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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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wurde am 23. Januar d. I. seiner Wirksamkeit durch den
Tod entrissen. Jn ihm verliert die Anstalt einen vor-
züglichen Lehrer, aus dessen Schule bereits eine größere
Anzahl tüchtiger junger Künstler hervorgegangen ist. Zu
Münster 1823 geboren, trat er, nachdem er eine gute
Gymnasial-Bildung genossen, in die Düsseldorfer Akademie
ein und widmete sich nach Vollendung seiner künstlerischen
Vorstudien unter I. W. Schirmer's specieller Leitung der
Landschaftsmalerei. Das erste Werk, mit dem er 1845
in die Oeffentlichkeit trat, war eine „Westfälische Land-
schaft." Jhm folgte im Laufe der folgenden Jahre eine
Reihe von Bildern, welchen eine immer steigende Aner-
kennung zu Theil wurde. Unter ihnen sind hervorzuheben:
„Waldweg mitKühen", westphälisches Motiv, (im Besitze
der Königin von Hannover); „Ungariscke Pferde bei
Sonnenaufgang" (im Besitze des Hcrrn Ed. Schnlte in
Düsseldorf); „Haidebild" (im Besitze des Prager Mu-
senms); „Schlachtfeld in Gewitterstimmung", „Schaf-
wäsche" und „Sonnenblick in einenUrwald", Motiv aus
Ungarn. — Jn dem 1856 erschienenen Werke R. Wieg-
mann's über die Düsseldorfer Akademie wird auch Michelis
eine knrze Charakteristik gewidmet, in der es u. A. heißt:
„Seine Werke zeigen in der Komposition wie in der
Malerei jene mit echter Naturempfindung gepaarte Frische
und Männlichkeit, welche das sicherste Kennzeichen des
angebornen Berufes sind." Wolfgang Müller sagt
in seinem 1854 erschienencn Bucke bei der Sckilderung
des Düsseldorfer Künstlerkreises von ihm: „Nicht nur
seiner Geburt, sondern auch seinem Charakter nach
ist er ein echter Sohn der rothen Erde. Jn all'
seinen Bildern lebt und athmet sein Heimatland in
unverkennbarer drastischer Weise. Bald führt er den Be-
schauer in die braune Haide hinaus, deren Herz man
pochen zu hören glaubt, bald zeigt cr uns den grünen
Wald mit seinen herrlichen Eichstämmen und gehauenen
Lichtnngcn, bald bringt er uns zu einem einsamen Gehöfte
oder Dorfe, an welches sich der Kamp mit seinen grünen
Wiesen lehnt, bald stehen wir vor einem stillen Weiher,
in dcssen tiefem Wasser sich das Scksilf und die Bäume
spiegeln, bald sehen wir von einem erhabenen Punkte in
ein auf- nnd absteigendes Hügelland, bald anck führt er
uns an still dahinziehende Flüsse, von deren Ufer wir ferne
Wälder und blaue Berge gewahren. Der Storch, die
Ziege, das Schaf und das Rind sind seine Stasfagen".
Das grcße Gemälde „Urwald", welches Michelis später in
Metz die Ehrenmedaille eintrug, war im Herbste 1857 voll-
endet worden. Scho» damals hatte er eine Anzahl Scküler,
unter denen hauptsächlich Deiters, Coutelle und Staedler
zu nennen sind. Die in diese Epoche fallenden Bilder sind
in Bezng auf die Durckarbeitung meist nickt von so bedeu-
tendem Werthe, als seine frühcren, doch zeigen sie alle eine
großartige Konception. Es sind dies einige Darstellungen
aus Kroatien und mehrere westphäliscke Landschaften. —
Jm Jahre 1858 begann Michelis jcnes eigenthümlicke
Experimentiren in der Behandlnng der Malerei, das ihm
bis an sein Ende als charakteristische Eigenthümlichkeit
geblieben ist. Manche derartige Versuche fielen nicht
eben sehr glücklich aus, doch wurden sie auch bisweilen
Beranlassung zu schönen, im Efsekte höckst gelungenen
Stimmungsbildern. Es ist in dieser Beziehung ein „Aller-
Seelen- Abend", ein trefflich gedachtes und gestimmtes Ge-
mälde nnd vornehmlich ein prächtiger „Sonnen-Unter-
gang im Winter" (Waldmotiv) zu nennen. Letzeres ist,

nackdem es in Deutschland eine gewisse Sensation erregt,
in England geblieben. Der glückliche Erfolg dieses Ver-
suches auf einem neuen Gebiete wurde die Veranlassung
! für mehrere folgende Winterbilder, von denen zwei sich
in Hamburg befinden. Von dieser Zeit an zeigen auch
Michelis' andere Gemälde einen helleren, in's Graue ge-
henden Tvn, wie er denn ganze Bilder gran in grau zu
untermalen versuchte. Während seiner ganzen Künstler-
lanfbahn hat sich Michelis bei aller Thätigkeit niemals
eines entschieden bedeutenden materiellen Erfolges zu er-
freuen gehabt. Schon damals wurde ihm dadurch bis-
weilen die Lust und Freude am Schaffen verleidet. Hatte
er den Gedanken eines Bildes auf der Leinwand ausge-
sprochen, und dies that er nsit einer unglaublichen Leich-
tigkeit, so erlahmte nicht selten seine Kraft an der Dnrch-
bildung desEinzelnen,undaufdieseWeisesindseinetrefflich-
! sten Jdeen nicht zur Bollendung gekommen. Jn seinem
Nachlasse befinden sich nicht weniger als dreiundzwanzig aus
großen Leinwandflächen entworfene, halbfertig untermalte
Bilder, die Anfänge meist vorzüglich komponirter Werke,
welche der weiteren Ausführung vergeblich harrten. —
Jm Sommer 1861 wurde seine künstlerische Thätigkeit
für längere Zeit vollständig unterbrochen. Er hatte das
Amt eines Sekretärs der „Deütschen Kunstgenossenschaft"
zur Zeit der Kölner allgemeinen Ausstellung übernommen
nnd nur mit großen persönlichen Opfern war er im
Stande, die eingegangenen Verpflichtungen allseitig zu
erfüllen. Trotzdem hat er das Begonnene bis zum Schluffe
durchgeführt und sich die deutsche Kunstgenossenschaft da-
durck zn dauerndem Danke verbunden. — Jm Winter
1861 auf62 vollendete er vier größere Kohlenzeichnnngen
mit Aquarellfarben colorirt, die Jahreszeiten darstellend.
Sic befinden sich in seinem Nachlassc. Von dreien sind
' die Untermalungen auf großer Leinwand, erst im Laufe
der letzten Jahre in Angriff genommen, vorhanden, und es
haben sich zwei seiner Schüler, F.Arndt und E.Weichberger
bereit erklärt, die Ansführnng des Chklus zu übernchmen.
Ein anderes größeres Gemälde vollendete Michelis im
Jahre 1862 für die Londoner Ansstellung, einc Eichen-
allee vor einem westphälischen Dorfe, durch welche eine
Biehheerde heimgetrieben wird. Es ist ein Bild von
überaus schönen Formen und in der Farbe gesättigter
als alle letztcn vor demselben vollendeten. — Nach dcm
Abgang des Professors Gude von der Düsseldorfer
Akademie wurde Michelis, welcher damals wieder eine
größere Anzahl von Schülcrn und Schülerinnen (darun-
ter die Erbprinzessin von Hohenzollern und die jetzige
Gräsin von Flandern) um sich versammelt hatte, für
dieselbe Stelle in Vorschlag gebracht, für.welche ihn
bereits früher sein Lehrer, Professor Schirmer, empfohlen
hatte. Die Wahl traf Oswald Achenbach, aber bald
daranf erhielt Michelis den Antrag, die Professnr der
Landschaftsmalerei an der Großherzoglichen Kunstschule
in Weimar zu übernehmen, dem er zu Ostern 1863
Folge leistete. Nur höchst ungern sahen ihn die Düffel-
dorfer Freunde scheiden, für ihn aber begann nnnmehr
cine nene, ebenso anregende, als, wie sich bald heraus-
stellte, erfolgreiche Thätigkeit. Jn der Heranbildung
seiner Schüler hatte er sich der glücklichsten Resultate zu
erfreuen und sie alle verehrten in ihm nicht nur ihren
Meister, sondern auch ihren Freund, der ihnen fördernd
mit Rath und That zur Seite stand. Auch als schaffen-
der Künstler hat er im Laufe der letzten Jahre, obschon
 
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