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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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der einflußreichsten Mitglieder des Nathes dcr Wiencr
Akademie, ausgezeichnet durch Orden und Ehrenbe-
zcngungcn scwchl vcm Kaiser vcn Oesterreich als vcn
fremden Fürsten. Daß cr auch im nichtdeutschen Aus-
lande sick eines ehrenvollcn Rnfes erfreute, bezeugt u. A.
seine wicderhclte Betheiligung an der internaticnalcn
Jmy fnr dcn Ausban der Tomfayade in Florenz, über
deren Resnltate cr im ersten Jahrgange der Zeitschrift be-
richtete. Sein Andenken wird hcch gehaltcn werden von
allen Denjenigen, die sein warmes Herz für das Schöne
und sein großes Bcrdienst um die Besreiung der Kunst
aus dem Knechtesdienst einer verknöcherten Bureaukratie
kaunten und auch bei manchem Widcrspruch gegen seine
künstlerische gcichtung zn würdigen wußten. Er ruhe in
Frieden!

Gabricl T>>r, cin Schülcr von Viktor Lrsel, Mitarbciter
seines Mcisters bei der Ausmalung der Kapclle der hcil. Jung-
frau in Notre-Dame-de-Lorelte zu Paris, starb in St.
Elicnne (Loire) am 16. Februar. Tyr war zu Saint-Paul de
Mons (Haute-Loire) im I. >817 geboren. Als sein vorzüglichstcs
Oelgemalde gilt der „Schutzengel", im Museum von Le-Puy.
Der Ausmalung der genannlen Kapelle widmete er eine zwan-
zigjährige Tbaligkcit, indcm er die von Vikior Orsel bcgrn-
nene Arbcit nach dem Tode desselben zu Ende fiihrte.

Jca» Frantzois Brcmond, cin Schüler von Jngres und
Ccudcr, gcb. 1807 in Paris, isl dasclbst am 2. März ge-
storben.

Ludwig Lange, Profcssor an der Münchener Kunstaka-
demie und k. griechischer Baurath, der Erbauer des Leipziger
Museums, ein als Architekt und Architekturmaler ausgezeich-
neter Künstlcr, starb am 31. März in München im 61.
Lebensjahre.

Pcrsoillrl-Nachrichtni.

Thcophil Haiisen wurde auf Grund dcs ihm früher
verliehenen Ordens der ciselnen Krcne in dcn Rilterstand
des österreichischen Kaiseistaatcs erhoben und uuter Bestätigung
seiner Wahl zum Prosessor an der Wicner Akademic glcich-
zeitig zum Oberbaurath einannt. Der Acmter, Wllrden und
Ehren genug; es fehlt jctzt nur noch — der bcwustte Bau!

Dircktor v. Eitclbcrgcr wurde zum k. k. Ncgierungsrath
ernannt.

Cnstos Jacob Falkc bcgicbt sich auf Einladung des
Königs von Schwedcn im Mai nach Stockholm, um die
Privat-Kunstsammlungen S. Majcstär zu katalogisiren.

Profcssor Fcrstcl bereiste kürzlich im Auftrage des
österreichischcn Unlerrichtsministeriums verschicdcne dcutsche
Universitäten, um sich zum Zwccke dcs ihm anvertrauten
Ncubaucs cincS chcmischen Laboratoriums in Wicn von den
an ähnlichcn Bautcn gcmachlcn ncucn Erfahrungen Kcnnlniß
zu verschaffcn.

Tcr Ncgicrungs- und Banrath Gustav Möllcr in Berlin
ist zum Direlior der Königlichcn Porzcllan-Manufaktur da-
selbst cinannl.

Liiiistvcrriile, Sammluiigrii mid Äusltrllniigril.

8—t. Dic Münchencr Kunstvereinsausstcllungcn sind
scit der ncncn Erösfnung ganz besondcrS inicressani. Hält
auch die Mehrzahl der sogcnanntcn alten Mcisterwerkc vor
dem kritischen Auge nicht Stich, so erkennen wir um so leb-
baftcr dcn Gcnnß an, dcn uns ächte Bilder zweicr der äliern
Münchener Schule angehörigen Meister gemacht. Nicht weniger
als sieben Bilder wurden uns von Peter von Hcß vorgesührt.
Das größte dcrsclben „Nach dcr Jagd", das das Publikum
wegen der zahlreichcn. darauf befindlichcn Portraits interessine,
war entschieden das schwächste, während gerade in dcn kleinern
das Wissen des Meisters seincn Triumph feiert. Auch waren
sie alle dcr nordischen Natur cninommen, die er in ganz
anderm Grade beherrschte, als die südliche. Zn Betrefs der
fcincn Durchführung und dcr malcrischcn Anordnnng der Land-

schaft gebcn wir der „Entenjagd" den Vorzug, während dcr
lebendige Ausdruck der Köpfe und die famose Zeichnung der
Pferde gan; bcsonders in dem „wallachischen Pfcrdefang" zur
Geltuna kamcn. Schade cigentlich, daß diese Bildcr nicht der
ncuen Pinakolhek angehören, denn sie gebcn cin viel bcssercs
Bild von dem Künstler, als die dort befindlichcn. Auch die
zwei Thieistücke von Wagenbauer haben noch ein gutes
Theil der alten niederländischen Tradition sich bewahrt und
empfahlen sich durch klare Motive und sorgliche Ausfllhrung.
Der Uebergang von dcn beidcn Meistcrn auf die moderne
Richtung war nicht leicht. A. Niedel's „Morgcnstern"
ersreute sich großen Beifalls, ja, wcnn die Figur nur frci
durch die Lüfie gescgelt wäre, eine bessere Drapirung,
energischcre Zeichnung und frischere Farbe gchabt hätte! Auch
konulcn wir dic Bcdeutung der Figur erst aus dem Ber-
zeichnisse erkennen. M. Adamo's „Alba verurtheilt im Blut-
ralhc niederländische Vornebme zum Tod", haite viel Gutcs;
die Komxosilion war übersichtlich und durch das einfallcnde
Sonncnlicht auch eine tüchtige Lichtwirkung angestrebt. M.
Heß halte cs in seinem „Puritaner", auf einen kräftigen Ton
angelegt. Sonst nenncn wir unter den Genrebildern Gugel's
Zilherspielerin und Sängerin, F. Defregger's verwundeten
Jäger, K. Herpfer's Blunienfreund. Viclc Thicrstückc hatlen
sich eliigesunden, so vou August Schleich cin Fuchs, ein
Edelhirsch nnd ein Damhirsch, von Otto N ecknag el ein Fuchs,
welcher, mit einem Hasen im Maul. ein paar Vögel auf-
schcucht, (von vielcm Verdienst) u. A. Auch das Portrait
halte sich nicht zu beklagen. W. Leibl's Studienkopf war
koloristisch fein gestimnil und cin innerliches Leben, ein Ge-
danke war in ihm erkennbar, wclch' letzteren Vorzug wir auch
in einer Federzcichnung dcsselbcn Künstlers erkcnnen, dic noch
außerdcm von dcm Studium der Formen ein günstiges Zeug-
niß ablegt. Auch Fr. Schrotzbera's (Wien) Fraucn-
portrait sand vielen Beisall. Untcr dcn Landschaftcn sind zwei
Seebilder von E. van Hemskerk-Bcst wegen des Tvnes
und der Perspektive crwähnenswerlh. Die Photographicn nach
Originalcn der Nationalgalerie von London und des Ber-
liner Muscums sind gan; vortrcfflich; cS wäre übcrhaupt zn
wünschen, daß in diescr Richtung. die für die Wissenschaft so
sehr vortheilhaft ist, auch an allcn anderen Galcrieu vor-
gegangen würde. — Zn der Plastik prodnzirten sich Kirch-
maper, Franz Schubert, — und e>n Gypsabguß des Moses-
kopfcs von Michelangclo; im Kupferstich Post mit zwei Jagd-
bildern nach Pausingcr.

Die Stadt Lüttich eröffnet ihre diesjährige Ausstellung
am 20. Mai unter der Leitung der „künion <kes -irtistes."
Anmeldungen habcn bis zum 1. Mai zu erfokgen, die Sen-
dungcn müsscn vierzehn Tage vor Eröffnung der Ausstellung
bei der Ausstellungskomission im Fvyer des ll'lieutie ro)--il
eintrcffen. Bei Scndungen vom Auslande wiid nur die
Fracht auf der belgischen Strecke vergütct.

LuilsUiteratnr uud Kuujiliundll.

Mittclaltcrliche Bandcnkmäler aus Schwaben. Dic

ehemalige freie Neichsstadt Ulm, herausgegeben von
I. von Eglc. Heft 4 und 5, Chorgestühl im
Münster, anfgenommcn und gezeichnet von C. Nieß.
Stnttgart 1867. Ebner und Seubert. Folio.

So reich im 15. und 16. Jahrhundert die deutsche
Plastik sich ausgelebt hat, so groß die Fülle von bedeu-
j tenden Werken der Steinskulptur und des Erzgusses ist,
welche damals aller Orten hervorgebracht wurden, so hat
doch keine Technik in Deutschland sich solcher Popularität
und so allgemeiner Uebung erfreut wie die Holzschnitzerei.
Wo die Bedingungen zur Gründung einer Gießstätte nicht
vorhanden waren, wo die Natur das Material eineS
bildnerisch zu verwendenden Steines versagte, da bot sie
doch überall zur Genüge den fügsamen Stoff für das
Messer des Schnitzers, und der alte Natursinn, die Lust
am Gedeihen und Wachsen des Waldes, die den Germa-
nen von jeher im Blute steckte, schuf dem Plastiker dop-
pelten Trieb zu dieser Techuik und gab seinem Werke
 
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