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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 24.1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.3205#0436
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Künftlcrfefte.

Ircslmi. Am Abende des h. November hat der hiesige
Künstlerverein, zur Feier der Anwesenheit ihres ehrenwertven
Landsmannes, des Bildhauers, Prof. Kib von Belli», ein
Festmahl veranstaltet, an welche,» auch niedrere Mitglieder
des Kunstvereins und des Vereins zur Errichtung des Fried-
richsdenkmals Theil nahmen.

Kopciliuigeil. Dem Bildhauer Bissen ward hier ain
8. November d. I. ein Festmahl gegeben, als Anerkenntnis,
der Meisterschaft, die er in den beiden so eben vollendeten
Statuen, Minerva und Apollo, an den Tag gelegt, und zwar
von einer zahlreichen Gesellschaft, an welcher fast alle Nota-
bililälen der Universität und der Kunstakademie Theil nah-
men. Beim Eintritt in den mit Bissens Bildniß und sei-
ner schonen Walkt,re' geschmückten Fcstsaal ward der Künstler
mit Rede und Gesang begrüßt. Nachdem zum Schluß eines
Gesanges von Molbech auf des Gefeierten Gesundheit getrun-
ken worden war, sprachen: Ussing über die Einigung der
Wissenschaft und Kunst; Tlnele für das brüderliche Zusammen-
wirken der Gelehrte» und Künstler; Stiftsprobst Tryde über
die versöhnende und schützende Macht der Künste; H. C. Oer-
sted über die Anerkennung der Stammverwandtschafr und des
engen Zusammenhangs der Dänen und Deutschen, wodurch,
inmitten des gerechten und ungeschwächten Kampfes zur Ver-
iheidigung der Unabhängigkeit und Et,re gegen ungerechte An-
griffe, die gegenseitige Achtung lebendig erpalten und einer
künftigen Versöhnung der Weg gebahnt werden müsse ic. —
Unter allen Toasten ward aber keiner mit größerem Jubel aus-
genommen als der von Madvig auf den anwesenden Lehrer
Bissens — Th orwaldsen. Ada», O e hl e n sch l ä g er
sprach, in seiner Erwiederung auf den ihm gebrachten Toast
u. a. folgendes: „Da in meiner Jugendzeit meine Seele er-
griffen ward von dem herrliche» bedentungsvolle» Sinn, der
uns aus des Nordens großer Vorzeit entgegen leuchtet, war
ich mir schon bewußt, daß nicht die Poesie allein, geschweige
den» ich selbst, der einzelne Dichter, in, Stande wäre, ohne
den wirksamen Beistand der andern Künste, die alte Gdlter-
Wclt z» »encm und kräftigem künstlerischen Leben zn erwecken.
Aber damals hatte Dänemark keinen großen Künstler,
denn wie wohl Wiede welk ein ausgezeichneter Bildhauer,
und auch von dieser Idee ergriffen war, so vermochte er doch
nicht sie durchzusühren; vielleicht war es auch in der Ord-
nung der Natur, daß die Poesie voranschritt. Jetzt aber ha-
ben wir große Meister, die einer solchen Aufgabe gewachsen
sind, jetzt haben wir ein beranwachsendes Künstlergeschlccht,
das nach eigenlhümlicher, tüchtiger Entwickelung strebt. Deß-
halb bitte und beschwöre ich sie, den vom Alterthum uns hin-
terlassenen reichen Schatz von großen Motiven zu den herr-
lichsten Kunstwerken nicht unbenutzt zu lasse». Die Walkyren
sind schon wieder da; Biffen's Meißel hat sie in's Lebe» ge-
rufen. Möge er uns Allen den Trank der Begeisterung rei-
chen, möge er die alle Walhalla uns wieder lebendig vor's
Auge stellen." — Wenn vielleicht Einem oder dem Andern
in diesen schönen zeitgemäße» Dichterworlcn ein versteckter
Vorwurf zu liegen schien (da Bissen eben wieder seine Mei-
sterschaft an zwei griechischen Götterbildern bewährt hatte),
so war cs doppelt erfreulich, daß Hr. Troels Smith den
Wunsch aussprach, die herrlichen Slainen von Minerva und
Apollo bald in Marmor ausgeführt zn sehen. — Orla Lehman»

1 Diese herrliche Statue ward schon bor io Jahren, als Dissen
aus Italien zurückkehrte, vvu ihm in Ghps modellirt, als Beweis
seiner Befähigung zur Aufnahme i» die Kope»t,eigener Akademie.

aber meinte, mit Wünschen und Trinken sei, cs nicht getlian;
vor wenigen Tagen habe »och beit» Volksfest auf der Schieß-
bahn ein Nordschleswiger Bauer ihnen gesagt, daß Worte
nicht genügten, wo man handeln sollte. Er schlug deßhalb
vor, zu dem genannten Zwecke sofort eine Subscriptio» zu
eröffnen, und obgleich viele Mitglieder der Gesellschaft, nnd
zwar die meisten älter» »ni> wohlhabender» nicht mehr zugegen
waren, wurden doch auf der Stelle gao Rthlr. unterzeichnet.
ES ist wohl nicht zu bezweifeln, daß die zur Ausführung
erforderliche Summe i» Kurzem zusammen gebracht seyn wird»

Ausstellungen.

Stuttgart. Auch hier sind nunmehr die berühmte» bel-
gische» Bilder von Gallail und de Biefve auf der Heim-
reise von Wien uno München aus cingelroffen, »nd in den
Sälen der Kunstschule zur Beschauung der Kunstfreunde aus-
gestellt.

Leipzig. Die diesjährige Kunstausstellung bot mehrfaches
Interesse dar, indem sie von fast alle» Kunstschulen Deutsch-
lands, vornehmlich von Berlin. Düsseldorf. Frankfurt,
München :c.. sodann auch von Belgiern und Holländern beschickt
worden ist. Im historischen Fach zeichneten sich ans,
Schnvrrs Carions zu den Gemälde» des Barbarossasaales
in München, Veits Germania (..die blonde blauäugige
Jungfrau sitzt Mit ihre» edlen Formen Ihatenlos am Bannt
der Väter, sinnt und hält ihr Haupt, wie in, starren Traum
befangen. Ein goldner Schein umgiebt sie; da» ganze Fir-
mament glüht hinter ihr, und ans dem wellenlosen Spiegel
deS Wassers, der sich ihr zn Füße» breitet, hebt sich das edle
Köln mit dem gekrümmte» Arm seines Krahns auf dem un-
fertigen Dom wie ein verschwiegenes Räthsel gen Himmel");
Hübners Friedrich III. für den Rdmersaal in Frankfurt,
ferner von Las ins kl) in Köln: Gnstav Adolph, sein Kind
Christine i»i Arni. Abschied neluncnd von den Reichsständen;
von Ficlgraf in Berlin: Luther wie er die Thefcs an-
schlägt; von Volkhart in Düsseldorf: Mariä Stuart ans
dem Gang zum Schaffst; von Benzon in Düsseldorf: Tod
des Dänenkdnigs Kanut d. H.; von Köhler: Semiramis
(die Heldin des Orientes ist in dem Moment erfaßt, wo
sie, mit der Toilette beschäftigt, von drei Dienerinnen um-
ringt, die Nachricht von einem Ausstande erhalt. Ein Krieger
aus der untern Galleric herandrängcnd, bringt die Kunde;
die offne Halle giebt den Blick auf das Gewühl dev Volts.
Den Dienerinnen entsinkt die Laute, daö Geschmeide; Semi-
ramiS springt vom Sessel auf, die eine Hand geballt ins
weiche Polster gebrückt, die andre mit dein Griff nach dem
Schwerte). — Unter de» Genrebildern waren die von
Lessing, die Beichte im Walde, von Schrödtcr, Sir John
Falstaff, unbedeutend. Von Ritter aus Eanada (jetzt in
Düsseldorf) gefiel die Verlobungsscene an der norniännisthen
Küste durch glückliche Contraste und schöne Farbe; von Körner
aus Düsseldorf die Rheinische Bauernhochzeit, von Becker
Abschied und Heimkehr des Soldaten. Am aitszeichnelsteti im
Genre erschiene» die Berliner: M c t) e r b ei m mir zwei Knider-
scenen; Pistorins mit italienische» Voltsscenen; Bengel
und Maro» m i t solche» aus Berlin und ans Böhmen; Begas,
eine Mohrin wäscht ein Kind, In der Landschaft hatten
Holländer »nd Belgier das Uebergewicht, Schelfhout,
K o c ck o e ck, R u yter, K l c r k, Wa l dor p; doch waren auch
Landschaften von Achenbach, Scheins und Schirmer
ausgestellt. (Vergl. Allg. Zeitung vom rs. Novbr. is/15.)

Unter Mitwirkung von vr. Ernst Förster in München und vr. Franz Kugler in Berlin, und unter Verantwortlichkeit

der I. G. Cotla'fche» Buchhandlung.
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