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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0005

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talen genügt das Ganze unstreitig viel mehr, als die bei-
den galoppirenden Helden Fernkorn's auf dem Burgplatze.
Anffallend kahl und arm ist das Postmncnt.

Eine andere Enthüllungsfeier steht uns für den
19. November (Elisabethstag) bevor. Kurze Zeit nach
der Einweihung der Elisabethsbrücke über die Wien, vor
länger als dreizehn Jahrcn, trugendie Pfeiler dieser Brücke
schon probeweis die Modelle von Standbildern. Die-
selben verschwanden wieder und Jahre lang vernahm man
nichts von ihrem weiteren Schicksale. Dann tauchte hin
und wieder die Nachricht auf, der ältere Kunstverein habe
den plastischen Schmuck der Brücke zu seiner Angelegen-
heit gemacht, aber bald fehlte es an Geld, bald wurden.
die Entwürfe dem allgemeiuen Mißfalleu wieder geopfert.
Jetzt endlich stehen acht Männer, die sich in Krieg oder
Frieden um Wien verdient gemacht haben: Starhemberg
und Salm, dieVertheidiger gegen die Türken, Bischof Kollo-
nitsch, der Wohlthäter der Armen und Vatcr der Waisen,
Fischer von Erlach, dcr Baumeister, Sonnenfels rc. auf nach
oben zu sich verjüngenden Postamenten, aber noch in graue
Leinwnnd gehüllt da, als wollten sie ein Sacklaufen cxe-
kutiren oder schlimmer noch, als sollten sie gesäckt werden.
Die Erwartung ist nicht so sonderlich gespannt, da wir
vcr zwei Jahren dic Mcdelle ausgestellt haben, und nach-
dem wir uns vreizehn Jahre geduldct sahen, könncn wir
auch noch bis zum Namenstage der Kaiserin, der Namens-
geberin der Brücke, warten.

Münchcn, Endc Ottobcr.

8—t. Wir haben allerlei Neues aus unserem Kunst-
verein zu bcrichten. I. v. Schraudolph, dcr Haupt-
vertreter unserer religiöscn Malcrci, hat sich nach längercr
Zeit wieder eiumal sehen lassen, nnd zwar niit ciueni
Werke aus der alttestamentlichen Geschichte, Esther vor
dcm König Ahasverus. Ein andercr religiöser Historicn-
malcr, Jul. Frank, hattc Photographien nach den Kar-
tons der Frcsken ausgestellt, die er in dcr Kirchc dcr
Philippinercongregation zu Gostyn in der preußischcn
Prcvinz Poscn gemalt hat. Sie stellen vor: 1) die hei-
ligcn drei Königc; 2) Darbringung im Tcmpcl; 3) die
trauerndcn Fraueu am Grabe Christi; 4) Himmelfahrt
Christi; 5) den Tod Mariä; 6) die vier Evangelisten;
7) dic vicr Kirchcnväter. Die Darstellung hielt sich ganz
im Kreise der Heß-Schraudolph'schen Typen.

Unter den Genremalern erwähucn wir „Kegelspieler"
von A. Seitz, durch sorgliche Arbeit hervorragend.
Unter den Landschaften wäre vor Allem „veränderlich
Wetter" von H. Bürkel zn erwähnen, wcil es in male-
rischer Anordnung, sorgfältigerZeichnung und gemesscner
Farbe alles sonst Ausgestcllte hinter sich licß. Rechts
erblickcn wir ein schroffes Gebirge, worüber ein Wetter
hinzieht, am Fuße desselben cin paar Hütten, im Vordcr-
grunde ein stilles seichtes Wasser. das Kühe und Enten

belebcn. Dcn Hintergrnud links bildet cinc Ebene, die
von mächtig emporragenden Höhen eingcfaßt wird.
Auch eine Ansicht dcs Strandes von Scheveningcn von
Wagner-Deines wollen wir nicht uiicrwähnt lassen.

Unsere Ausstcllungen bringen seltcn Stillleben nnd
noch seltener solche von einiger Bedeutnng. Jos. Cor-
reg'gio ist eigcntlich dcr einzige, der mit lctzteren uns
versorgt. Diesmal hatte cr ein bcsonders gclungcnes
eingeschickt. Es bestand aus todten Vögeln, Trauben,
eiuer Korbflasche uud, was deutlich dcn holländischcn
Einfluß aufihn verräth, aus einem auf einem Teller liegen-
dcn rothen Krebs. Unter den Architekturbildern war eine
Ansicht dcs Regeiisburgcr Domckiores von M. Ainniil-
ler bemcrkcnswerth. Halb zur Architektur-, halb zur
Landschaftsmalerei müssen wir daö Album des Fürsten
Alex. Mestschcrsky rechnen, das in zahlreichen Blättern
vor uns lag. Es ist in Oeldruck von Cramer und
Storch in Berlin ausgeführt nach Aquarellen, welche der
Fürst Mestscksersky und Fr. Eibner gemacht haben.
Spanische Gegenden und Gebäulichkeiten warcn darin
abgebildet, für unsere Kenutniß der spanischen Architektur
von besondercm Jntcresse.

Dic alten Bilder, die man hier ansstellt, sind großen-
thcils Kopien. Es ist zn beklagen, daß man berühmte
Namen an sie heftet, dcnn das unberathenc Publiknm be-
kommt durch die nahegelegte Bergleichung mit den moder-
nen Arbeiten einen falschen Begrifs von der alten Malerei.
Von dicsem Verdanimnngsurtheilc müsscn wir abcrhaupt-
sächlich cine Landschaft von R. Savcry ausnehmen,
diesem durch kühne Kompositiouen auSgezeichneten Meister.

Ncßlologc i»id Lodrsiiachrichtr».

Cinil Cnucr, desscn am 4. Angnst erfolgtcS Hin-
scheiden wir bereits verzeichneten, wurde am 29. Novcmber
j 1800 in Dresdcn geboren. Nach dem Tode seincs Baters,
j cines Arztes, kam er, vierzehn Iahre alt, in das Haus
seines ältesten Bruders, der in Charlottenburg eincr Erzie-
hungsanstaltvorstand. NachgcdiegencrVorbildung, dicbci
aller Mannigfaltigkeit stets auf die Kunst gcrichtct war,
cntschicd cr sich im 20stcn LebcnSjahrc für die Bildhauerci.
^ In Rauch's Atelier wurde damals das Standbild Blü-
chcr's ansgcführt. Caucr hätte in kciner besscren Zeit
seinen Entschluß fasicu können; er trat in dic Werkstätte
Nauch's eiu und sctzte daneben seine Studicn anf der Aka-
dcmic fort. Es war eine fruchibarc Kunstperiode; cr sah
dic Statuen von Scharnhorst und Bülow cntstcheu, und
mit ihnen viele gleichzeitige Werkc von Rauch und Ticck.
Untcr solchcn Anrcguugen drängtc cs ihn sclbst zu größcrcn
eigenen Schöpfungen. Da aber das Atclicr nicht Ranni
bot für nmfangreiche Arbeiten der Schülcr, so vcrließ cr
> cs und zog niit den wärmsten Empfehlungen seines Meisters
nach Münchcn. I»i Iahre 1824 arbeitetc cr iu dem
j Atelier Haller's in München. Jm folgenden Jahre jedoch
beredetcn ihn seine Freunde, Carl Herrmann und Ernst
Förstcr, mit ihncn nach Bonn zn zichcn. In Bonn lcrntc
er bald uach seiner Ankunft seinezukünftige Gattin kennen
 
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