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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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Genelli's "Leben eines Künstlers"
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https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0142

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III. Iahrgang.

Seiträgr

findanvr.C.V.Lntzow
<wi-n, Theresianumg.
2b> od.andieVcrlagsb.
<x,ipzig, KönigSstr. S)
zu richten.

jI2. Zmii.

Nr. 17.

Insrratr

L 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit:
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand:
lung angenommen.

1868.

Bcilllatt zur Zcitschrist sür luldcndc Kunst.

Verlsg don L. A. Leemsnn tn Letgztg.

Slm zweiien und letzten Freitage jedes MonatS erscheini eine Nnmmer oon jn der Rcgel einem Quartbogen. Die Abonnenten der „geitschrift sür bildende
Kunft" erhalten dieS Blait xrntis. Aoari bezogcn tostet dasselbe 1>/z Tblr. ganziahrlich. Allc Bnch- und Kunstbandlungen wie alle Postämter nehmen
Bistellungen an. Expediiioncn : in Bcrlin i L. Sachse » c-., Hoflunsthandlung; ,11 Wicn: p. Aaeser, verold» L°.. in Münchcn I s. A. Fleischmann.

InhalI, Gcuelli'S „Lebcn eineS Kiinstlers."— Korresvondenz. lNew-Aork>.
— Vermischtc Kunst-Nächrichtcn. — Personal-Nachrichtcn. — Kunst-
oercinc. Sammlnngcn und Ausstellungen. — Knnstliteratur und Kunst-
handel. — Briefkasten. — Jnserate.

GenelU's „Lebeu eincs üünstlers."*)

0. v. Ie. Wenn ein Mann wie Genelli, der von
Jugend auf mit Göttern und Heroen umgegangen, uns
die Geheimnisse seines Lebens in Bildern enthüllt, so tritt
wohl Jeder von uns an ein derartiges Werk mit einer an
Ehrfnrcht grenzenden Spannung heran. Wissen wir doch
Alle, daß die Kreise, welche dieser seltene Mensch um sich
gezogen, zwar manche Noth und Bitterkeit der Welt, aber
nie ein Stäubchen gemeiner Denkungsart, nie auch nur
einen leisen Anhauch unkünstlerischer Empfindung in sich
geduldct haben. Während Andere, die sich „Jdealisten"
nennen lassen, mit dem Pfund ihres Geistes auf recht
reale Weise Wucher trieben, hat ihn das Geschick in einen
stillen Winkel der deutschcn Kunst hineingestellt, wo er
die Fülle seiner Gedanken voll und rein ausreifen laffen
konnte, bis ihn endlich am Lebensabend ein Sonnenstrahl
des Glücks und der lichte Wiederschein weiter und weiter
sich verbreitender Anerkennung traf. Dicht gedrängt und
gleichgeartet, wie die Früchte einer und derselben Aus-
saat, wachsen uns die Werke des Meisters nun entgegen.
Wir können ermessen, was diese Kraft in ihrer früheren
Verborgenheit an Zeichnungen und Aguarellen für die
Mappen der Händler und Liebhaber mag geschaffen haben,
wenn wir nur die Reihe der großen Oelgemälde über-
blicken, welche während der letzten zehn Jahre aus der
Werkstalt Genelli's in die Galerie des Freiherrn von

*) Aus dem Lebeu eines KLnstlers. Vierundzwanzig Kom-
positionen von Bonaventura Genelli. In Kupfer gestochen von
I. Purger, K. v. Gonzenbach, H. Merz und H. Schütz. Leip-
zig, Dllrr. 1868. Fol.

j Schack nach München gewandert sind. Der „Raub der
> Europa" bildet den Anfang, „Bacchus unterden Piraten",
an dem der Meister jetzt arbeitet, deu bisherigen Schluß
dieser Kette. Dazu kommen zahlreiche zum Theil in be-
trächtlichen Dimensionen ausgeführte Zeichnungen, und
unter diesen als der letzte und, wie uns dünkt, für Genelli
bezeichnendste Cyklus das hier zu besprechende „Leben
eines Künstlers."

Wir nennen Genelli wohl eineantike Natur und finden
seine Kunst der hellenischen verwandt. Hier wird so recht
klar, was mit diesen Bezeichnungen gemeint sein soll.
Die Berwandtschast liegt nicht so sehr im Stoff als viel-
mehr im Stil. Genelli ist allerdings ein gewaltiger Be-
zwinger antiker Stoffe, so groß wie nur irgend ein Mo-
derner im intuitiven Erfassen, Weiterdichten und Weiter-
bilden der klassischen Jdeenwelt. Aber wie weit greift
er über diese Domäne hinaus in seinen biblischen Kompo-
sitionen, in den Dante-Zeichnungen und vornehmlich in
den freien Phantasiebildcrn der „Hexe"und des „Wüstlings",
denen sich die vorliegende Selbstbiographie wieder als
ein völlig neues Element in dem Darstellungskreise des
Künstlers anreiht! Also nicht dieser sein Darstellungskreis,
sondern die Auffaffung, die er in die ganze reiche Welt
seiner Stofse hineinträgt, und die einer jeden Materie
gegenüber stets dieselbe bleibt, — das ist es, was wir
an ihm klassisch nennen. Denn klassisch ist in letzter Jnstanz
eben diejenige Kunst, die alles in der Welt in die höchste
Rangklasse des geistigen Adels erhebt, die Menschen
Göttern gleich macht und der in dieser ihrer erhabenen
Wirksamkeit dann auch die Kraft innewohnt, selbst das
Auge des gewöhnlichsten Beschauers wenigstens für einige
Augenblickc dem Ewigen, Reinen, Himmlischen zu er-
schließen. Die Bilder aus dem „Leben eines Künstlers"
habcn, wie man denken sollte, den concretesten, der
unmittelbaren, alleriiächsten Wirklichkcit entlchntcn Juhalt.

III.
 
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