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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0015

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14

scheint mir hier ein Hauptgewicht auf die Befähigung
zu selbständiger künstlerischer Thätigkeit zu fallen, die
doch durch eine selbst bedeutende Fertigkeit im Kopiren
nichts weuiger als dokumentirt wird. — Jn bedeuteudem
Maße ist die Blumenmalerei in Aquarell- und Deckfar-
bcn vertreten, ein Zweig der Künst, der so recht für
Damcn gcschaffen zu seiu scheiut. Jn der That leisten
auch einige der Ausstellerinnen, wie Antonie Eichler,
Marie Remy u. s. w. sehr Anziehendes; die ähnlichen
Arbeiten von Hermine Stilke erfreuen sich in weitesten
Kreisen wohlverdienter Ancrkennung. Doch darf ich nicht
verschweigen, daß in den ausgestellten Sachen eine gewisse
romantisch schwärmerische Schwächlickkeit, die sich schon in
den zum Text mancher Albumblätter gewählten Sprüchen
kund giebl, die Farbe angekränkelt hat. — Alle diese Be-
merkungen haben nur den Zweck, die Aufmerksamkeit auf be-
stimmte Punkte zu leiten, nicht abcr, dieser eigenthümlichen
und bis jetzt in ihrer Art einzigen Ausstellung einen nicht
nnbedeutenden Werth abzusprechen, den ich sogar nochmals
mit Freuden und auf's unumwundenste anerkenne. Möge
aus den Bestrebungen, die durch dieses Debüt inaugurirt
werden, reichliche und heilsame Früchte erwachsen, daß
die auf alles Beifallswerthe aufmcrksame Kritik bald dcn
Eindruck dieser Ausstellung znm Maßstabe benutze»
könne, um daran die Fortschritte zu messen, die cine
zweitc ähnliche uns wird bekannt werden lasseu. — Noch
einen Wink erlaube ich mir, um die Thätigkeit des Ber-
eins auf eine in jeder Weise dankbare und lohnende Auf-
gabe hinzuweisen. Es ist wichtig, die Vorbereitung künst-
lerischer Kräfte zum Nutz und Frommen unseres Kunst-
gewerbes aucki von dicser Seikc in's Auge zu fasscn.
Mancher der von Damen besonders knltivirtcu Kuustzweige,
z. B. die Blumenmalcrei, eignet sich ausnehmend zu einer
derartigen Verwendung, wie eine in stieser Ansstellung
vorhandöne bemalte Tischplatte, ich glaube von Antonie
Eichler bewies, der nur mehr Sauberkeit iu deu gemalten
Randornamenten zu wünschen wäre. — Zum Schluß noch
die Bemerkung, daß auch die Bildhauerkunst diesnial
bereits durch eine Dame repräsentirt war: die talentvolle
und geschickte Elisabeth Ney hat die vou ihr modellirte
uud wohl gelungene Büste deS Grafen Bismarck her-
gegeben.

Neapel, im Oktvber.

I-, Wer von Griechenland nach Jtalien kommt, wird
sich angenehm durch die Wahrnehmung berührt fühlen,
daß die stete politische Spannung der letzten Jahre denn
doch nicht jedes Interesse und jede ernsthafte Sorge für
eine der wichtigsten Kulturaufgaben des Volks, die Er-
haltuug seiner Kunstschätzc, in dem Grade hat anstilgen
könne», wie es leidcr in Hellas der Fall zu sein scheint.
Hier in Jtalien geschieht wcnigstens immcr noch etwaS
für die Wahrung dieses heiligen Vermächtnisses; man

hat hier sogar in der Verwaltung, Anordnung und Nutz-
barmachung dcr Museen beachtenswerthe Fortschritte ge-
macht, und die kunstwissenschaftliche Literatur liegt hier
doch nicht so ganz im Argen wie in Griechcnland.

Neapel besonders hat alle Ursache, sich zu der gegen-
wärtigen Leitung seines Museums und der ponipejanischcn
Ausgrabungen, welche die stets ergiebige Fundgrube für
dcsseu Sammlungen bilden, Glück zu wünschcn. Herr
Direktor G. Fiorelli, in dessen Händcu diese Leitung
jetzt koncentrirt ist, führte nicht uur ein raschcres Tempo
der Ausgrabungcn ein, sondern sorgte zuglcich durch die
dabei befolgte vertikale Methode (statt der früheren hori-
zontalen) für die bei Weitem bessere Konservirung der
ausgegrabenen Gegenstände. Auch in den Räumeu des
Museums macht sich das neue Regiment energisch fühlbar.
Man scheint das Museuni einer durchgreifenden Umgestal-
tung unterziehen zu wollen. Die werthvolle kleine ägyptische
Sammlung, im Unterstock unter dcn Sälen der Wand-
malereien, ist in höchst geschmackvoll im ägyptischen Stil
dekorirten Räumen tresflich neu aufgestellt. Die Säle
der^Waudmalereien selbst, ebenfalls ncu geordnet und
ausgeschmückt, gehen in dieser verjüngten Gestalt der
Vollendung entgegen. Von der Sanimlung der großen
Bronzen — dicscm unvergleichlicheu Schatze des MuscumS
— ist der eine Saal schon ganz vollcndct, an einem
zwciten wird gearbeitet. Leider ist man bei der Dekoratiou
hier nicht so glücklich gewesen wie bei den ägyptischen
Räumlichkeiten. Die gelb gefärbteu Wände werden
oben von einem Fries ans gemalten Quadern von blancr,
grüner und rother Färbung abgeschlossen, eine Ver-
unzierung, die nm so abscheulicher wirkt, alS die cin-
zelnen Stücke dieser gemalten Rnstika, den bedcutenden
Dimensioncn des Raumes cutsprcchcnd, in riesigcr Größe
gehalten werden mußten. Eine Annehmlichkeit sind da-
gcgen die — freilich etwas unbequcm kalten — Stcin-
bänke, wclche an dcn Fensterbrüstnugeu dieses Saalcs
angebracht sind. Hoffentlich läßt sich die Direktiou mit
der Zeit auch dazu herbei, dic beiden klassisch stilisirten
Nuhcsitze nach antiker Weise mit Polstern zu belcgen.
Das Pnblikum läuft ohnedies in manchen unscrcr Musecn
Gefahr zn glauben, daß im Altcrthum Stühle uud Bänke
nur zum Anschen da gewesen wären.

Da ich nun somit im Allgemcineu dcn Verdienstcn der
Fiorelli'schen Direktion gerecht geworden bin, soll mir dieser
Punkt nnn auch als Uebergang zu einigen Wünschen und
Einwendungen dieuen, wie sie wohl mehr als ein kunst-
liebender Besucher vor mir schon auf der Seele gehaht
haben mag. Vor Allem den Wunsch nach einem, wenn
auch nur provisorischen und knrzen Katalog! Was soll
man dazu sagen, daß ein Mnsenm vou dem Weltruhm
und der Bedeutung, wie das hiesige, eines solchen für die
wissenschaftliche Nutzbarkeit so unumgänglich nothwendigen
Hülfsmittels bis auf den heutigeu Tag entbehrt!? Ja
 
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