Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 3.1868

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5183#0197

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
196

dorf wurde unser rühmlichst bekannter Landsniann A.
Bromeis zum Profcssor dcr Landschaftsmalcrei hierher
berufen und die langverwaiste Klasse der Bildhauerei dem
Bildhauer Hassenpflug nbertragen. Das sind bis heute
die wesentlichsten Ernennungen; ob sie hinreichen werden, !
um unserer Kunstschule wieder zu einigem Glanze zu ver-
helfcn, wird abzuwarten scin. Eine sofortige Bclebung
des küustlerischen Schasfens hatte die Eröffnung unserer
unvergleichlicheu Galerie zur Folge; denn nicht nur
drängten sich alsbald die jüngeren Künstler zum Kopiren,
auch die kunsthändlerische Spekulation säumte nicht,
zur Hebung diescr noch unberührten Schätze herbeizueilen
und versuchte das Bedeutendste auf photographischem
Wege zu vervielfältigen. Das Ergebniß ist jedoch ein sehr
mangelhaftes gewesen, was bei der Eigenthümlichkeit der
Gemälde vorauszusehen war; man wird niemals auch uur
annähcrnd den Zauber eines Rembrandt'schen Gemäldes
durch dic Photographie wiedergeben köunen und diese
gerade bilden die Glanzpnnkte unserer hiesigen Samm-
lung, auf welche Sie mir wohl erlauben, bei anderer Ge-
legenheit zurückzukommen. Dagegen sind in neuester Zeit
cinc Anzahl der besten Gemälde in Kreidezeichnungen nach-
gebildet worden, um für den Kunsthandel photographirt
zu wcrdcn und diesc sind meist ganz vorzüglich ansgefallen,
besonders die von C. Glinzer nach Nembrandt und die
von Witze nach den italienischen Meistern.

Der Berein für bildeude Kunst, der, wie Sie wissen,
eine permanente Ausstellung hat und uns von Zeit zu
Zeit vorzügliche Gemälde vorführt, hat sich namentlich
die Aufgabe gestellt, bei Ankäufen und Bestellungen
vorzugsweise inländische Künstler zu berücksichtigen und
besitzt bereits einen sehr respektabeln Anfang zu einer
städtischen Galerie. Das letzte größere Gemälde, welches
der Kasseler Fr. Gunkel in Rom auf Bestellung aus-
fiihrte: „Drusus wird auf scinem Zuge durch Dentsch-
land durch ein Weib zur Umkehr bewogen", ent-
sprach leider nicht den gehegten Erwartnngen und ließ
das Publikum vollständig kalt. So sehr die Komposition
zu loben ist, so dürftig und reizlos ist die Malerei des
Bildes.

Die demnächst zu erwartende Erbauung eines Kunst-
hauscs, welches bestimmt ist, die städtische Gemäldesamm-
lung und die Ausstellungen unserer Kunstvereine aufzu-
uehmcn und für welckes von Seiten der Stadt ein Grund-
stück geschcnkt wurde, hat wieder etwas Leben in unsere
künstlerischen Kreise gebrackt und wird, indem sie den
Werken der bildenden Kunst endlich ein würdiges Unter-
kommcn anweist, hosscntlich dazu dienen, das allgemeine
Jnteresse in höherem Grade demKunstschasfcn zuzuwendcn.

DrcSdcn, Ende Nugust.

o. Am 29. Juni wurde unsere diesjährige Kunst-
ausstellung erössnet. Trotz ihrer Gleichzeitigkeit mit

anderen Ausstellungen bietet diesclbe, nanientlich auf dcm
Gebiete des Genres nnd der Landschaft, manches Erfren-
liche. Auch die Historicnmalerei war durch einige hervor-
ragende Werke vertreteu, die, für die Wieuer Ansstellung
bestimmt, jedoch unr wenige Tage hier exponirt waren.
Unter diesenWerkenbefand sich einKarton von Schnorr
v. Carolsfeld, welcher ein Motiv ausder „Nibelungen-
Klage", die Botschaft ans dem Hunuenland vor dem
Bischof Pilgerin vou Passau, behandelt. Mit dicser
Komposition schlicßt dcr Freskencyklus des Meisters im
Königsbau zu München ab. Jn der lctzten Zeit erst auö-
geführt, reiht sich dieser groß und schön gedachte Epilog
zur „deutschen Jlias" ebenbürtig dcn Nibclungendar-
stellungen an, die Schnorr vor nnn mehr als 30 Jahren
in jngendlicher Frische und Begeistcrnug in Müuchen
schuf. Ferner stellten die Professoren Grosse nnd Iägcr
eine Reihe von Kartons aus, deuen sich cinigc warm
empfnndene kleinere Zcichnungen vom Prof. Peschel an-
schließen. Die Arbeiten der beiden letztgenannten Künstler
gehören dem Gebiete der kirchlichen Kunst an, wclchcs
Gebict noch durch Bilder von I. Niessen (Köln,) Prof.
Gonne, W. Sckwarz, Prof. Heyden, (Berlin) und
H. Hofmann vertreten ist. Das beste Bild darunter war
das Hofmann'sche, welches besonders in Bezug auf Farbe
in schöner, harmonischer Dnrchfiihrung Christtts und
die Ehebrecherin darstellte. Noch vortheilhafter fast trcteu
die koloristischen Bcrdienste dieses Künstlers, wie nicht
minder sein Schönheitssinn, ans einem zweiten, kleineren
Bilde, „Venus und Amor" uns entgcgeu. Eiu geschickt be-
handeltes, anmuthigesFigürchen lieferte sodannL. Pohle
in einer „Psyche." Steinfurth (Hamburg) illustrirtc
dcn „Prometheus" des Aeschylos, währcnd A. v. Heckel
(München) und Th. Hildebrandt (Düsseldorf) sich an
Shakespeare versündigten. Gering ist die Zahl der aus
der Geschichte entnommenen Vorwürfe und erwähnens-
werth höchstens eine Scene aus der französischen Rc-
volution von Prof. Piotorwsky (Königsberg). Unter
den Arbeiten mehr sittenbildlichen Charakters, welche
jedoch an geschichtliche Namen anknüpfen, sei ein Gemälde
von Joh. Mateyko (Krakau) genannt. Dasselbe stellt
einen Alchemisten dar, der vorKönig Sigismund III. von
Polen uud dessen Hofe seine Kunst, unedle Metalle in
Gold zu verwandeln, producirt. Die Charaktere, wenn
auch nicht frei von Uebertreibung und in einigen Figuren
hart an der Karikatur hinstreifend, sind sehr lebendig her-
ausgearbeitet uud auch die Behandlung läßt, bei aller
Unruhe und Kältc der Farbe, doch die Kraft eines origi-
nellen Taleutes uicht verkeunen. Auf rein genrebildlichem
Gebiete fesseln durch koloristischen Rciz die Arbeitcn von
Prof. C. Becker und W-Amberg (Berliu), nicht minder
fein in Zeichnung und Farbe ist ein Bild von P. Körle
(Miinchen), das, ebenso wie cin anmnthigcs Bildchen
vcn O- Erdmann (Düsseldorf) das Rokokokostüm male-
 
Annotationen