägt ganz das
Gepräge des Backsteinbaues im nordöstlichen Deutsch-
land, dessen Material an den entsprechenden Stellen,
durch Andeutung der Steinfugen, auch ausdrücklich
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F. Kugler: Geschichte der deutschen Kunst im Mittelalter: Denkmäler bildender Kunst in Lübeck, gezeichnet und herausgegeben von C. J. Milde und begleitet mit erläuterndem Text von Dr. E. Deecke
 
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