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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Lübke, W.: Die Konkurrenz für den Berliner Dombau
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0010

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III. Iahrgang.

Nr. 2,

Sritrü'ge

sindrinOr. C.v. Lütww
(Wicn, Theresianumq.
2b) od.andieVerlagth.
(Lcipzig, Königsstr. 3)
zu richten.

2i). Novembrr.

Dnsrrnte

L 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

M7.

Vcililatt zur Zcitschrist stir bildcndc Kimst.

Verlag von L. A. Leemann tn Tetpztg.

2lm zwcitcn »nd lctzten Freitage jcdcs Monats crickeinl cine Nnmmcr ron cincm dall'en dis einem Qnartbogen. Dic -lbonnenten der ..Zeitschrift fnr bildende
Knni't" erdaltcn dies Blalt ^rntil,. Arart bczogen koi'tet dassclbc l'/z Tdlr. ganzjädrlick. Alle Bnch- nnd Knnstdandlnngen wie alle Postämter nedmen
Bestellnngcn an. Expeditioncn : in Derlin : L. Sachse » Lo., Hvsknnstdanblnng; in Wien: p. Kaeser, Gcrold L Lo. , in München : L. A. Fleischmann.

Inhalt: Dic Konknrrenz fnr dcn Berliner Domban. — Korrespondcnzen
(Bcrlin; Srcapcl). — Knnstrercine. Sammlnngen. AuSstcllnngen. —
Knnstlitcratnr nnd Knnstdandel. — Knnstninerricht. — Bermischte
Knnstnachrichten. — Zeitschriften. — Druckfehlcr. — Berichtigung. —
Inseratc.

Die Lonlnirren; fnr dcn Lerliner Domliau.

Am 21. März erließ der König von Preußen ein
Handschreiben, welches nicht verfehlt haben wird, weithin
in allen künstlerischen Kreisen freudiges Aufsehen zu er-
rcgcn, denn cs sprach dic königliche Absicht aus, cinen
neuen Dom in Berlin an der Stelle des alten anf-
führcn zu lassen nnd damit einen lang gehegten Gedanken
seines Bruders und Vorgängers zur Verwirklichung zn
bringen.

Friedrich Wilhelm IV. trug sich, wie Jeder weiß, lange
mit dem Plane, an Stelle des alten ärmlichen Domes
einen glänzenden Neubau zu errichten, für den er nnd seine
Architekten die kolossalsten Dimensionen im Auge hatten.
Geistvolle Mcister hatten für jcncn Neubau cine Anzahl
phantasiereicher Pläne entworfen, in denen eine Fülle
künstlerischer Gedanken niedergelegt sind. Die Funda-
mente erhoben sich bcrcits, mit dem Chorcnde aus der
Spree aufragend; an der Nordseite fingen die Mauern
jener Fürstcngrnft an cmpor zu wachsen, für welcke Cor-
nelinö scine weltbcrühmten Camposanto-Kompositionen
schuf. All dicse vielverheißenden Anfänge geriethen in's
Stocken, und der nüchtcrne alte Dom mit seiner Kuppel-
trias, dem durch dic klassiscke Vorhalle ionischer Sänlen
nicht zu hclfcn gcwesen war, wird seitdem durch die
ruinengleichen Mauern der Königsgruft dem Auge gerade-
zu unerträglich. Und dies Alles im Herzen der Residenz,
im Mittelpunkte und an dem schönsten Platze der Stadt.
Wer kcnnt nicht den Lustgarten mit seinen Rasenparquets,
seinen Baumgruppen und dem Springbrunnen, einerseits
begrenzt dnrch die langc Front des mächtigcn Königs-
IN.

schlvsses, gegenüber in edelstcr Wcisc abgeschlossen durch
die ionische Säulenhalle des Musenms, während von der
Linken, dem Dom gegenüber, die Schloßbrücke mit ihren
Marmorgrnppen den Blick weiter ;u den kräftigen aber
maßvollen Formen nnd Massen des Zcnghanses lenkt.
Erwägen wir daß dicscm schönen Platze anch der statuarische
Schmuck nicht lange mehr fehleu wird, so erscheint der
Znstand dcs jetzigen Domes vollends nnleidlich.

Und doch war es ein Glück, daß die kühnen Dom-
projekte des verstorbcnen Königs nicht znr Ausführung
gclangten. Dnrch seine Kolossalität hätte der neue Dom
Fricdrich Wilhelm's IV. nicht blos das edle Muscum
Schinkel's sondern selbst die Massen des Schloffes erdrückt
und die harmonischcn Verhältnisse des Platzes aus dem
Gleichgcwicht gebracht. Dieser monnmentalen Kalamität
gegenüber war doch noch die unmonumcntale Dürftigkeit
des Bestehenden ein Vorzug, da man ja einmal auf Besei-
tignng derselben hosfen dnrfte. Es könnte nun freilich
die Frage aufgeworfen werden, ob an dieser Stelle ein
Dom überhanpt das Passendste wäre, und schwer würde
es nicht sein, crnstc Bedenken dagegen vorznbringen. Da
solche indeß ganz müßig scin würden, so gehen wir darüber
hinweg.

Jedenfalls ist durch die längere Verschiebung des
Dombaues für die Lösung der Frage Erhebliches gewonnen
worden. Eincrseits haben dic überschwänglich phan-
tastischen Jdccn der früheren Zcit ciner ruhigen Erwägnng
weichen müssen, so daß über die Bedingungen, die an einen
protestantischen Kirchenbau zu stellen sind, richtigere
Ansichten sich verbreitet haben; andrerseits ist das Stndium
der mittelalterlichen Formenwelt, dic bei solchem Bau
wesentlich mit in Betracht kommen wird, aus den unklaren
Änsängen der damaligen Zeit zn reiferer Erkenntniß durch-
gedrungen. Jn erstgenannter Bcziehung wird man sich
also klar gemacht haben, daß ein evangelischer Dom streng
 
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