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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Weiß, R.: Die Konkurrenz-Entwürfe für die kaiserl. Museen in Wien, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0125

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beide Künstlcr versncht, bcbentender Modisikntienen fühig
sind. So ist nnstreitig die gewaltige Terrain-Erhöhnng
bei Hanscn ein Motiv, bei dcm der Knnstler nicht bloß
dic Kostenfrage unberücksichtigt ließ, sondcrn welches anch
in praktischer Hinsicht schwer zu besiegende Hindernisse be-
reitet. So begreifen wir anch, daß Ferstcl's Abschluß der
Museenanlage gegen die Hofburg zu die Benutznng des
Platzes für den öffentlichen Verkehr erschwert. Aber diese
und andere Mängel lassen sich beseitigen, ohne den Grnnd-
gedanken anfgeben zu müssen.

(Schluß folgt.)

Urlirologr.

—Gerhnrd, Ednard, Archäolog dcs Königl.
Museums, Professor an der Universität und Akadenncmit-
glied, starb zu Berlin am 12. Mai d. I. — Geborner
Schlesier, kam cr als junger Philolog ans Breslau nack
Berlin, wurde Böckh's Schüler und im Jahre 1815 erster
von der jungen Universität rite promovirter Doklor der
Philosophie. Durch das stesen alter Handschristen hatte
er dic frühcre Schkraft verloren und niußte im Jahre
1820 znr Stärknng seincr auch andcrweitig angegrisfenen
Gesnndheit nach Jtalien reisen. Hier faßte er den Plan,
dem Studium der alten Kunst sich zu widmen, und dicsen
Plan fest im Auge, ging cr zum zweiten Male, dieSmal
auf lange Zeit, im Iahre 1822 nach Italien und zwar
zunächst nach Rom zurück. Nun begann er mit geschwäch-
ten Augen und angegriffenem Körper seine lange, rastlose
Thätigkeit, deren literarische Erfolge ihn bald unter die
Ersten der jnngen archäologischen Wisscnschaft stellten.
Dlehr als zwölf Iahre blieb er in Rom, nnd als er scit
1837 dauernd in Berlin seincn Anfenthalt genommen
haltc, gab die Ansbcutnng dcs auf klassischcm Bodcn Gc-
sammelten und Erworbenen neue Arbeit, die bis an's
Ende, auch als die Kräfte mehr und mehr ihn verließen,
so gut es gehen mochte, ihn bcschäftigt hielt. Während
der letzten Jahre arbeitete cr nnr mit Hülfe frcmder Hände.
Ein scltcnes Gedächtniß hatte sein umfangreiches und
gründliches Wissen treu bewahrt, und die stets zuiiehmende
Schwäche der Augen allmählich ohne denseinen und edelsten
Sinn ihn schaffen gelehrt.

Es ist wohl als eigenthünilich hervorgehoben wordcn,
daß die Schwäche des Sinnes, durch den die bildende
Kunst sich uns vermittelt, ihn gerade zu ihrem Studium
geführt hat, und es ist hier nnd da seiner kunstforschenden
Richtung zum Vorwurfe gemacht, was natürliche Folge
eines früh empfnndenen physischen Mangels war. Aller-
dings war das Erfassen des jedesmaligen Kunstwerks als
eines schönen Ganzen nicht scine Sache, da ihm das ein-
zelne Monument als Gegenstand seiner Forschung nicht,
sofcrn es schön, sonderu sofern es lehrhaft und selbst
wieder instruktiv war, galt und gelten mußte. So richtete
er denn auch bald auf die Kunstwerke sein Angennierk, zu
keren Verständniß vor allen anderem es dcr Beobachtnng
und Erforschung des Einzelnen bedarf: die Vaseu nnd
etrnskischen Spiegel. Als er dieseGebiete betrat, fand er
kaum Nennenswerthes vor; sie wuchsen gerade damals
durch nene und inimer neue Funde. Mit jedcr thatsäch-
lichen Erweiterung ihrer Grenzen rückte auch er mit em-
siger Hand seine Marksteine vor, denn seine Feder vcr-

zeichnete jeden neucn Znwachs. Dann nutzte er die lie-
gendcn Schätze fllr die Kiinstwissenschaft und bebante niit
der ganzen Encrgie eincs sittlich-ernsten Charaktcrs,
ausgerüstct mit tüchtigem philologischem Können ein Feld,
welches bis dahin brach gelegen hatte. Ueberhaupt aber ist
es ihm nicht hoch genug anzurechnen, daß er mit sicherem
Takte ausschließlich fast die Seite der Kuiistforschnng in's
Auge faßte, wir können sagen: wissenschaftlich begründete,
welche er anch ohne den ihm fehlenden Sinn annähernder
Vollendung entgegenzuführen im Standcwar: die musev
graphische nnd katalogisirende. SeineAusgrabiings
berichte, in Schorn's Kunstblatt, im archäologischen Jn-
tclligenzblatte der „Hallischen Literaturzeitung", in den
Schriften des „ArchäologischenJnstitnts", dann aber vor
Allem im „Unpporto Voloenso" niedergelcgt, werden auf
immer dem Arckäologen die AuSgangspunkte seiner For-
schungen auf diesen Gebieten bleiben; und seine Vasen
bilder in ihrer ausdrucksvollen und doch ungeschmückten,
von falscher Akademik entfernten Wiedergabe sind unübcr-
troffeue, wo nicht nncrreichte Mnster der Pnblikaiion.—
Zu solchen Arbeiten trat sehr bald seine eingreifende
organisatorische Thätigkcit, welche ihn zum Leiter allcr
archäologischen Wissenschaft auf eine lange Reihe von
Jahren gemacht hat. Die Grnndung des „Archäologi-
schen Jnstituts" in Rom (1828), — man mag über
das dermalige Verhältniß dieses Jnstituts zn dem, was
wir 5i un st nennen, denkcn, wie man will — diese Grün-
dnng ist vielleicht die folgenrcichste Thatsache in der Ge-
schichte der Wissenschaft unseres Jahrhnnderts, und sie ist
nicht zum geringsten Theile sein Werk. Ferner war er
Herausgeber der seit 1843 in Berlin erscheinenden „Ar-
chäolvgischen Zeitung" nnd Präsident der „Archäologischen
Gesellschast" daselbst. Und mittcn in dieser umfassenden
Thätigkeit, Welche völlig zu bewältigcn eines Menschen
Kraft kaum ausreichend schien, fand er stets Zeit, sür die
Vielen nah und fern zu sorgen nnd zu denken,welche sei-
ne Schüler ehemals gewesen oder später waren.

Eine solche Thätigkeit, sollte man nieinen, mußte eine
gewisse Eiuseitigkeit als nvthwendigen Gegensatz sindcn.
Und doch trat dieselbe nurda hervor, wo sie nnumgänglich
Platz greifen mußte, in der literarischen Vertretung seines
gclehrten Berufes. An ihm selbst war von einer Be-
schränkung geistiger Empfänglickkeit und geistiger Kräfte
nichts zn bemerken. Seine nähere und fernere Umgebnng
hat dann die mannigfachstcn Beiveise enipfangcn und stets
gernc empfangen. Für die Kunst, namentlich iu ihrer
ganzen Ausdehnung bis herab zu ihren neuesten nnr irgend
bemerkenswerthen Leistungen, zeigte er, dcr Archäologe,
lebhaftes Jnteresse nnd, was mehr bedeutet, er war hier
oft bis in die niischeinbarsten Einzelheiten hinein, genan
nnterrichtet. Denn was eigene Becbachtung ihm nicht hat-
te lcisten können, mußte der stete Berkehr mit Anderen und
sein eignes großes Eiitgegenkommen ihm crsctzen.

Oft hat er diesem Jnteresse den wärmsten Ansdruck
gegebcn. So war er, bis ihn die mehrwöchentliche letzte
Krankheit auf'sstagerwarf, eifrigcsMitglied des„Vcreins
für 5kunst des Mittelalters;" und alle Mitglieder
dcs letzteren werden sick erinnern, wie gerade er, der ge-
lehrtc Vertretcr der antiken Archäologic, es war, welcher
im vorletzten Jahre seines Lebens in jenem Kreise vor-
schlug, dem allmählich erweiterten Programme des Ber-
eins auch in deni zu erweiternden Namen einen Ausdruck
zu gebcn. Seit jcnem Tage nannte sich derselbe „Verein
 
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