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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Die Aquarell-Ausstellung in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0136

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135

sind vorzüglich, die Details trotz einer gewisien Breitc der
Behandlung wirkungsvrll hervorgehoben. Das Hauptver-
dienst aber möchte Lber all dies hinaus in der Wahl und
Gestaltung seiner im höchsten Grade malerischen Vorwürfe
zu suchen sein. — Die französischeKunst ist dürftig vertre-
ten. Ein klcincr „Alchymist" von Alex. Decamps ist
zwar recht gut und ein Kirchdorf von seinem Landsmanne
E. E. Sonltzs sehr fein; aber jedenfalls würde beides
verschwinden, wenn nicht derBelgier Edouard Hamman
mit einem koloristisch wirksamen nnd auch im Psychologischen
tresslichen Bilde „die Beruhignng" ihnen zu Hülfe käme,
nnd wenn nicht nock Otto Weber in Paris sein Gewicht
mit Erfolg für sie in die Wagschale würfe, den wir jedoch
am Ende mit nicht geringerer Berechtigung zu den Unsrigen
rechnen können. Seine Landschaften, Thier- und Genre-
stücke zeichnen sich durch gute Kompositicn, sclide Zeichnung
und kräftiges warmes Kolorit aus; besonderes Lob ge-
bührt den Bildern mit Rindvieh, namentlich einer Dorf-
straße mit einer heimkehrcnden Heerde. Bon den Eng-
ländcrn verdienen außer den sckon genannten noch
Beachtung: Keuton mit einer im Abcndroth strahlendcn
schottischenBerglandschaft, I. H. Male mit einerBaum-
landschaft, in dcr zwei Kindcr Reiser tragen, E. Bran-
white mit einer englischen Winterlandsckast, von seltener
Feinheit in den durchsichtigen Lufttönen.

/rorrclpondeitzeii.

Weimar, im Nvril.

0. v. S. Profesior Pauwels ist gegenwärtig mit
der Boüendung cines größcren Gemäldes beschäftigt, des-
sen Jnhalt der belgiscben Geschick'te, nnd zwar jener Zeit,
in welcher die Anhänger dcs Protestantismus Seitens
der Jnqnisiticn die hcftigsten Anfeindungen zu erdulden
hatten, entncmmen ist. Der in seiner Eigenthümlichkeit
höchst malcrische Bodenraum Hnes Kaufhauses in Ant-
werpen bildet den Schauplatz der Scene, welche sich in
dramatisch wirksamcr Weise entwickelt. Eine aus Mit-
gliedern der verschiedensten Stände bestehende Gesellschaft
hat sich im Glanben vollkommener Sicherheit zu heim-
licher Andachtsübung rereinigt, aber auch sie ereilte der
Verrath, denn ein Abgesandter des Gerichts, von Lands-
knechten gefclgt, tritt in das entlcgene Gemach, die Ver-
sammelten zur Rechenschaft zu fordern. Die Bestürznng
und das Entsetzen der dem Verderben Anheimgcfallenen
ist mit scharfer Charakteristik der einzelnen Gruppen und
Personen zu ergreifendem Ausdruck gebracht.

Mit der Ausführnng eines Genrcbildes aus dem
italieniscken Leben im 15. Jahrhnndert ist Profesior P.
Thnmann bcschäftigt. An dcm Arme eines jnngen
Edlen vcrläßt die ihm eben angetraute Brant die Hallen
des elterlichen Hauses, den sie geleitenden Angehörigen
und Freunden die Hand zum Abschiede reichend, während

der voranschreitende Zug von Mnsikern, Blumcn tragen-
den Kindern nnd Gästen sich in Bewegung setzt. Jn der
innig bewegten, anmnthig edlen Gcstalt der Braut wie
in ihren milden Zügen ossenbart sich der ganze Zanber
einer von Schmerz und Freude gemischten Empfindung.
Ueber die ganze Scene, wie über die Landschaft, welche
dem Blicke in die Ferne sich ösfnct ist die heitere Klarheit
des südlichen Himmels crgossen. Der dem Künstler eigen-
thümliche Reiz der Vollendung in der Zeichnung verbindet
sich in diesem Bilde mit einer bei harmonischer Färbnng
höchst sorgfältigen Durchbildung aller Einzelhciten.

Mit wohlthuender Frische muthet uns ein kürzlich
vollendetes Genrebild des Professors Plockhorst an,
eine junge Winzerin, wclche, das blühende Kind an der
Hand, ein muntcr daherspringendes Böckchen znr Seite,
dnrch eine sonnige rheinische Landschaft von der Arbeit
heimkehrt. — Das im vorigen Jahre vollendete große
Altarbild desselben Meisters, welches im Dome zu Ma-
rienwerder seinc bleibende Stelle erhalten, wird demnächst
dcm größeren Pnbliknm durch dcn Rnnsthandcl zugänglick
werken. Die Knnst-Vcrlagshandlung von Ernst Arncld
in Tresden hat das Recht der Vcrvielfältignng erworben
und wird zunäckst für Herstellung guter Photographien
in verschiedenen Größcn Sorge tragen.

Ein ihm nenes Gebict betritt Graf Harrach, der sich
bisher schon in seinen dem Genrefach angehörigen Lei-
stungen als ein vielseitig begabter Künstler erwiesen,
mit der Ausführnng eines großen AltarbildeS: Christus
wird von Pilatns dem Volke gezeigt. Schou jctzt läßt
sich in der kräftigen koloristischen Behandlung des noch
im Entsteheu begriffenen Bildes erkennen, daß der Künst-
ler die in der Schule des Professors Pauwels bei eifri-
gem Studium gewonnene Nesnltaten zu glücklicher Ver-
werthung bringen wird.

Unter den Arbeiten der jüngeren Künstler ist ein
Genrebild von W. Friedrich, (Schüler des Prof. Plock-
horst), „Die heilige Elisabeth am Wartburgbrunnen den
Armen Hülfe spendcnd", hervorzuheben. Ein tüchtigcs
Streben bekundcn zwei Genrebilder von H. Heubner
nnd E. Freiesleben, (Schüler des Prof. Panwcls), deren
Motive dem thüringisch-hcssischen Baucrnleben entnom-
men sind. Das letztere, in Bezug auf malerischeWirkung
und Durchführung bedeutendere, ist in den Besitz der Frau
Großherzogin von Sachsen-Weimar übergegangen. Von
E. Weichberger und F. Arndt wnrdcn kürzlich im Anf-
trage der eben genannten Fürstin zwei Landschaften voll-
endet, welche bei wirkungsvoller Stimmnng cin tücktiges
Studium der Baumnatur crkcnnen lassen. Ein klcines
kürzlich ausgestelltes Bildchen des Letzteren: „Sommer-
morgen in der Rhoen" zeugt, hanptsächlich in seiner duf-
tigen Ferne, von eincr feinen Empfindnng und Beobach-
tnng der Natur.

Wie es das Prinzip der hiesigen Kunstschule ist, in
 
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