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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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Bergau, R.: G. M. Eckerts photographische Malerstudien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0036

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stadt mit ihrer unendlichen Fülle an malerischen Motiven
und interessanten Einzelheiten aller Art anch Auswärtigen
stets gegenwärtig halten. Eckert besitzt ein besonderes
Talent, das Malerische in der Natur sogleich zu erkennen
und in gefällig arrangirte Bilder zusammen zn fassen.
Wenngleich er besonders „Studien" für Maler und
Architekten gemacht, also weniger Veduten als Einzel-
heiten von den öffentlichen Gebäuden (Rathhaus rc.),
von den Straßen, der Stadtmauer, aus dem Jnneren
der Kirchen, der Wohnhäuser des Freiherrn von Bibra,
des Antiquars Pickert, des Kaufmanns Fuchs, dem
Atelier des Direktors v. Kreling u. s. w. dargestellt
hat, so hat er doch auch vielfach die schon oft abge-
bildeten, allbekannten, besonders von Fremden als An-
denken verlangten Gesammt-Ansichten der bedeutendsten
Bauwerke gefertigt, hat dabei stets durch ueue, meist sehr
glückliche Auffassung, Anwendung eines anderen Stand-
Punktes und anderer Beleuchtung ihnen neuen Reiz ver-
liehen. Daß diese Nürnberger Studien seinen früheren
Arbeiten im Arrangement und in technischer Vollendung
durchaus nicht nachstehen, ist kaum zu erwähnen nöthig. —
Trotzder großen Anzahl der bereits vollendeten, eben-
falls im Verlage von Fr. Bassermann in Heidelberg er-
schienenen, Blätter hat Eckert den Reichthum Nürnbergs
noch keineswegs erschöpft, wird seine Arbeiten im nächsten
Jahre fortsetzenund dannnameutlichStraßenprospekte,An-
sichten der Stadt-Befestigungen und ihrer Thore, Abbil-
dungen der malerischen Schlößchen in der Nähe der
Stadt und mehrere Privathäuser, Ansichten aus dem
Germauischen Museum rc. fertigen. Wenn diese Samm-
lung vollendet sein wird, dann wird Nürnberg eineu
Schatz au guten Abbildungen besitzen, welche dieser
Stadt und ihres Ruhmes in jeder Beziehung würdig ist
und wie ihn, was Neichthum und Vollständigkeit betrifft,
wohl kaum eine andere Stadt Deutschlands, etwa Danzig
ausgenommen, aufzuweisen haben dürfte.

R. Bergau.

Korrespondenz.

Köln, Ende Oktober.

Eine Zeitlang hegte man die gerechtfertigte Be-
sorgniß, die wilden Kriegswirren möchten auch auf den
Weiterbau am Kölner Dome ihren lähmenden oder hin-
dernden Einfluß ausüben, wenn nicht gar das ganze herr-
liche Bauwerk in seiner Jntegrität gefährden. Während
fast alle audern Verwaltungen und öfsentlichen Jnstitute
ihre Bauten einstellten, entschloß sich die Dombauverwal-
tung, die Arbeiten am Dome wenigstens vorläufig mit
ungeschwächten Kräften fortzuführen. Während unsere
tapfern Truppen auf französischem Boden die feste
Grundlage zur Gründung eines einigen, mächtigen deut-
schen Reiches legten. ließen iu Köln die Steinmetzen und
Werkleute nicht ab, das gewaltige Werk des Domes mit

rüstiger Hand weiter zu fördern, um so den Ausbau des
imposanten Symbols deutscher Einigkeit und Kraft nicht
zu unterbrechen. Mit gehobenem Jnteresse folgt man der
kühnen, luftigen Arbeit, die auf den riesigen Thurmtorso's
langsam aber sicher gefördert wird. Ansfallend ist es, daß
das Stein- und Maaßwerk zu dem zwischen diesen beiden
Thürmen einzufügenden großen Mittelfenster noch nicht
mit errichtet wird, vielmehr an dieser Stelle der Dom in
einem völlig ruinenhaften Zustande verbleibt. Es bedarf
keiner weitern Ausführung mehr, daß das inRede stehende
Fenster mit doppeltem Maaßwerk ganz in derselben Weise
wie die übrigen Thurmfenster konstruirt werden muß.
Die noch sichtbaren alten Ansätze geben zu deutliches
Zeugniß davon, als daß ein weiterer Zweifel Platz greifen
könnte. Dem jetzigen Dombaumeister steht es nicht zu,
deu Bau anders auszuführen, als der Meister des l 5. Jahr-
hunderts es unzweifelhaft gewollt hat. Jn dem Umstande,
daß das Doppelfenster im Plane des ausführenden Bau-
meisters des 15. Jahrhunderts gelegen, lag für den jetzi-
gen Bauherrn, den Erzbischof und das Domkapitel, das
bestimmende Motiv für den Beschluß, wodurcb dem Dom-
baumeister aufgetragen wurde, das fragliche Mittelfenster
in der ursprünglich beabsichtigten und durch die noch vor-
handenen Ansätze indizirten Weise mit doppeltem Maaß-
werke auszuführen. Es ist uns völlig unbegreiflich, warum
Herr Voigtel noch säumt, diesem Auftrage nachzukommen
und endlich die Steinwüste zwischen den beiden Thürmen
zu beseitigen. Schon vor längerer Zeit war beim Dom-
kapitel die Anzeige eingegangen, daß das für das in Frage
stehende Fenster bestimmte Glasgemälde vollendet und
zum Versenden bereit sei. Zweifelsohne ist dasselbe jetzt
in Köln eingetrofsen. Um Gewißheit darüber zu erlangen,
ob das doppelte Maaßwerk der vollen Wirkung des Bildes
nachtheilig sei, befahl der Erzbischof noch vor seiner Abreise
nach Rom, in der zweiten Etage des Nordthurmes zwei
Fenster mit Glas zu versehen. Auf das Evidenteste stellte
sich heraus, daß das doppelte Maaßwerk nicht im Aller-
entferntesten den Lichtcffekt dieser Fenster beeinträchtige.
Hiermit wurde der Grund, aus welchem der Dombau-
meister an der Konstruktion des doppelten Maaßwerkes
Umgang nehmen wollte, ganz hinfällig. Trotzdem säumt
er noch immer, das Fenster nach dem ursprünglichen Plane
auszuführen. Das Gouvernement, welches bis dahin
nicht so sehr auf Grund eines rechtlichen Berhältnisses
oder bestimmter Verträge als in Folge einer schwer zu
rechtfertigenden Konnivenz des eigentlichen Bauherrn in
wichtigen Baufragen das entscheidende Wort gesprochen,
hat es verschmäht, in der vorliegenden Fensterangelegen-
heit die so äußerst wichtige Frage über die rechtliche Stel-
lung der königlichen Regierung zum Kölner Dombau zu
gerichtlicher Entscheidung zu bringen. Ohne darauf zu
bestehen, daß ihm in Dombausachen das letzte Wort zu-
stehe, hat das Ministerium vor längerer Zeit dem Dom-
 
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