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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Die Aquarell-Ausstellung in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0134
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III. Iahrgang.

Nr. 16.

Äritrügr

ündanvi'.ss.v. Lutzvw
<lvi-n, Thereflannmg.
2S> od.andie Vcrlagkh.
lL-ipzig, KonigSstr. M
zu riä-ten.

Iusrratr

L 2 Sgr. fiir die drei
Mal gespallene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Äunsthand-
lung angenommen.

22. Mai.

1868.

Beiülatt zur Zeitschrist sür bildeude Kunst.

Vrrlgg bon L. A. Leemann in Letpzig.

Am zweiien und letzlen Freunge ,edes MonatS ericheinr eine Nntniner von in dcr Siegrl einem Qnarlbogen. Dic Abvnnenten der ..Zeiti'chrift für bildende
Knnst" erbalten dies Blatt xrat!». Avan bezogen koftet dasselbe 1>/z Tblr. ganzjäbrlich. Alle Bnch- nnd Kimftbandlnngen wie alle Boftäniter nebmen
Beftellnngen an. Expeditionen : in Derlin: L. Sachse » Lo., Hoflnnftbandlnng; in Wien: p. Aaeser, Gerold» Lo.. in Münchcn : L. A. /lrischmann.

)nhalt: Die Rgnarcllenausftellung in Berlin. — .ftorrcsrondenzen.(Weimar.
Mnnchen. Dnsseldorf. Eisenach.) — Nekrologc und Todcsnachrichtcn.
— Vermischte .ftnnft-Nachrichten. — .ftnnftlitcratnr und .ftnnstbandcl. —
Knnstvercine. Sammlnngcn und Nusftellungen. — Sieuigkciien dcr
Kunftliteratur. — Briefkasten. — Berichtigungen. — Inserale.

Die Aqmirell-Äusstclluug in Lcrlin.

-I- Dic Aquarell-Ausskellung, die sich fortdau-
crud großer Theilnahme von Seiten des Publikums erfreut.
kann in gewisiem Sinne als ein „Ereigniß" für unser
Kunstleben gelten. denn es ist das erste Mal (wenn wir
von den Sonderausstellungen einzelner Künstler absehen.
die für die Menge fast in erster Linie durch ihre
Gegenstände anziehend waren), daß eine Sammlnng ans-
schließlich von Aquarellen den Bcrliner vorgcführt wird.
Sie haben sich schnell hinein gefunden, und es war ihnen
leicht gemacht; denn ganz gegen Erwarten behaupteten die
heimisclicn Künstlcr mit großcm Uebergewicht das Feld,
und es waren gerade die glänzendsten Namen, die beim
Publikum den besten Klang haben, welche sicb auf diesem
Gebiete am ausgedehntesten producirten.

Eduard Hildebrandt undGustav Richter erzählen
von ihren weiten Reisen. Der erstere, der gewiß „vieler
Menschcn Länder gesehen und Sitte gelernt hat", giebt
Stndien ans West, Nord und Süd; vom Nordkap
über England bis nach Jtalien und nach Portugal, über
Madeira bis nach Süd-Amerika, die Heimat nicht zu
vergesien, erstrecken sich die ausgestellten Blätter; der
Orient (mit Ansnahmc Aegyptcn's) fehlt noch, denn nnr bis
zum Jahre 1856 reichen die Bilderherab, bis auf eine vom
Schisf aus gemachte Skizze, brandende See mit dem Blick
auf dic Küste, von der letzten Weltnmseglnng 1864.
Man darf dahcr wohl behaupten, daß man den Künstler
hier in seinem Glanze sehe; denn in den Werken aus
der späteren Zeit ist er offenbar zurückgegangen, vollkomme-
ner Manierist gewvrden. Zwar die Neigung dazu ist !

auch früher schon vorhanden und erkennbar, es sind trotz
des Wandels der Zonen und der Mannichfaltigkeit der
Aspekte immer dieselben Effekte nicht nur, sondern ein
merkwürdig übereinstimmender Gesammtcharakter, und
man darf es wohlmit dürrenWortenaussprechen: derEffekt
ist Hildcbrandt's Jdeal, vcr den Gegenständen als solchen,
vor der knnstlerischen Wirkung als solcher hat er keinen
Respekt.

Richterdagegen spiegelt in treuerUnmittelbarkeit das
ihn umgebendc frcmde Leben (bei Gelegenheit seiner ägyp-
tischen Studienreise) wieder, und entwickelt dabei in der
Freiheit seiner Behandlung einc wnnderbare Geschicklich-
keit. Namentlich indessen gelingt ihm, wie zu erwarten,
Figürliches, und insonderheit haben es ihm nnd durch die
Vermittlung seines Pinsels uns die südlichen Frauen-
gestalten angethan.

Bon beschcidcnern Exknrsionen berichtet Paul Meyer-
heim in seinen Aquarellen; aber er bekundet darin einc
solchc Frische und künstlerische Tiefe der Anfsasiung, eine
solche Vielseitigkeit des Jnteresses und dcs Talentes, eine
so sichere Beherrschung der technischen Mittel, daß er
unbcdingt in dic allererste Reihe der hier vercinigten
Künstler nitt und bei echten Kunstfrcunden lebhafte
Frcude erweckt.

Adolph Menzel ist schon jüngst von nns wegen
seiner Gouachemalerei gepriesen wordcn. Er steht auch
hier in dieser Beziehung auf der Höhe. Er vereinigt
auf's Glücklichste einen urkräftigen Realismus (der in einem
Chinesen mit zwei Fasancn freilich die letzte erlaubte
Grenze des Naturalismus berührt) mit einer oft an den
Humor anstreifendcn Gemüthlichkeit der Aufsasinng, schnci-
diger Schärfe der Charakteristik und einer glänzenden
Technik. Sentimentalen Anwandlungen ist er fremd,
aber derjenigen Poesie, die einem ofsenen Herzen nnd
Sinne die Größc der Natur nnd das Labyrinth der Em-

in.
 
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