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Kunstblatt.

N 11

Donnerstag den 2. März 1848.

Italienische Kunstgeschichte.

(Fortsetzung. Bergt. Nr. 26 bis 28 ». 3.)

8) Memorie intorno la vita e le operc
di Andrea Palladio, pubblicate nell’ inaugurazione
del suo monumenfo in Vicenza li 19 Agosto 1845,
colla serie di ventiselte scritture del medesimo arcbi-
tetlo in parte inedite ed ora la prima volta unite
dal 1’ abate Antonio Magrini. Padua, 1846. 414
und lxxxyiii S. 4‘° mit Kupfern.

Der Conte Egidio di Velo aus Vicenza ist denen, die
sich mit römischen Antiquitäten beschäftigt haben, als der glück-
licheFinder des prachtvollen Gladiatorcn-Mosaiks bekannt, welches
bei den durch ihn im Jahre 1824 in den Antoninischen Thermen
veranstalteten Nachgrabungen zum Vorschein kam und, mehrere
Jahre hindurch an dem ursprünglichen Orte gelassen und mit
Erde zugedeckt, nachmals in den Lateranischcn Palast gebracht
ward, zu dessen vorzüglichsten Zierden es gehört. Als dieser mit
Kenntnissen und warmer Knnstlicbc begabte Edelmann in wenig
vorgerücktem Alter am 12. Februar 1831 starb, tief betrauert
von seinen Freunden, unter denen Gino Capponi zu Florenz in
der Antologia ihm einen Nachruf widmete, hinterließ er in
seinem Testament die Summe von 100,000 venezianischen Liren
zur Errichtung eines Denkmals für Palladio in seiner Vater-
stadt Vicenza. Am 19. August 1845 fand die Einweihung statt,
indem die Reste des großen Baukünstlers aus der Kirche Sta.
Corona nach dem Friedhofe gebracht und dort mit religiöser Feier
beigcsctzt wurden. Ein rings von Säulen umgebenes Tempel-
chen, nach der Zeichnung des nun verstorbenen Architekten B.
Malacarnc, von welchem die ganze Anlage des Friedhofs her-
rührt , enthält zuerst ein Vestibulum, geschmückt mit den schönsten
antiken Marmorgatiungen, welche Velo bei den genannten Nach-
grabungen in den Thermen, bis auf die letzten Tage eine reiche
Fundgrube, sammelte, sodann eine Cella mit einer Kuppel, durch
welche das Licht einfällt. Dem Eingänge gegenüber in hoher
Nische steht das Monument, ein Werk des Vicentiners Giuseppe
Fabris, des bekannten Direktors des Vaticanischen Museums.
Auf hohem Sockel, vor welchem zwischen den Wappenschildern
der Stadt und der Familie Velo ein Sarkophag antiker Form
steht, erhebt sich ein Würfel, geschmückt mit einem Basrelief,
Ansicht der Antonins-Thermen, zu beiden Seiten weibliche sitzende
Gestalten, links vom Beschauer Vicenza, rechts die Architektur;
ans dem Würfel aber eine Gruppe, Palladio vom Genius der
Kunst gekrönt. Die von dem gelehrten Labus angegebene In-
schrift heißt:

Ossa Andreae Paliadii
Ex aede sanctae Coronae in monumentum
Qnod Hier. Aegidius de Velo
Tcstamento fieri iussit
Vicentini transtulerunt. MDCCCXXXXV.

Equitis Joscphi de Fabris opus.

Die Errichtung dieses Denkmals gab die nächste Veranlassung
zu dem oben genannten Buche, welches zu Ende des Jahrs 1848
in schöner Ausstattung erschien. Die Mangelhaftigkeit und Un-
zuverlässigkeit der bisherigen biographischen Arbeiten über einen
Künstler, der unter den italienischen Architekten eine der aller-
ersten Stellen entnimmt und dessen Lehrbuch immer und immer
wieder aufgelegt wird, veranlaßten den Abate Magrini zu
ernsten und sorgsamen Forschungen. Sieht man sich in Vicenza
um, so vernimmt man, wie beinahe jedes Gebäude Palladio's
Namen trägt: in der Umgebung sodann, in Venedig, in den
Orten der Trevisaner Mark und anderwärts hört man diesen
Namen nnzähligemale. Vom Vasari an, der zu Palladio's Leb-
zeiten schrieb, sind ganze Reihen von Bauwerken ihm beigelcgt
worden: an kritischer Sichtung hat es bis auf unsere Zeiten ge-
fehlt. Gualdo (1817), Temanza (1782), Milizia (1788),
welche über Palladio schrieben, sind voller Unrichtigkeiten; die
meisten ihrer Nachfolger wiederholten diese nur im Compendium;
zu urkundlicher Feststellung einzelner Punkte trugen neuerdings
Diedo, Cicogna, Cadorin, Gape manches bei. Eine voll-
ständige Arbeit ward indeß nicht unternommen, so sehr auch des
Namens Berühmtheit dazu anfforderte.

Man ist also dem Abate Magrini, welcher, wie es scheint,
namentlich von Vaterlandsliebe bewogen, sich dieser Forschung
unterzogen hat, wahren Dank schuldig. Aus den Viccntiner
u. a. Archiven hat er eine große Menge Daten beigebracht: In-
schriften, Familienpapiere, Zeichnungen, die Schriften des Künst-
lers und seiner Zeitgenossen haben ihm reichlichen Stoff geliefert,
und so ist cs ihm gelungen, wenn auch bei weitem nicht Alles
ins Reine zu bringen, wenn auch bei weitem nicht über alle
wirklich von Palladio herrührenden Bauten geschichtliche Notizen
zu geben oder bei zweifelhaften eine Entscheidung herbeizuführen,
doch die Nachrichten über dessen Leben und Wirken in ziemlicher
Vollständigkeit festzustellen und zu begründen. Wenn wir aber
auch jetzt über Palladio's Familie, Lebensweise und sonstige Ver-
hältnisse nur wenig wissen, so ist dieß der Ungunst der Verhält-
nisse znzuschreiben, die so kärgliche Kunde auf die Nachwelt hat
kommen lassen. — Das eigentlich Künstlerische spielt in diesem
Buche die Nebenrolle: die kritische Untersuchung waltet vor.
Leider ist, bei allem Fleiß und Verdienst dieser letzter», die An-
ordnung eine so durchaus verworrene, die ganze Anlage so un-
geschickt, Alles dermaßen durcheinander geworfen, und, da auf
viertehakbhundert Quartseiten kein Abschnitt, keine Eintheilnng,
keine Ueberschrift noch bcigesctzte Jahrszahl sich findet, die Lektüre
so ermüdend, daß zu befürchten steht, das Buch werde seinen
Zweck nur unvollkommen erfüllen. Um so mehr habe ich es für
nöthig erachtet, die wichtigeren Resultate desselben chronologisch
zu ordnen, um eine klare Uebersicht der Thütigkeit dieses so
genialen wie vielbeschäftigten Mannes zu gewinnen: den histori-
schen Standpunkt scsthaltcnd, glaube ich den künstlerischen um
so eher außer Augen lassen zu können, als das Urtheil über
Palladio so ziemlich feststeht und jene übermäßige Bewunderung,
zu der sich manche gehen ließen, einer ruhigeren aber gerechten
Würdigung Platz gemacht hat. Den Zenith mag diese Bewun-
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