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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0116

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die malerischc Ausschmückung der Kreuzschule ;u ucnnen,
mit dereu Ausführung Anton Dietrich betraut ist.
Derselbc hat kürzlich die fünf Hauptbilder in sehr be-
friedigendcr Weise vollcndet. Uutcr dcn monumentalen
Wcrkcu, welche im Laufe diescs WinterS ans hiesigen
Bildhauerwcrkstättcn hervorgegangen, fesselte besonders
das, die Bercinigung Gcnfs mit der Schweiz feiernde
Denkmal von N. Dorcr die Aufmcrksamkeit der Kunst-
frcunde. Dasselbe bestcht aus zwci zur Gruppe ver-
buudeuen Frauengestalteu von circa 14Fuß Höhe. Kürz-
lich siud auch hier die Arbeiten für das Wormser Luther-
Deukmal beendet worden. Die letzte Statue, das
protestirende Speier, eine der Stadtpersonifikationen,
wclchc auf dic Deiikmalumfriedigung zu stehen koinmcn,
hat Schilling ausgeführt. Die übrigen Figuren haben
bekauntlich Kietz und Donndorf nach dcm Entwurfe
Rictschel's modellirt. — Auch auf dem sächsischen Land-
tage hat man geglaubt die Anfhebung der k. Porzellan-
fabrik anregen zu müssen, glücklicher Weise ist es ohne
Erfolg gewesen. Man pflegt Sachsen als das Vater-
land der Porzellanerfindung zu bezeichnen, das Meißener
Porzellan hat noch immer einen Weltruf; die Pietät
daher hätte schon von einer derartigen Anregung ab-
halten sollcn. Dazn kommt, was docb sonst in's Gewicht
zu fallen pflegt, daß die Fabrik nicht nur dem Lande
nichts kostet, sondern einen, wenn auch vielleicht znweilen
nur kleinen Reingewinn bringt. Der Regierung blieb
es fast allein Lberlassen, für Beibehaltung der Fabrik
einzutreten; nur in der ersten Kanimer fanden sich einige
Sprecher, welche sich ebenfalls warm dafür erklärten.
Einer derselben berief sich auf das Urtheil'Jakob Falke's,
indem er deffen von der „Kunst-Chronik" gebrachten
Artikel übcr „die Aufhebnng der k. Porzellanfabrik zn
Berlin" in der Hauptsache vorlas. Die hiesigen königl.
Sammlungcn, wie das historische Museum, grüne Ge-
wölbe und die Porzellansammlung, bieten bekauntlich
cin reiches kunstindustrielles Vorbilder-Material. Die
Rcgicrung gcht dcm Vernehmen nach damit um, diesc
Sammlungcn, im Sinne von Vorbildcr-Sammlungen,
dcm Gebrauche zngänglicher zu uiacheu, alS dies bishcr
der Fall war. Es wärc dies ciu sehr zcitgcmäßer Schritt
von großem Jntcresse für allc Frcunde kunstindustricllen
Fortschritts. Hossentlich kann ich Jhnen darüber bald
ausführlichcr berichten.

Münchcn, Am'anks April.

8 —t. Es ist in der That aufsallend, wie sehr die
jetzigcn KuiistvcrcinSausstcllnugcn au Ouautität gewouuen
haben; als die Ausstellnng noch im alten Lokal war,
konnte man nicht sagen, daß sic dcn vollsten Reichihum
dcr Müuchcucr Schule erschlösse, wie das jetzt iu der That
der Fall ist. Wie schon ini vorigen Jahre ein bedeutender
Zuwachs von Kunstwerken bemerkbar war, so schcint

' dieser im jctzigen Jahre noch größcr zu werden, ist ja
I auch die Mitgliederzahl in gleichem Berhältnisse gestiegen.
Einer allgemeinen Aufmerksamkeit erfreuten sich Makart's
drci Bilder „moderner Amorcttcn", die zuin Salonschmuck
bestimmt waren. Zu ihnen gehört wohl auch ein weib-
licheS Portrait, das in einem einheitlichen Ton gestimmt
war. Eine ihre Lampe mit Oel füllende Jtalieuerin des
bekanuteu BelgicrS I. B. Maes hattc,trotz ihrer treckeucn
Farbe doch eine verhältnißmäßige Sicherheit der Form
und des Kolorits vor ihrer Umgebung voraus. Des alten
M. Schnitzler's Fuchs war im Studium des Jan
Weenix sehr verdienstvoll und gegen andere verglicheu,
ciufach gemalt. Auch dcr Erfurter Dom dcs iuimer noch
fleißigen Architekturmalers M. Neher gehörte in desseu
bekanuter, fein durchführender und sicher zeichnender Weise
zum Vorzüglichsteu der Ausstellung. Soust erwähnen
wir noch H. Marr's Scheibenschießeu im bairischen
Gebirge, W. Werckmeister's Seeküste, die gute Quali-
täten hatte, und eine Landschaft von E. Kirchner. Als
ächtes Bild von Jsaak van Ostadc (die Bezeichnung Adriau
war gefälscht) verirrte sich einmal ein Bauerstück, und
zwar ein ausgezeichnetcs, in die soust allen Schund als
„alte Bilder" bringenden Räume.

Auffallend reich besetzt war die Plastik. So hatte
P. Lutt Ghpsabgüsse und Skizzen in großer Anzahl,
daruntcr die für das Arsenal in Wien in Carraramarnior
ausgeführten Standbilder der Feldhauptlente Lazarus
Schwendy und Georg von Frundsberg a.usgestellt. K.
Fischcr's Christns in Gethsemane, vor ihm dcr Engel
mit dem Leideuskelch, war anerkcnnenswerth. Jak.
Ungerer's Leda mit dem Schwan war etwas manierirt,
doch eben wegen eines gewiffen Ausdrucks und Strebens,
aus deni Hölzernen herauszukommen, empfehlenswerth.
Zuletzt dürfen wir Lossow's Büste des Johann von
Dalberg, Kämmcrers von Worms (1455— 1503) nach
Halbig's Modell, die auf Bestellung des verblichenen
Königs Ludwig's I. für die Walhalla bestimmt ist, Ikud.
Schwanthalcr's Bacchaiitin auf dcm Panther und
F. Schubert's photographische Konkurrenzskizze für das
Uhlandsdenkmal in Tübingen nicht vergessen.

Gcgenwärtig findct hier eine Agitation für den
definitiven Bau der zweiten protestantischen Kirche statt.
Die nahe Juangriffuahme des Projektes ist durch dic
großartige Muiiificenz Ludwig's II., welcher 30,000 Gul-
den schenkte, ermöglicht. Am 14. April fand eine Ver-
^ sammlung statt, worin man sich für die Projektirung des
Baues auf der sogenannte Türkenallee entschied. Man
hoffk, der Magistrat werde nicht hinter'dem König zurück-
bleiben und den Platz herschenken.

Nckrologc »iid Todcöiiachrichtrii.

FranvoiS Eduard Picot, der Nestor der fraiizösischen
Malcr, ün Jahre 1786 zu Paris geboren, starb daselbst äm
15. März. Er war ein Schüler von Mncent und erwarb sich
 
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