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Nr. 81

Kunst-Blatt.

Donnerstag, den 7. Ö c t 0 h r 1824,

Die Sammlung altdeutscher Gemälde in dem sürst,
lichen Schlosse zu Wallcrstcin.

(Beschluß.)

Die Bilder von Bartholomäus Zeitblom sind
von höchst zarter anmuthiger Behandlung, und die Köpfe
und die Kleidung von großer Ausführung und Reinlich-.
keit. Es sind unter den Bildern dieses Meisters zu Wal-
lerstein drep Tafeln von 4 Schuh 4 Zoll Höhe, die heil.
Brigitta, die heil. Ursula und die heil. Margaretha dar-
stellend. Ganze Figuren, jedcvor einem goldenen modellirtcn
Teppiche stehend. Erstere im grauen Ober- und grauen
Unterkleide, mit dem aufgehcfteten rothen Ordens-
kreuzlein und ein weißes feines Linnentuch über dem
Haupte, ist ungemein anziehend. Die heil. Ursula in
rothcm Unterkleide und grünem Mantel, Pfeil und Buch
in der Hand, und die Krone auf dem Haupte, und die
heil. Margaretha in blauem Unterkleide und rothem
Mantel, den Drachen zu den Füßen, und einen Bund
Schlüssel in dem Gürtel, bilden die Gegenstücke. Diese
Gemälde erinnern an den alten Cölner Meister, sind
aber dennoch eigenthümlich und von großer Vollendung.
Der schöne Stpl und die reiche Gabe der Composition
des Martin Schaffner sind hinlänglich aus den vier
großen Bildern von Schleißheim bekannt, die in dem
Cataloge von Männlich den Namen Martin Schön tra-
gen. Was endlich die Bilder von Martin Schön
in der Gallcrie zu Wallerstein betrifft, so ist es bekannt,
wie über diesen Maler und seine Werke eine eigene, bis jezt
undurchdringliche Dunkelheit herrscht; wir sind nicht im
Stande, dieselbe aufzuhcllen, behalten es uns aber
vor, Bepträge zu liefern, die vielleicht seiner Zeit zur
Aufklärung führen.

Der Charakter der Nürnberger Schule, so wie
die Meister derselben, dürfen als bekannt vorausgesezt
werden. Als Gegensatz zu der schwäbischen Schule be-
merken wir, daß hier kein Einfluß der Epckschcn oder der
Cölner Schule sichtbar ist, aber sehr früh das Studium
der italienischen und vorzüglich der lombardischen Meister
hervvrtritt. Ein gewisses Wagen in den Cvmpositionen,

in dem Faltenwürfe und in der Vertheilung des Schat-
tens, und überhaupt eine gewandte Technik, offenbaren
sich lange vor Dürer, und das Tppusartige in den Köpfen
und Figuren, welchem die schwäbische Schule noch anhängt,
verschwindet hier, und geht in eine freyere Behandlung
über. Die Gallerie zu Wallerstein hat ausgezeichnete
Werke von dieser Schule, als: mehrere Bilder Michael
Wohlgemuths und seiner Zeit, sodann seines Schü-
lers, des großen Alb recht Dürer, und der Dürer'-
schen Schüler: des Albrecht Altdorfer, des Hans
C u l m b a ch, des M a t h e s G r ü n e w a l d, des Hans
Burgmeier in der zwepten Manier, des N. Fischer,
des N. Walch, des Hans Scheufelin und seines
Schülers, Sebastian Deiks ans Nördlingen und
mehrerer andern unbekannten Maler. — Unter den Bil-
dern Dürers in dieser Gallerie stehet oben an das
Bildniß seines Vaters mit der Jabrzahl 1494. *) Der
Kopf desselben gehört zu den vollendetsten und schönsten
Arbeiten dieses Meisters, und von eben so großer Aus-
zeichnung ist ein zweptes Bild, Christus im Schmerzen,
svmbolisch gedichtet, und in der großen Manier ansge-
sührt. Von Albrecht Altdorfer sind sechs Bilder vor-
handen, wovon die Kreuzigung, ein heil. Hieronymus,
und Mt heil. Florian ZU den schönsten Werken des Mei-
sters gehören. **) Unter den Mathes Grünewald-
schen Bildern sind zwep höchst liebliche Porträte, sodann

-') Sandrart bezeichnet das älteste Gemälde von Dürer mit
der Jahrzahl 1Z24. Dieses, so wie ein anderes in der
Wallcrsteinischcn Gallerie aufbewahrtes, eben so vortreff-
liches Bild mit der Jahrzahl 1499 widerlegen diese Be-
hauptung.

**) Sandrart benennt die zwcy vorzüglichsten Bilder Alt-
dorfers: eine kleine Kreuzigung und einen großen Hic-
rouynius ohne nähere Bezeichnung. Bcydc Gegenstände
von diesem Meister, höchst vollendet, die Kreuzigung von
1 Schuh 3 Zoll Höbe, — Hieronymus von 2 Schuh 8 Z.
Höhe, befinden sich in der Wallerstcinischen Gallerie.
Strirncr in München hat die Kreuzigung und das oben
bcinerkte Bildniß des Vaters von Dürer in Stein gear-
beitet, sie befinden sich in den: Oeurrer UthoAraphi^ue»
par Strixner ctc. etc.
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