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ist gut, aber der phpfiognomische fehlt durchaus, dir
Köpfe haben nichts Bestimmtes, Eigenthümliches, und
Napoleon ist blvs als sterbender aufgefaßt. Selbst der
Moment einer religiöfen Handlung scheint uns hier-
ziemlich unglücklich gewählt.

Die-Manier des Stechers, ein Mittelding zwischen
Mezzotinto und Tufchmanier hat uns nie recht znsagcn
wollen. Sie gibt Effekte, aber es gebricht ihr an Rein-
heit, eben so wie an Abwechslung der Tone.

*

4- *

Johanna von Arragonien, Vicekbnigin von
Neapel, gemalt von Raphael, gezeichnet und
gestochen von Lerour, hcrausgegcben von A.
Th. Gcrstäcker, Kunsthändler in Berlin. Fol. 8 fl.

Man hat die sehr richtige Bemerkung gemacht, daß
aus den Köpfen in Raphaels historischen Bildern sein tie-
fes Studium des Portraits hervorleuchte, und er dieses
als wesentlichen Theil seiner Kunst betrachtet habe. Au-
ßerdem hatte er auch wohl schwerlich seinen Gestalten
diese Wahrheit, Bestimmtheit, Lebendigkeit, diesen Aus-
druck von Geist und Charakter geben können. Das vor-
liegende Bildniß gehört zu seinen trefflichsten und gilt für
eine Hauptzierde des Pariser Museums. Die schöne,
verständige, lebensvolle Johanna von Arragonien war an
Ascanins von Colona vermählt, wurde von den berühm-
testen Dichtern und Künstlern ihrer Zeit gefeyert. Häu-
fig wird das Costüme an diesem Portrait getadelt, zum
Theil mit Unrecht. Raphael erlaubte fleh darin nie eine
Aenderung. Ein anderer Maler wäre frevlich darüber in
Verzweiflung gerathen; er aber wußte alles Mißfällige
des Anzugs durch die Behandlung des Nackten und durch
die Kraft der Farbengebung niederzuschlagen. Welche
Reinheit in den Umrissen und Zügen dieses Kopfs! Diese
feelenvollen Augen, dieser sprechende Mund, dieses Kinn,
das das herrliche Oval ründet und vollendet, dieser Hals,
der so leicht und so schlank von den Schultern aufsteigt —
alles stimmt harmonisch zur Bildung einer Gestalt, die
an Raphaels Madonnen erinnert.

Das Bild wurde früher schon von einem französischen
Künstler, und zulezt wieder von Raphael Morghen
für das IVlusee royal gestochen. Aber Morghen ist in
all seinen spätem Produktionen einförmig,. trocken und
kalt. Lerour ist seinem Vorgänger weit überlegen. Er
hat sein Original mit mehr Treue aufgefaßt, und mit weit
größerer Wirkung wieder gegeben. Der Stich ist kräftig,
harmonisch, das Ganze mit Geist behandelt und von schö-
ner Vollendung. Dev der lezten Pariser Kunstausstellung,

wo ein Probedruck des Blattes aufgelegt war, wurde de«
Künstler eine goldene Medaille zuerkannt, und wie wir
hören, ist er jezt für die Sooloie dos arts mit interessan-
ten Arbeiten beschäftigt. Der Druck von Durand ist sehr
lvbenswerth.

— der.

Kunst Nachrichten.

Carlsruhe, den i6. März 1S26.

Der Großherzog hat dem Kunst- und Jndustrieverein
eine goldene und silberne Medaillen zu Prämien bewilligt.
Die Preißausgaben für die nächste Kunstausstellung (im
Mai 1827) sollen demnächst in diesen Blättern bekannt
gemacht werden.

Ein junger Zeichner und Lithograph, H. Wagner
von hier, der sich in Paris trefflich ausgebildet, wird
wohl dieser Kunst auch bev uns einigen Schwung geben.
Seine bisherigen Arbeiten, in denen er, auf eine glück-
liche Weise, die Feder mit der Kreide vereinigt, berech-
tigen zu schönen Erwartungen. Wir werden den Lesern
des Kunstblatts demnächst eine llebersicht derselben mit-
theilen. In diesem Augenblicke läßt er eine neue Presse,
nach Art der Französischen, errichten.

Frankreich.

Einlvor kurzem in einem Garten von Vakogne (Dtp.
Manche) entdeckter alter Sarkophag enthielt ein Skelett,
das bey der Berührung mit der Luft sogleich in Staub
zerfiel, indessen konnte man in seinem Munde ein Geld»
stück),gewabren, welches auf die Vermntbung führte, der
Verblichene habe ein Kriegsgenoffe Cäfars bep der Er-
oberung von Gallien sepn müssen. Das Stück hat die
Größe eines Sols; auf der einen Seite steht die In-
schrift c»es. Imp. j auf der andern, Vic. 6,1. Zu den
Füßen des Skeletts stand eine silberne Vase, 1 Fuß breit,
8 Zoll tief, welche r5o Schaumünzen von Bronze, Sil-
ber und Gold enthielt. Sie tragen das Bildniß von
Cäsar, Pompejus, Mithridates, Cleopatra, Pharnaces,
Nicomedes, Perpenna, Sertorius, Crassns, -Spartacuö,
Sylla, Hannibal, Hasdrubal, Scipio Africanns und Phi-
lipp von Makedonien.

Seit einer Reibe von Jahren findet man in der Um-
gegend von Valogne und im Sprenge! von Alcanme rö-
mische Altertbümer; und man wird dadurch in derMevnnng
bestärkt, daß hier das alte Crociatonum stand, in dessen Nahe
Cäsars Lager war. (Ann»ie, £»rops',im»i.)
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