Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0192

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
191

Mutter's Hochrelief ausGyps: „Christus von seiner Mutter
und einem Engel betrauert", zeigte wenig Herrschaft übcr die
Form, war aber nicht ohne Gefiihl. W. Schützinger's
„Christuskopf" in Marmor ist zu glatt, H. Hirt's „flöte-
blasender Knabe" eine hübsche Gcnrefigur. Als Arbeit eines
jungen Künstlers kann man Alex. von Wahl's „letzten Kampf
heidnischer Esthen gegen den dcutschcn Ritterorden", in halb-
lebensgroßen Gypsfiguren, anerkennungswerth findcn. Am
meisten freilich wurde Halbig's Marmorgruppe „Nordame-
rika" bewundert, die indessen nicht im Kunstverein zu sehen
war. Eine weibliche Gestalt in altischcr Tracht schrcitet vor-
wärts, indcm sie ihrcn Blick geradeauS ricktet, mit der Linken
eincn Schild anfaßt und die Nechte schwörend empor hält.
Zu ihren Füßen kuiet eine Negerin, eine zerbrochene Kette
um sich tragend und dankend emporblickend. Die Gruppe ist
für das Musenm eines Newyvrker Privatmanncs bestimmt.
Daß sie in der neuen Welt der Münchener Bildhauerei Ehre
einbringen wird, bezweifeln wir nicht, an die ihr in den Tages-
blättern gespendeten Lobeserhebungcn aber, daß sie dem Phi-
dias die Stange halte, kann der Künstler selbst doch gewiß
mcht glauben. Ein anderes Halbig'sches Werk, Gabelsber-
aers, des Stcnographen, cherne Bllste in Relicf, bestndet sich
scit acht Tagen an desscn Hause, Ecke der Gabelsberger und
Barcr Straße. — Beim Bildhauer K. Knvll hatte das Heidel-
berger Komite für die Ludwig Häusser'sche Stiflung cinc
Büste bcstellt, welche der Künstler in diesenTagen vollendet har.

Prrsoual-Uachrichtr».

Die Münchener Akadcmie dcr Künste hat den Baurath
nnd Professor Gottfried Neureuther und den Maler Spitz-
weg in München zu Ehrenmitgliedern ernannt.

koilllurrriiM und prkisvrrtliciluugrn.

* An dcr k. k. Akadrmie der bildcnden Künste in Wicn

fand am 31. v. M. die fcierliche Vertheilnng der diesjährigen
Schulpreise statt, nachdem die Arbciten der Schüler dic
Woche vorher in den Räumen der akademischcn Galerie öffcnt-
lich ausgestellt waren. Es erhielten l. aus der Architektur-
schulc: cine goldcnc Fügcr'schc Medaille für den bcsten
Entwurf eincr Fricdhosskapcllc Hr. Alcxandcr v. Wiele-
manns lWien), cinen Gundel'schcn Preis sür die bcsten
Studicn über Baustile Hr. Karl Schaden (Wien), einen
Haggcnmüller'schcn Preis für die besten Frcibandzeichiiungen
Hr. Johann Oplesch (Troppan), einen Pein'schen Preis für
die schönste Zeicknung nack ciner gczeichncten Vorlage Hr.
Friedrich Hartmann (Miskolcz in llngarn), ein Preisstipen-
dium für den besten Entwurs emes monumentalen Gebäudes
Hr. Josef Benischck (Philippsdorf in Schlesien); 2. aus
dcr allgemeinen Malerschule: eine goldene Füger'sche
Medaille sür die beste Lösung der Aufgabe aus Goetbe's
„Faust", Grctchen in der Kirche. (Bleististzeichnung) Hr. Iulius
Bergcr (Ncutitschciu in Mähren), cincn Gundel'schen PreiS
für die besten Studicn Hr. Theodor Ethofcr (Wicn),
einen Lampi'schen Preis für die beste Zeichnung einer ganzcn
Fignr nach demNaturmodellHr.Johann Krej ci (Groß-Meseritz
in Mährcn); 3. aus dcr allgcmciucn Bildhaucrschulc:
einc goldenc Füger'schc Mcdaille sür die bcste Löfung dcr Aufgabe
aus Homcr, Ldyffeus wird von dcr Pflegerin Eurykleia beim
Fußwaschen an der Narbe erkannt, (Zeichnung) Hr. Franz
Karl Becher (Münchcngrätz in Böbmen), einen Gundel'schen
Preis für dic bestcn Studien Hr. Edmund Hellmer (Wien),
einen Neuling'schen PreiS fllr die beste Modellirung einer
Figur nach dcm lebcnden Modell Hr. Edmund Hofmann
(Pest), cin Preisstipendium für die beste Bildhaucrarbeit
eigcner Erfindung H- Karl Lahncr (Wien); 4. aus der
Schulc für kleinere Plastik, Ornamenlik und Me-
dailleurkunst: eine goldenc Fuger'sche Medaille für dic
beste Lösung der Aufgabe „Cbristus und die Samariterin am
Brunnen" '(Zeichnung) Hr. Zakob Fischer (Wien), eincn
Gundel'schcn Preis für die besten Studien. Hr.Johann Lapa- !
tzek (Wien), ein Preisstipendium für die beste geschmltene !
Medaillc Hr. Joseph Würbel (Wicu): 5. aus der Land-
schaftschule: cine goldene Füger'sche Medaille fur die beste
Lösung der Aufgabe: „Dcr deutschc Wald", von Eichendorff,
(Zcichnung) Hr. Viktor Ostcr (Wicn), einen Rvsenbaum schen
Preis für die beste Landschaft Hr. Adolf Ditschciner (Wien), j
einen Gnndel'schen Preis für dic bcsten Studien Hr. Albert

Richter (Dresden), ein Preisstipendium für das beste Land-
schaflsbild eigener Erfindung Hr. Robert Ruß (Wien): 6.
aus den Specialschulen für Historienmalerei: ein
Preisstipendium für das beste Historienbild eigener Erfindung
Hr. Ludwig Graf (Wien).

An dcr für den neucn Justizpalast zu Antwerpen aus-
geschriebenen Konkurrenz haben sich 26 Bewerber betheiligt.
Vier der eingehenden Entwürfe sind von dem am I.Juni zu-
sammengetretenen Preisgericht als cines Preises würdig befun-
den. Der erste Preis im Betrage von 2000 Frs. wurde der
unter Nr. 22 eingelieferten Arbeit mit der Devise: „Die
Zeit ist kurz, die Kunst ist lang" zuerkannt.

Zu der Bcrliner Dombaukonkurrenz sind einige vierzig
Projekte, darunter mehrcre Modelle eingegangen. Wie zu er-
erwarten stand, sind die meisten der Konkurrenzarbeiten nord-
deulschen Ursprungs, doch hat auch England und Frankreich
sich in erfreulicher Wcise an dem Wettkampfe betheiligt. Unter
andern hat die Stadt Toulouse zwei Bewerber gestellt. Wie
verlautet sollen die sämmtlichen Projekte nach dem Schluß der
akademischen Ausstellung Lffentlich zur Schau gestellt werden.

Luuliuntrrricht.

Die Kunstgewcrbeschnlc zu Nürnbcrg wird, nachdem
j ihre Neuorganisativn erfolgt ist, zum Nange einer allgemeinen

> Bildungsanstalt für ganz Bayern erhoben und demgemäß
j direkt dem Ministerium des Kultus untergeordnet. Vom l.

Juni an sind zu wirklichen Profcssoren ernannt die bisherigen
Lehrer und Titularprofessoren: F. C. Mayer und Georg
! Eberlein, welche schon seit 1855, also seit den ersten An-

> fängender Schule, derselbenihre Dienste widmen; Karl Jäizer,
welcher das Zeichnen nach dem Akt nnd der Antike leitet;
Friedrich Wanderer, cin hervorragend tüchtiger Fachmaim
für Kunstgewerbe, speciell für Werkzeichnungen von Möbeln,
Altären u. s. w., und Wilhelm Düll, Lehrer für figürliche
Plastik; fernerBertram Klingenstein, Lehrer für ornamen-
tale Plastik und der Historienmaler I. Eberhardt: August
Ortwein aus Gratz, ein ehemaligcr Schüler v. Kreling's,
ist für das Fach der Architektur im Gebiete der Renaissance
und Karl Raupp aus Darmstadt, ein Schüler Piloty's, für
Malerei angestelll. Christian Lenz, der Nachfolger Burg-
schmitts leiret die Gießanstalt der Schulc und ertheilt Unter-
richt im Gießen und Ciseliren. Die mit der Schule verbun-
dene photographische Anstalt, unter Leitung des Professors

i Eberhardt, soll bauptsächlich dazu dienen, die vorzüglichsten
^ Leistungen dcr Schüler zu reproducircn, um dann die Ab-
bildungen an leckuische Anstaltcn, Zeickenschulen :c. gegen
, mäßigeVergütungabzugeben. Auch svll auf Anregung des für die
Anstalt sorglich bemühten Biirgermeisters Seiler mit der
Schule ein Auskunftsbureau für Jndustrielle und Gewerb-
treibende verbunden werden, wo sich dieselben bei technischen
und künstlcrischen Fragen Raths erbolen können, wie denn
dic Schule überhaupt schon darauf eingerichtet ist, allcn An-
forderungen zur Hcrstcllung von Entwürfen zu kunstgewerb-
lichen Erzeugnissen entsprechen zu können. Für das Winter-
scmester bcabsickligt Direklor von Krcling cinen besondcren
llnicrrichtskurs sür Bauhandwcrkcr und Stcinmctzen einziifllhren,
an welchem solche Gewcikslcute, welchc im Winter bcschäfli-
gungslos sind, gegen cinc sehr geringe Vergütung theilnehmen
köniien. Noch steht die Bcrufung eincs Sekretärs für die
Schule in Aussicht, welcher Posten mit eincm Kunstgelehrten
besetzt wcrdcn soll, der durch Vorträge über Kunstgcschichte
und Kunstgewerbe die noch offene Lücke im Lehrsystem der
Schule auszufüllen hätte.

Üuustliaiidll.

Die nächste Rnd. Wcigcl'schc Kullstauktion, am 28. Sep-
tembcr, bringt die Kilpferstich-Sammlung des verstorbcncn Pro-
fessor Jos. Schall in Breslau unter dcnHammcr, eines der
wcnigen Liebhaber, die durchweg auf vorzügliche Qualität
baltcii und allcS Mittelgut von ihren Mappen ausschlicßcn.
Die Hauptwerke der vorzüglichsten Stecher aller Schulen sind
in dieser Sammlung meist in vorzüglichen Abdrücken vcrtreten
und der Vcrstorbcne, dcr als Restaurator sich eincn Namen
gemacht, hat mit der größtcn Sorgfalt darauf gehalten, allen
Blättern, soweit es möglich, den ursprünalichen reinen Papier-
ton wiederzugeben, wo derselbe durch Schmutz- nnd andcre
Flecken vernnreinigt war.
 
Annotationen