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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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Restaurationsbauten in Köln, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0108

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Nr. 13.

VI. Jahrgang.

Seiträge

sind an Or. C.v. Liitzow
(Wien, Theresianumg.
25)od.andieBerlagsh.
(Leip)ig. Königsftr. 3)
zu richten.

21. Äpril

Inserate

L 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden vonjeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1871.

Bciblatt zur Zeitschrist sür bildende Kunst.

Verlag von E. A. Leemann tn Tetxztg.

Am l. und 3. Freitage jedes Monats erscheint eine Nummer von in derRegel einem Quartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunft" er-
halten diesBlatt xrali«. Apart bezogen kostet dasselbell/ZTHlr.ganzjährlich. Alle Buch-undKunsthandlungenwieallePostämternehmenBestellungenan.

Jnhalt: Restaurationsbauten in Köln (Schluß). — Korrespondenz
(Berlin). — Nekrolog (Erasmus von Engert). — Kunstliteratur und
Kunsthandel. — Kunstunterricht. — Personalnachrichten. — Kunst-
vereine, Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Kunstnach-
richten. — Noch einmal das Batthyünp-Denkmal in Pest. — Zeit-
schristen. — Jnserate._

Uestaurationsbanten in Löln.

(Schluß)

o Das Hauptrestaurationswerk ist an dem unvergleich-
lichen Kölner Dom vorgenommen worden. Gerade der
Dom ist es, an welchem unsere Architekten gelernt haben,
auf welche Weise die mittelalterlichen Bauwerke restaurirt
werden müssen. Der Dom giebt uns eine vollständige
Geschichte des Restaurationsverfahrens, von den ersten
mangelhaften und theurenBersuchen bis zu der gegenwär-
tigen Vollkommenheit.

Die Ostseite des Domes wurde noch nnter dem Bau-
inspektor Ah lert restaurirt. Die größeren verwitterten
Stellen, ebenso auch alle fehlenden Theile, wurden voll-
ständig erneuert, leider nicht in gleichartigem Gestcin. Die
Ostseite des Domes besteht aus Drachenfelsen-Trachyt,
von feiner hellgraucr Farbe; man nahm nunmehr Nieder-
mendigerBasaltlava,welcheallenAnforderungenderFestig-
keit zwar entspricht, aber eine trübe, fast schwarze Farbe
hat und schwer zu bearbeiten ist; die neuen Ornamente
und Gliederungen wurden roh und entsprachen nicht im
Entferntesten den hochvollendeten Vorbildern. Daß un-
ter solchen Verhältnissen die Steinmetzen sich nicht heran-
bildeten, noch weniger ein Verständniß der alten Formen
erreichen konnten, ist leicht erklärlich. Den traurigen Be-
weis sehen wir an den alten restaurirten Blattkränzen,
Kreuz- und Kantblumen. Das Fehlende an denselben
wurde nicht ergänzt durch nen eingesetzte Theile, sondern
es wurde beigehauen, wie man dieses in der Steinmetz-
Sprache nennt. War beispielsweise einem Maskaron die
Nasenspitze abgewittert, so wurde beigehauen und es gab
eine Stumpfnase rc. Das ging nicht. Man nahm also

bildsameres Material; die Baldachinfialen an der unteren
Galerie der Ostseite auf den Pfeilern bestehen aus Heil-
bronner Stein, welcher mit seiner gelbbrannen Farbe zu
dem Grau des Trachyts nicht günstig stimmt.

Jm Laufe der Jahre erlangte unter Meister Zwirner
die Domsteinmetzhütte die hohe Ausbildung, welche sie
über den ganzen Kontinent berühmt gemacht hat. Die
nenen Theile des Domes, aus vortrefslichem Material,
wnrden mit solcher Sorgfalt und Kunstfertigkeit ausgeführt,
daß sie den scbönsten alten Theilen des Domes würdig
zur Seite gestellt werden können. Es konnte nicht fehlen,
daß auch die Restauration der alten Theile entsprechend
behandelt wurde; jeder fehlende oder abgewitterte Theil
wurde durch Einsetzung von Vierungen aus niöglichst
gleichartigem Material ergänzt mit einer bewnndernswer-
then Sorgfalt, welche auch da nicht fehlt, wo in den obe-
ren Stockwerken nnd vielen Winkeln des Domes die Aus-
führnng sich dem Blicke des Besckauers fast ganz entzieht.
Aber man hatte sich an das saubere, helle und glatte An-
sehen so gewöhnt, fand dasselbe so schön, daß man bald
daran ging, auch die restaurirten Theile in volle lleber-
einstimmung mit den neuen zu bringen. Alles, auch das
Gesnnde, aber im Laufe der Zeit dunkler Gefärbte, wurde
mit dem Eisen abgeschabt und so zu sagen erneuert. Da-
durch erlitt die Hochachtung vor dem alten, vollendeten
Werk große Einbnße; der Bau verlor im Ganzen wie im
Einzelnen an llrsprünglichkeit. Wenn auch nur eine halbe
Linie abgenommen wird, so verändert dieimLaufe derJahr-
hunderte sich drei- oder viermal wiederholende Restaura-
tion das Verhältniß der Gliederung vollständig; einzelne
Rnndstäbchen, ursprünglich etwa einen Zoll stark, bleiben
dann nur noch halb so dick.

Man mußte sich sagen, dieß Berfahren sei nicht das
richtige. Aber Zwirner war nicht der Mann, der seine
Ansichten so leicht änderte, und er behielt das vorbeschrie-
 
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