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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 1.1866

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Heft 21 (12. Oktober)
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4905#0137
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Nr. 21

Bcivlatt znr Zcitschrist sür üildende Knnst.

I. Iahrgang.

Äritrüge

si»d c>» vr. C. t>. Wyow
<Wien, Theresianunig.
S5)iod.andieVcr>agSlr
<xeip;ig, Krenzsir. 8jg)
zu richten.

Iilscratc

tene Petitzeile werden
von jeder Bnch- und
.Nunsthcindlung ancze-
noinmen.

12. Gktob.

IH66.

Verlag von L. Ä. Leemann tn L.eipzicr.

')li,s>iiiiw ii.Miiiejcdeö wl'onatö er'n'eini eine'?iii!ni'.:er ren ei'.'.en, ! ?.!den l-io einem -InnMw.gen. Oie '?ll'onnenten der i',eii'<i'rifi snr l'ildende .Nnnii" erl'niien
dies Blatt xrnt,in. Apart bezogcn kvstet dasselbc 15 Sgr. balbjährlicb. Me Bnch- nnd Knnstbandlungcn wic allc Pvstäinter nebitten Bestellnngcn an.
Expcditioncn : in Berlin: §. Sachsc Lo., Hofknnfthandlung; in Wien: P. Kacscri in Münchcn: C. A. Flrischmann.

Inhalt: Korrespondenzen (Berlin; Müncken; Cassel; Nus Tirvl; Schwerin).
— Nekrolog (L'Memand). — Vermischte Kunstnachrichten. — Per
sonalnachrichten. — Kunstvereine, Sammlungen, Ausstellnngen. — Kunst-
literatur. — Kunsthandel. — Zeitsckriften. — Wiener Ausftellungs-
kalendcr. — Jnserate.

KorrelpondeuM.

Bcrli», Ende Sepiembcr.

-d Jch »chme den neulich abgerissenen Fadcn mei-
ner Besprechung dcr Karsnnkel'schen Ausstellnng wieder
anf, nm ihn hente schncll zn Ende zn spinnen. Jn
ciner „Jahrmarktsccne" sehen wirKnans in dcm Streben
nach Charaktcristik bis an die änßersten Grcnzen des Er-
lanbtcn gehcn. Es sind sehr stndirte, bczeichnende, aber
karrikirtc Köpfe. Dic Kompositien ist bewegt, abcr so un-
klar, daß man schwer des Pudels Kern crräth. Die Ncbcn-
sachcn sind nber die Gebühr in der Ausfnhrnng vcrnach-
lässigt; das Ganze ist farblos in eincm schmutzig bräun-
lichcn Tonc gchalten. Eine „Kirmeß" gemahnt nnr in
einigen Fignrcn an die überbotcnc Charakteristik jenes
Bildes; im übrigcn erinnert sic in Formcn nnd Farben
an Knans' Ursprnng aus dcr Düsscldorfcr Schnle, dercn
nnvorthcilhaftc Scitcn sich herauskehren; rnndliche, glatte,
gleichgültige Formcn und ein weinseliger Duft verhindcrn
dcn Künstler, hier scine Hauptkraft zn zeigen, die feine Jn-
dividualisirnng nnd die sichere pspchologische Zeichnnng,
als dcren Mcistcr er in der „Tanfe", seinem Preisbilkc,
hier wie übcrhanpt und vielleicht für immer, erscheint.
Dic ctwas jüngere „Wochenstnbe" gönnt dem unschöncn
Natnralismus in zwei alten Kaffceklatschschwestern nnd
eincm zwar sehr wahren, abcr nicht gcradc licbenswürdigen,
sich vvrLerlegenheiträkclndcnBnbcnznbreitenSpiclraum.
Doch hat cs vicle Feinheiten. Das Uebermaß diescr macht
das klcine Kabinctstückchen jüngsten Datums, das scinen
Namcn trägt, „die Nhmphcn", bcmerkenswerth, aber nicht
anzichcnd. Jch kann es nnr atö cin Parcrgon gcltcn
lasscn. B. Panticr zeigt sick, glcickimäßigcr, docki sind !

alle seine scchs Bilder noch nicht gar alt. „Dic vcrbotcncn
Früchte", zwci halberwachsene Mädchen in einen, wic cs
schcint, etwas verfänglichen Leihbibliotheksschmöker vcrticft,
dürften das am wcnigsten gelnngene sein. Dagcgen ist
sein „Hanshoftncister" in jcder Beziehnng vollcndet. „Nach
der Schnle" (ein Jnnge einem anderen auflancrnd) nnd
„die Mntter kommt!" (ein Liebespärchen, das im gemüth-
lichen Winkel dnrch eine dic Tbür aufstoßende Zicge er-
schreckt wird), sind jenes so ansdrncksvoll, dicses so liebcns
würdig, beide so humoristisch, daß sie mit Rccht ihrer Zcit
Glanzpunkte nnserer Kunstausstellung bildeten, und auch
hier lebhafteste Freude und Bewundernng erregen. Dic
beiden noch vorhandencn Bilder sind dic fignrenrcichstcn,
die ichvonBautier kenne (scinen „LeichenschmansimBerncr
Oberlande" habe ich noch nicht gesehen). Der „Sonntag
Nachmittag" ist schon einmal in der Chronik erwähnt, doch
glaube ich, daß das Sujet dort nicht richtig bezeichnct,
vielmehr ein bestimmtcs Spiel dargestellt ist. Für cincn
Vauticr hat dics Bild, schcint mir, zu wcnig siiciz. Dagcgcn
kann kaum etwas Vollendeteres gefnnden werdcn, als sein
„Antiquitätenhändler im Dorfe". Dieser, dcr trotz des
einfachcn Reischabits dcn feinen dNann nnd dcn feincn
Kenner nicht vcrlcugnet, wird ncngicrig, stnpide, pfiffig
von den bäncrlichen Nachbarn des anscheinend nicht ver-
ständnißlosen Grobschmiedes, mit dem er handelt, bcgasst.
Ein kleiner Jnnge bietct ihm mit köstlichster Naivität
treuherzig ernst sein zerbrocheneS Pfcrdchcn an, während
die schon halb kindisch gewordene zahnlose Alte fiir ihn
allen Kram und Trödel auf dem Bodcn znsammengcsncht
hat, znm Gespött und zur Knrzwcil der schönen jnngen
weiblichcn Hausgenossenschaft, dcr doch schon der Untcr-
schicd zwischcn cincm alten zerstoßencn Hcitigenbildc und
cinem dnrchlöchcrten Theekcssel aufgcgangcn ist. Dic
Anordnnng dcr so mannigfach individnalisirtcn Fignrcn
ist ganz mcistcrhaft, dic Farbc ohnc großc Kraft nnd Ticfe
 
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