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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0137

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ver Ausbildung ihrer Schüler die größte Freiheit walten
zu lassen und jeder Richtung, zu welcher der Einzelue
durch Neigung und Talent sich hingezogen fühlt, mit
voller Berücksichtigung der besonderen Jndividualitäten
gerecht zu werden, so ist sie auch bemüht, in.ihrer „Per-
manenten Aussiellung" den Angehörigen derselben
wie dem größeren Pnblikum neben den Leistungen sämmt-
licher hiesiger Künstler, an welche zu diesem Zwecke be-
sondere Einladungen ergangen sind, bedeutende Werke
auswärtiger vorzuführen. Es soll dadurch einmal der
Mangel desien ersetzt werden, was in größeren Städten
durch geschäftliche Unternehmnngen diescr Art und mit
Jnanspruchnahme der Mittel des Publikums geboten wird,
zugleich aber auch der Borwurf der Einseitigkeit, welcher
hie und da gegen die Anstalt erhoben worden ist, eine
thatsächliche Widerlegung finden.

So waren kürzlich Max Lohde's Kartons zu den
Sgrafsittobildern im Treppenhause des Sophiengymna-
siums zu Berlin längere Zeit ausgestellt und fanden anch
hier verdiente Anerkennung.

Gegenwärtig wird das Jnteresse dcr Besucher lebhaft
in Anspruch genommen durch Rudolph Henneberg's
geniales Werk: „Der Glücksritter vom Tode ereilt", in
welchem sich bei unverkennbaren Rcminiscenzen an Albrecht
Dürer, mit dcm phantastisch-Auziehcnden des Gegen-
standes, bei scheinbarer Einfachheit der angewandten
Mittel eine in hohem Grade vollendete Darstellungswcise
und Technik vereinigt sindet.

Den Sammlern von Alterthümern und Kunstgegen-
ständen wird die Nachricht von Jnteresse sein, daß der
künstlerische Nachlaß des verstorbenen Profeffors
Michelis, bestehend in geschnitzten Meubles aus dem
14., 15 und 16 Jahrhundert, romanischen Reliquien-
kästchen, altgermanischen und römischen Gefäßen und
Lampen, mittelalterlichen Krügen, Gläsern und zahlreichen
Raritäten aller Art, sowie in den hinterlasienen Bildern
Skizzen, Studien uud Zeichnungen seiner eigenen Hand
und andcrer zeitgenössischer Meister am 8. Juni d. I. in
der hiesigeu Großh. Kunstschule zur Bersteigerung kom-
men wird. Anfträge übernimmt die hiesige Buch- und
Antiquariatshandlung von T. F. A. Kühn, von welcher
auch Kataloge gratis zu beziehen sind.

Müuchcn, AufangS Mai.

8—t. Jn den letzten Ausstellungen unseres Kunst-
vereins erregte ein wirkungs- und stimmungsvolles Bild
von Gabr. Max, „Margaretha" bctitelt, die allgemeine
Aufmerksamkeit, welche es auch in der Farbenstimmung nnd
dem schön abgestuften Lichtgange sowie in der Zeichnung
verdiente. I. Naue brachte acht Kartons, um die Villa
Lingg am Bodensee mit Fresken zu schrnücken; sie stellten
Jtalia, Germania nnd die deutschen Heldenkönige der
Völkerwanderung dar. A. Heyn's Unterricht hätten wir

gern in kleinerem Format gesehen. E. Grützn er's Mönch,
den Wein probirend, warmit Hnmor empfnnden. Braith
bewies in dem „Gewitter auf der Alm" sein bekanntes
Geschickim Thiere- besonders Kühe-Malen. Andere Thier-
stücke waren Ferd. Schmalzigaug's Hühner uud O.
Nostosky's Pferde im Wald. Porträts brachteu K.
Gugel und A. Gräflc. llnterden Landschafteu erwäh-
neu wir die Ausichten aus dem Heidelberger Stadtwald
von B. Fries, deren feinc Zeichnung, graulicher Ton und
sorglicher Vortrag zu den früher vou ihm gemalten italie-
nischen Veduten cinen Gegensatz bilden. Wir geben
seiner jetzigen Weise den Vorzug. Außerdem erwähnen
wir Landschaften von W. Lommen (Düsieldorf), G.
Cloß, I. Schertel, E. Reiniger, E. Kirchner, und
einc Büste von Hautmann.

Jn dcr alten Pinakothek ist man so eben bcschäftigt,
den achtcn Saal durch Zichung von Querwändcn in drci zu
verwandeln. Die Galerie wurde um verschiedene Bilder
vermehrt, nämlich um eine Ansicht des Strandes von
ScheweningenvonPeter Wouwermans, eine leider sehr
schmutzige Kanal- oder Flußansicht bei Mondbeleuchtung
von A. v. d. Neer, ein Früchtestück von V. C. Heda,
ctwas zu groß für das Sujet und des Malers Begabung,
ein männliches Porträt von eineni Rembrandtianer zwei-
tcn Ranges und ein wcibliches von G. Kneller. Eine
Jagd von Paul de V os und Esau und Jakob von
Rnbens werdcn nächstens anfgestellt. Bci dcr Ver-
hängung der Bilder ereignete es sich, daß unver-
muthet ein großes Kunstwerk, das früher als Sandrart
so gut wie unsichtbar über der Thüre hing, zu Tage kam.
Es ist nämlich das Bildniß ciner Nonne (Nr. 161, Säle)
mit Anklängen an Velazquez, und wenn auch ohne dessen
unmittelbare Lebcnsfrische, doch imposant durch die Ruhe
der Auffassung, die Schönheit der Modellirung und die
Harmonie der etwas kühl grauen Töne. Wir möchten es
für eine Juan Careno halten.

Gegenwärtig agitirt man hier lebhaft für die Errich-
tung einer Kunstschule für Mädchen, die gewiß auch für
eine Kunststadt wie München ein dringendes Bedürfniß
ist. Ein provisorisches Komitö aus den Damen Johanna
Unger, Künstlcrin, K. v. Bczold, E. Dollmann, K. Hey,
I. Schulze, W. Thiersch, W. Völk nnd M. Weber be-
stehcnd, hat sich bereits gebildet und dnrch eine öffentlichc
Versammlung, die am 25. April unter Vorsitz des Prof.
M. Carriöre stattfand, die Frage eingehender besprochen
und iu weiteren Kreiseu angeregt. Der Zweck der Schule
ist, den Mädchen durch Bildung zu Künstlerinncn, Mnster-
zeichnerinuen, Gehülsinncn für photographische Ateliers
u. s. w. Gelegenheit zu einem anständigen und gcbildeten
Erwcrb zn gebcn- Der Magistrat bcwilligte vor der
Hand den Beitrag von lOO Gulden und die Akademie er-
klärte sich bereit, ihre Lehrmittel der Schulc zu Verfügung
zu stellen.
 
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