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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

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151

Force liegt in der Darstellung des Himmels und in der
Behandlung der Lnft, besonders bei greller nnd brillanter
Beleuchtung. Er vernachlässigt aber vor diesen oft den
Vordergrund auf eine Weise, daß dadurch ein unange-
nehmer Kontrast entsteht. Das erwähnte Bilv zeigt uns
Florenz von St. Miniato aus gesehen, an einem Herbst-
abend, gerade vor Sonnenuntergang. Dic Beleuchtung
ist eine höchst brillante. Ueber die Stadt hat sich ein
feiner, durchsichtiger, goldiger Dunst gelagert. Die Kup-
peln und Thürme scheinen verschwommen in der glühenden
Farbenpracht.

Jch kann nicht umhin, bei dieser Gelegenheit Einiges
zu bemerken über die Publikationen eincr hiesigen deut-
schen Kunstanstalt, nämlich der des Herrn Prang, im
Fache der Chromolithographie. Herr Prang war der erste,
welcher diesen Zweig künstlerischer Reproduktion hier ein-
führte und zwar mit außerordentlichem Erfolge. Das Ge-
schäft ist das größte seiner Art. Die Leistungen dieses !
Etablissements sind aber auch in der That ganz vorzüglich,
viele der Oeldrucke sind vom Original-Oelgemälde kaum !
zu unterscheiden. Die Anzahl der schon erscknenenen Bil-
der ist sehr bedeutend, von den meisten besitzt Herr Prang
die Originale. Es sind jetzt gerade einige vorzügliche
Werke in Arbeit, deren Originale zu sehen ich Gelegenheit
hatte. VonBierstadt eine Abendlandschaft aus dem Do-
Semite-Thal, von I. G. Brown, nicht zu verwechseln
mit dem Landschaftsmaler G. L. Brown, ein Paar aller-
liebste Kinderbilder. DannBilder von Tait, Lemmens,
Johnson, G-L. Brownrc. Herr Prang beabsichtigt eine
Galerie amerikanischer Gemälde in Oeldruck zu publi-
ciren, in welcher alle namhaften amerikanischen Maler
durch wenigstens je ein Bild vertreten sein sollen.

Es läßt sich nicht bestreiten, daß Publikationen dieser
Art, welche auch den weniger Bemittelten zugänglich, von
großem Einfluß auf die Entwickelung des Kunstsinnes im
größeren Publikum werden können, wenn sie mit künst-
lerischem Verständniß geleitet werden. Helfen sie doch die
miserablen kolorirtcn Photographien und schlechten Stahl-
stiche verdrängeu, mit welchen der Kunsthandel hier wie
in Europa überschwemmt ist. Bei einer sorgfältigen Wahl
der Bilder in künstlerischer Hinsicht und gelungener
Nachahmung derselben, läßt sich auf diese Weise bedeutend
einwirken auf die Bildung des Volksgeschmackes.

Unser Architektenverein macht gute Fortschritte und
ersreut stch eines guten Ansehens. Die Sitzungen finden
ini hiesigen Polytechnikum statt, in den Räumen der Bau-
schulc, deren Sammlungen dem Vereine zugänglich sind.
Diese Sammlungen von Abgüssen von Skulptur- und
architektonischen Gegenständen ist schon bedeutend ange-
wachsen, uud die Auswahl darf als eine sehr sorgfältige
bezeichnet werden.

tlckrologc und Todrsnachrichtr».

-I- Manasse llnger, bekannt als Kunstgelehrter
und Kunstschriftsteller, ist am 17. Mai in Berlin, seinem
Wohnsitze, gestorben. Er war am 14. März 1802 gebo-
ren, verlebte den größten Theil seiner Jugend während
der Franzosenherrschaft in Erfurt und widmete sich später
der Baukunst, legte auch in Berlin sein Geometerexamen
ab. Da ihm, der damals noch Jude war, in diesem Fache
keine Zukunft ossen stand, so wurde er Maler, und blieb
es auch nach seinem llebertritt; doch hat er nie viel gemalt.
Dagegen wendete er sich dem Studium der alten Meister
zu und benutzte seine technische Erfahrung als Restau-
rator. Zugleich sammelte er eine ganz ansehnliche Menge
zum Theil werthvoller älterer Bilder. Seine bedeutendste
Leistung ist sein Werk: „Das Wesen der Malerei",
das, in der Form ungenießbar und in vielen Details ver-
fehlt, für den, der es zu benutzen versteht, durch die
Eigenthümlichkeit der Gesichtspunkte und der Auffassung
anregend und lehrreich bleibt. Erst 1865 erschien ein
Supplement zu dem Werke unter dem Titel: „Kritische
Forschungen im Gebiete der Malerei alter und
nenester Zeit," in dem sich höchst interessante Cha-
rakteristiken moderner Künstlcr sinden. Weniger bekannt
sind seine belletristischen Arbeiten, über die sein Freund,
der Baumeister Prof. Lucae in einem warm und klar
geschriebenen Nekrologe (Nationalzeitung vom 5. Juni)
Auskunft giebt, und in denen die Originalität und Ge-
müthstiefe des Mannes sich köstlich manifestirt. Wir ent-
nehmen dem genannten Aufsatze ein Citat, das über den
Charakter des Menschen ein helles Licht verbreitet; auf
die Frage, was er im Leben und in der Kunst für das
Höchste halte, antwortet er kurz und kernig: Mit der
Einsicht kindlich sein.

* August Siccard von Siccardsburg, Professor an der

k. k. Akademie der bildenden Künste iu Wicn, starb am 11.
Juni zu Weidling bci Klosterneuburg im 54. Lebensjabre.
Mit ihm hat das neue Wiener Opcrnhaus in der kurzen Frist
weniger Wochen nun auch dcn zweiten seiner künstlerischen
Urhcber verloren. Mit Siccardsburg ging ein besonders im
konstruktiven Fache der Baukunst bewährter Meister und ein
trcfslicher, wegen der Gradheit und Jovialität seines Wesens
allgemein beliebter Mensch zu Grabe.

Louis Ropcr, Direktor der Mademie zu Amstcrdam für
die Bildhaucrklasse, geboren in Mccheln 1793, starb iu Amster-
dam am 5. Juni. Sein erster Lehrer war der Bildhauer

l. F. van Geel, später bildete er sich unter Leitung seines
Landsmamies I. B. I. de Bay in Paris weiter aus. Er
war einer der fruchtbarsten Bildhauer Holland's und schuf den
größten Theil der öffentlichen Standbilder, welche während
der letzten Decennien in seinem Vatcrlande zur Ausstellung
kamen. Seiu letztes Werk war das vor nicht langer Zeit
errichtete Standbild des Dichters Vondel.

-s- Berlin. Das junge Jnstitut unseres deutschen Ge-
werbemuseums hat cinen schweren unerwarteten Verlust erlitten.
Am 7. Juni verstarb nach schr kurzer Krankheit der königliche
Baumeister B. Kolscher, Lehrer der Kompositionsklasse des
Museums. Der Vorstand hat demselben einen ehrenden
Nachruf gewidmet, in dem er nach Verdienst die tiefe Bildung,
die reiche Begabung und die hingebende Thätigkeit des Heim-
gegangencn ruhmt. Scine Stclle wird so lcicht nicht wicder
ebenso würdig besetzt werden. Wie wir hören, wird eine
Ausstellung seiner Zcichnungen in dcu Näumen der Anstalt
vorbereitet, der er zuletzt mit so großer Liebe seine Kräfte
gewidmet hat.

Vrrmischtc Liliistiilichrichtcii.

II. t>l. Berlin. Dcr Muscumsumbau ist jüngst auch von
der Kreuzzeitung in einem ansführlichen Artikel besprochen
 
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