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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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Die St. Petersburger akademische Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0040

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VI. Jahrgang.

Sritrrigr

ünd an Or. C.v. Liitzow
<Wien, Therestanumg.
2S)od.andieBerlagstz.
^Eeipstg,Königsstr. 3).
zn richten.

16. Dczembtr.

Nr. 5.

Inserate

tz 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile wsrde» vonjeder
Bnch- und Kunfthand-
lung angenommen.

1870.

Beiblatt zur Zeitschrist für bildende Kuust.

Verlsg von L. A. Leemsnn in Teipzig.

Am 1. und 3. Frettage jedes Monats erscheint eine Nummer von in derRegel einemQuartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" er-
halten diesBlatt xratl8. Apart bezogen kostet dasselbel^Thlr.ganzjährlich. Alle Buch-undKnnsthandlungenwieallePostämternehmenBestellungen an.

Jnhalt: Die St. Petersburger akademische Kunstausstellung. — Die
Stoffwelt der neuesten Maierei (Forts.) — Nekrologe (Max Emanuel
Aiumiller, Graf Franz Thun). — Kunftliteratur und Kuusthandel. —
Konkurreuzen. — Persoualnachrichten, Kunstvereine, Sammlungen und
Ausstellungen. — Vermischte Kunstnachrichten. — Neuigkeiten des Kunst-
haudels und der Kunstliteratur. — Zeitschriften. — Jnserate.

Die Zt. pctersburger akademische Lunst-
ausstellung.

Die Zeitder allfährlich wiederkehrenden Ausstellungen
in unserer Akademie der Künste ist so ziemlich die einzige,
in welcher unser größeres Publikum sich für die bildende
Kunst interessirt; deun der Besuch der Ermitage und der
fast das ganze Jahr hindnrch dem Publiknm zugänglichen
Museumssäle in der Akademie ist, im Grunde genommen,
ein sehr spärlicher. Während der Ausstellungszcit aber,
die in diesem Jahre erst am I l.Oktober begaun, drängen
sich Hunderte und Tausende in den sonst so verlassen
dastehenden Sälen. Der diesjährige Katalog nebst Er-
gänzungsheft zLhlt 380 Nummern.

Dieses Mal sind es ein paarHistorieubilder, welche die
Aufmerksamkeit des Publikums besonders fesseln. Der ta-
lentvolle Karl Huhn, von dem bereits die akademische
Ausstellung des Jahres 1868 (S. Knnstchronik1860,Nr.7
und 8) eiu der Bartholomäusnacht entlehntes historisches
Genrestück brachte, hat sein diesjähriges Thema derselben
Zeit entnommen: er führt uns den Ueberfall eines pro-
testantischen Ehepaares durch einen katholischen Edelmann
und dessen wüsten Spießgesellen vor. Huhn hat auf's
Neue seine ungewöhnliche koloristische Meisterschaft und
eine große Gediegenheit in der Zeichuung an den Tag
gelegt. Das Bild trägt den Charakter der modernen
französischen Geschichtsmalcrei. Der Künstler hat wäh-
rend seines mehrjährigen Aufenthaltes in Frankreich
vffenbar Delaroche und Comte fleißig studirt. Die Ge-
stalten des Huhn'schen Gemäldes sind trefflich gruppirt:
der bereits todt am Boden liegende Mann und das in

Verzweiflung sich über die Leiche beugende schöne Weib,
der mit einer Art sinnlicher Bewnnderung die Frau an-
starrende Edelmann und der mit roher Schadenfrende
das unglückliche Weib hinwegzerrende Mordgeselle. Die
im Ausdruck gelungenste Figur ist die des Letzteren; die
Frau aber erregt uicht recht unser Mitleid. Der Ge-
fühlsausdruck, die Wiedergabe eines tiefen Seelenlebens
ist nicht die starke Seite unseres Künstlers. Nicht minder
gelungen als dieses Gemälde ist ihm seine „Jtalienerin",
ein jugendschönes Weib in ungesuchter Stellung. Jn
beideu Bildern läßt die Stoffmalerei nichts zu wünschen
Lbrig. Mit großem Geschicke ist hier der Eindruck ver-
mieden, den wir so oft erhalten: als kämen alle Gewänder
soeben vom Schneider, alles Hausgeräth vom Tischler und
Tapezierer. Das Schlafgemach in Huhn's historischcm
Bilde hat etwas Wohnliches an sich; man fühlt sich in
einen Haushalt versctzt, der nicht erst von gestern datirt.

Ein Gemälde ganz anderer Art ist V. Jacobi's
„Verhaftung Biron's". Hier ist die Ausführung lange
nicht so sorgfältig; namentlich vermissen wir eine harmo-
nische Abstimmung der Farben. Doch ist die Handlung:
— vas Ringen eines Kriegers mit dem Regenten, der
aus dcmBette gesprungen, während ein zweiter Grenadier
jenem zn Hülfe eilt — mit außcrordentlicher Lebendigkeit
wiedergegeben.

Wahre Muster einer frischen und edlen Färbung sind
zwei Gemälde des bekannten, in München lebenden
Schlachtenmalers Kotzebue: „Das Gcfecht beim Dorfe
Lessnoje" und „Die Uebergabe Riga s an die Russen im
I. 1710". Das erstere Bild zeigt uns eine glückliche
Bcrbindung vonLandschaft,Schlachten- undGenremalerei.
Äm Vordergrunde drängt eine Gruppe russischer Krieger
die Schweden trotz tapferem Widerstande zurück — auf
diese Episode hat der Künstler den Hauptnachdruck ge-
legt —, während nach dem im Hintergrunde links sicht-
 
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