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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 3.1822

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https://doi.org/10.11588/diglit.12970#0041
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Nr s

n st - B l a t k.

M o » ta g, des 2z.

Kkenze's Restaurationen antiker
Tempel.

1« Versuch einer Wiederherstellung des
toskanischen Tempels nach seinen hi-
storischen und technischen Analogien.
Von Leo Klenze, konigl. bair. Hof-Bau-Jn-
tendanten und Baurache jc. München ihr«. —
86 S. mit 2 Kupfertafeln, kl. Fol. (Bus dem
8ten Bande der Denkschriften der königl. Akad.
der Wissenschaften besonders abgedruckt.)
r. Der Tempel des olympischen Jupiter
ju Agrigent, nach de.i neuesten Ausgrabungen
dargestellt von L. Klenze rc. Stuttgart und
Tübingen, I. G. Cotta'sche Buchhandlung 182t.
40 S. mit 4 liihogr. Tafeln, kl. Fol.

Der Vf. dieser beyden Schriften hat sich Äs praktischer
Baukünstler durch Aufführung mehrerer Prachtgcbäude,
namentlich der Glyptothek Sr. K. H. des Kronprinzen von
Bayern, und zulezt des Palasts des Herzogs von Leuchten-
berg, einen berühmten Namen erworben. Um so erfreu-
licher ist es, ihn auch im Felde der Archäologie als scharf-
sinnigen Forscher auftretcn zu sehen, denn nicht blos die
Wissenschaft, sondern auch die Kunst wird von seinen Un-
tersuchungen Nutzen ärnten, da die Resultate gründlichen
Eindringens in die Werke des wenn auch noch so entle-
genen Alterthums immer vielfältige Anwendung auch für
unsre Zeit gestatten. Wie sehr aber die Wissenschaft ge-
winnen müsse, wenn die Untersuchungen über alte Bau-
kunst nicht blos historisch und grammatisch angestcllt, son-
dern vom lebendigen Künstlcrauge geleitet werden, hat
man schon längst gefühlt, und die erste der obengenannten
Abhandlungen liefert dafür einen sprechenden Beweis.

Es war ein glücklicher Blick in die Natur, welcher
den Vf. auf den Versuch leitete, den so vielfältig hesprc-
chenen toskanischeu Tempel noch einmal nach eigener Ansicht
zu constrmren. Die Landgebaude des heutigen Tvskana's,
Rhäticns, Tprols und des bayrischen Oberlandes boten

Z a N u « t 1 8 2, **

ihm eine auffallende Vehnlichkeit mit antiken Consirnctis-
uen überhaupt, und besonders mit den Vorschriften dar,
welche Vitruv für die Anlegung des toskanischeu Tempels
gibt. Er sucht nun auch einen historisch begründeten Zu-
sammenhang zwischen jetziger Sitte und dem Alterthn«
nachzuweise», und, von genauer Prüfung aller früher auf»
gestellten Meynungen ansgehend, den toskanischen Tem-
pel von dem Vorwurf roher Mißgestalt, der ihm öfter ge-
macht worden, zu retten. Zudem er auf solche Weise Hütte
und Tempel in nahe Beziehung bringt, verwahrt er sich
jedoch gegen den Verdacht, als setze er den Ursprung der
Architektur überhaupt blos in den Holzbau und wolle den
Bau der Tempel ausschließlich auf dessen materielle Nach-
ahmung begründen.

Nach Anführung dessen, was die Alten über die Ab-
stammung des etruskischen Volks berichten, stellt der Vf.
Untersuchungen über die Wahrscheinlichkeit einerseits von
dessen nordischer Abkunft und andrerseits von dessen Ansam-
mcuhang mit dem thrakischen Osten Cnropa's an. Jene
neuere Ansicht, welcher er hier beytritt, daß die Tusker
von Norden nach Italien eingcwandert, hat an Zoh.
v. Müller, Adelung und Vater, Zosga, Niebuhr und
Creuzer, vielgeltende Stützen gefunden ; auch läßt sich
manche auffallende Aehnlichkeit zwischen der nordischen und
etruskischen Mythologie und Sprache keineswegs leugnen.
Hierdurch wäre aber die Schwierigkeit, jene unbestreitbare
Analogie der etruskischen und altgriechischen Kunst zu er-
klären, eher vergrößert als gehoben, wenn sich nicht auch
ein Verbindungsglied fände, welches einen frühen Anjam-
menhang hellenischer und etruskischer Bildung andcutete.
Diese« sucht der Vf. in dem thrakischen Vvlksstamm nach-
zuwcisen, welcher sich, Religiön und Cultur verbreitend,
sowohl nach Süden über die hellenischen Lander, als nach
Nord und Nord - West über Pannonien und Rhätien zu de«
oderitalischen Völkern ausgedehnt habe. Wenn auch diese
leztcre Hypothese nur in der allgemeinen Anerkennung ur-
alter Verwandtschaft der griechischen und germanische»
Völker und Sprachen ihre Stütze findet, so mochte doch
im Ganzen nichts Erhebliches dagegen einzuwenden ftp».
Wie der Vf. die Namen Rhätreu «ud Eräcien mit ein-
Register
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