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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Cornelius
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Pariser Kunstversteigerungen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0076

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tation, an der Spitze Professor Gneist, entsendet. Mit
der Vertretung von Cornelins' Geburtsstadt Düsseldorf
war Geheimrath Altgelt beauftragt. Von der Düssel
dorfer Küustlcrschaft waren die Herren A. Achenbach,
Camphauseu, Bauer, Wittig anwesend, vvn Nlünchen war
der jetzige Borstand der deutschen Kunstgenvssenschaft, deren
Ehrenpräsident Coruelius gewesen, Herr Bildhauer Knoll
gekommen. Der Sarg stand in dein Raume,' in welchem
Cornelius in letzter Zcit zu arbeiten pstegtc. Palmen
umgaben ihn, zum größten Theil Geschenke vom Commer-
zienrath Borsig. Zu Füßen lag die Fahne des Düssel-
dorfer Künstlervereins. Ueber dem Sarge oben stand
das letzte Werk des Meisters, der Karton für das Mittel
bild an der Südwand des Camposanto, die Predigt der
vom Geist beseelten Apostel am Pfingstfcst. Dies Werk,
welches Cornclius erst im letzten Herbst vollendet, mußte
auf jeden Anwesenden ergreifend wirken. Hier lebte sein
hoher Geist noch in ganzer Kraft, und mvchte die Hand
deS 83jährigen Greises auch natürlich »icht mehr die alte
Festigkeit haben, so ging die Komposition an Schönheit
und Adel noch weit über den ersten Entwurf hinaus, und
aus der Schöpfung sprach eine vielleicht nvch warmere nnd
mildere Empfindung als sie den frühcrcn Werken des
Meisters eigen war. Dies Bild an solcher Stelle war
eine Leichenrede, welche sich ergreifend an jedes Herz wen
den mußte. Da konnte man wohl sich darüber hinwegsetzen,
daß die Leichenrede des Herrn Probstes Karker die einsei-
tigste katholisch-kirchliche Auffassung auf eine Weise heraus-
kehrte, die ebenso wenig den Anwesenden, Männern aller
Konfessivnen und der verschiedensten Gesiimnng, als dem
todten Meister selbst, mochte er auch durchaus gläubiger
Katholik gewesen sein, cntsprach. Als der Leichenzug die
lange Wanderung zum Friedhofe antrat, schritt Herr Knoll,
den von der deutschen Kuiistgenossenschaft gesendeten
RuhmeSkranz tragend, voran. Mehrere Knnstler, die
Cornelius nahegestanden und sich als seine Schüler fühlten,
folgten mit Palmen, unter ihnen auch sein letzter Schüler
Max,Lohde. Am Grabe sprach Herr Knoll einige tief-
empfnndene herzenswarme Worte und eine kurze, würdige
Rede des protestantischen Pastors, Herrn Frege, machte
den Beschluß. Ein kleiuer Kreis, der den Mann und den
Künstler tief verehrte, empfand den Verlnst auf das
schwerste. Die große Masse des Berliner Publikums blieb
theilnahmlos. Es war nicht andcrs zu erwarten. Wie
könnte Cornelius in Berlin populär sein, wo man oft
seine Werke in sv schreiender Weise dem Volke vorenthalten
hat und ihn selbst uni die Ausführnng der Schöpfimgcn
getänscht hat, um deretwillen man ihn berief!

pariser Knnliversteigerllilgen.

Paris den 20. März.

Noch ist die Höhe der Saison nicht erreicht, noch ijt
auf vem Felde, das hier unser Blick durchschkveift, keine

jener entscheideiiden Schlachtcn geschlagen, wo nur durch
Opfer von Zehu nnd von Hundeittanseiiden der, wie-
wohl imblntige, Sieg erfochten wird, jener großen Tage,
die nntcr den Namen Svmmariva, Fesch, König Wilhelm
von Holland, Aguadv, Soult, Pourtalss, Mornh, van
Bricnen u. A., im Gedächtniß dcr Zeitgeuvssen nnd Theil
nehmer fortleben; wohl aber durchschwirren die Luft
andere, zum Theil ebenbürtige Namen, und man ver-
spricht sich Wunderdinge für die ohnedieß schon so viel
des Wunderbaren in Aussicht stellenden Monate April,
Mai und Juni. Unterdessen sind wir noch am Vorspiel;
doch auch das Borspiel ninimt schon zu an Bedeutung,
und ans dem namenlosen Gewühl und geistverwirrenden
Durcheinander der fünfzehn bis zwanzig Bersteigerungen,
die tagtäglich abgehalten werden, ragt schon hie nnd da
eine hervor, die gar wvhl der Erwähnung verdiente. Aber
wv Zeit nnd Raum hernehmen für eingehende Beschrei
bung, und wie die Erinnerung festhalten an das Einzelne,
das, von dem Schwall des unaufhaltsam Nachdrängenden
übcrflutet, fnr immer nntertaucht? Wer es nicht mit
eigenen Augen gesehen, der macht sich unmöglich eine
Vvrstellung von dem Treiben an diesem Markte, wo der
Aufstrich alles nmfaßt, was zu Hausrath und innerer
Einrichtung gehört, von den nothwendigsten Elementar-
1 Grundlagen einer svlchen bis zu den tausenderlei Gegen-
ständen, die des Sammlers Laune befriedigen, zu dem
werthvollsten künstlerischen Schmncke fürstlicher Woh
nungen. Mit allzngroßer Strenge darf übrigens das
erwähnte Prinzip nicht fcstgehalten werden: es kommen
hic und da anch Artikel zum Vorschein, Lie sich nur mit
Mühe nnter den obigen Begrisf subsnmmiren lassen, als
da sind z. B. lebende Hühner, cochinchiiicsische und andere
seltene Arten, für wetche ein eigencr großer Saal des
Erdgeschosses bestimmt ist, so daß der Anstand nnd die
Würde des Hotel Drouot nicht sonderlich gefährdet,
wohl aber das Kunterbunter des Anblicks, die Mannig
faltigkeit cer unergnicklichen Ansdünstungen und das nn
harmonische Durcheinander der Stimmen nnd Laute, die
diese Räume durchschwirren, nm ein Beträchtliches ver
mehrt wird. Fasscn wir nun, alles Andere bei Seite
lassend, die Knnstgegenstände, nnd unter diesen ans
schließlich die Gemälde in's Ange, so läßt sich schon diesem
Gattungsbegriffe allein eine Reihe endloser Abstnfungen
iu der Theorie wie in der Praxis nnterordnen. Dnrch
Folgendes will ich snchen, Jhnen von den dunklen An
fängen diescr Stnfenleitcr einc Bvrstellnng zu geben.

Jn einer Stadt Oberitaliens lebt ein Priester, Don
Jsidoro M—i, der — ich hosfe es wenigstens und
glaube es anch — nicht mehr Messe liest, dagegen in
seiner Wohnnng Untcrricht ertheilt im Anstand der Hal
tung, in der Deklamation und im dramatischen Vortrage.
Dieser im Uebrigen ganz ehrenhafte und thätige Mann
hat sich von jcher mit kunstgeschichtlichen Studien und mit
 
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