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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Semper, Gottfried: Die Sgraffito-Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0046

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Nr. 6

III. Iahrgang.

Äcitrüge

sind an llr. C. v. Liiyvw
<Wicn, Therclianiini!,.
25) od.andicVcrlngdh.
(Lripzig, KönigSstr. I>)
zn richtcn.

10. Ianuar.

Inseratr

ä 2 Sgr. sür dic drci
Mal gespallcne Pclit-
zeile werden von jeder
Bnch-nnd Kunsthand-
lnng angenommen.

1060.

Bcililntl zur Zcitschriit siir lntdcudc Kuust.

Verlag tion L. A. Lecmann in Tetpztg.

')lm zwcitcn und lchtcn Freitu^e jedcS MonatS erschcint cine Niiinnicr von in der Ncgcl cincm Qnartl'oqcn. Dic Al'onncntcn dcr ..ljcitschrift fnr bildcnde
.Nnnst" cibaltcn dicS Blalt r<rnti8. Avart bczo^cn kostct dassclbe l'/:; Tblr. ganzjälnlich. Allc Bnch- nnd .N»nstbandln„aen wic allc Pmtäintcr ncbmcn
Bcstcllnn,gcn an. xpcditioncn : in Bcrlin: L. Sachse » Lo., Hvsknnstkandlnn^; in Wicn: P. Aaeser, Gerold^ Lo., in München : L. A. Fleischmann.

Znhalt: Dic Sstrafsito-Dtkoratil.'n. — Nckrologe nnd Todcsnachrichtcn —
Picis-Pcwcrbnngen. — Personal Nachrichtcn. — .Nnnstoercine. Samm-
liingcn. Aiissttllungen. — .Nnnstlitcratnr nnd Knnsthandcl. — zrnnst:
iintcrricht. — Bcrmischtc.crnnstnachrichtcn. — Zcitschriften. — Drucksehler
nnd Bcrichtigungcn. — Bittc. — Inscrate.

Die Sgraffito-Dekoration.

Bon Gottfrird Zcmper.

Man hat inich von verschieVencn Sciten uni Ausknnft
über das Berfahren bei Ansführnng von Sgrafsito-
Dckorationen auf änßercn Putzflächen befragt, was mich
veranlaßte, darüber einige Notizen anfzusetzen, dic ich
gernc der Oeffcntlichkeit zu übergeben bereit bin, für dcn
Fall, daß sie dazu gcnügcndes Jntercsse gewähren sollten.

Wirklich schcint sich die allgemcinc Anfmerksainkcit der
Architektcn nnd Dckoratcnrs cndlich dicscm nraltcn Bcr-
zicrnngsvcrfahrcn wieder zugcwandt zn habcn, nachdcm
ich dassclbe schon vor mehr als 20 Jahren zum ersten
Male wieder seit der Zcit der Ncnaissance für Dentsch-
land in's Lebcn gernfen hatte: zncrst bci der dckorativcn
Ansstattnng dcr obcrcn Wandflächcn deS konigl. Hof-
theatcrs zu Dresdcn und bald nachhcr znr Ansschmücknng
dcr Fayadc eincs Wohnhanscs in Hambnrg. Bicl spätcr
(erst in dcn lctztcn Jahrcn) fand sich Gclcgenhcit für mich,
auch am cidgcnöss. Polytcchniknin zu Zürich nnd an dcr
Stcrnwartc ebendaselbst dic glcichc Bcrziernng anzu-
bringen.

Dicse Tcchnik cmpfiehlt sich überall, wo dic Bauknnst
gezwiingcn ist, zur Bcklcidiing dcr änßcrcn Mancrflächcn
den Piitzmaurcr zn gcbrauchen, zunächsi und ganz be-
sondcrs dadnrch, daß sic recht eigentlich dcm Bcreichc dicscs
Baugewerkes angehört, dessen im Allgcnicincn gering ge-
achteter Antheil am Bauen dadurch Bedcutiiiig erlangt
und der Kunst sich nähert. Die Sgrafsitozcichnung hat in
dicscr Beziehung, weil sie so ganz mit der Technik des
TünchcrS vcrwachscn und cinö ist, im Stil dcn Borzug
III

vor der Freskomalerei, welche letztere übrigens iin Tech
nischen sehr nahe mit jener verwandt ist, insofern nämlich
beide Methodeu der Wanddekoration eiiien feuchtcn und
noch weichen Mittelgrund bedingen, daher auch nnr rasch
nnd stiickweisc arbeiten. Das Bcrfahrcn, dnnkle Flächen
mit ciner hclleren (anfangs weichen) Decke zu überziehen
und dann dnrch Auskratzen von Theilcn des Ueberzugs
nnd Bloölcgcn des dariliiterliegcndcn dunklen Grundes
Formcn nnd Zeichnnngen hervorzurnfen, ist, wie gcsagt,
uralt. Wie es scheint, ist es znerst in der Töpferei ange-
wandt worden, wenigstens bicten archaische Vasen Grie-
chenlands nnd Etrnricns dic ältestcu Bcispielc seincr An
wcndiing. (Arkesilaövase). Wclchc Aiiwcndnng dicses
Berfahrcn fcrner in der Baukiinst dcr alten Bölker fa»d,
darübcr schcinen dic Nachrichten zu fehlcu, wcnigstens
sind sie mir nnbekannt gebliebcn. Ob anch das hohc Mit-
tclaltcr dassclbc lännte und zn Wanddckorationcn oder
sonst wic bcnntzte, darübcr zn urthcilen fchlcn mir glcich
falls bestiinmtc Anhalte, doch ist es mir, alö hätte ich
Spurcn lincarcr Berzicrnngen, schwarz anf weißcm Pntz-
grnndc in Sgraffitomaiiicr ansgeführt, an einigcn der
gothischcn Zcit angchörigcn Fachwcrksgebäiiden anf mei-
nen Rcisen geschcn^).

') Das ältcste mir l'ckaimte in Sgrassitoinanicr verzierlc
HanS ist in Florcnz in dcr Vm <to> 0<un,> «to' dwiii, hintcr dcr
Mcdieäcrkapcllc. Dic mit dcr bcstcn Tcchnik aiiSgcftihrtc mid
noch bcsonderS dcutlich sichtbare Bcrzicrmig mnsjtc abcr im
Jahrc 1805 bei der Renoviriing dcs Hanses cincr cinsachcn
Quadereinthciliiilg mit einigen Friescn (glcichsalls in Sgrassito)
weichcn. Die DckorationSmotive warcn im Stil dcs Tabcrnakcls
von Orcagna in Or S. Michclc zn Florcnz, dic Spitzbogcn-
fcnstcr von krästigcn gewimdenen Säulen siankirt und daS
Ganzc von rcichen Blättcroriiamentstreifen cingerahmt, dic
Pfeiler zwischcn dcn Fcnstcrn mit Wappcn, Blniiieiivascn, aus
dcnen schr strcng gezeichnetc Vilicn imd Roscn hcrvorwuchscn,
w. bedcckt. Anm. d. Prof. Adolf Gnauth.
 
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