Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0124

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VI. Jahrgang.

Nr. 15.

Geitrüge

sind an vr. C.V.Liitzow
<Wien, Theresianumg.
2S)od.an dieVerlagSH.
(Leipzig. Königsstr. S>
zu rtchten.

19. Mai

Inserate

k 2 Sgr. für die drei
Mal gesPaltene Petit-
zeile werden vonjeder
Bnch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1871.

Beiblatt zur Zeitschrist sür bildende Knnst.

Verlsg von L. A. -Seemann tn Tetpztg.

Am l. und 3. Frettage jedes Monats erscheint eine Nummer von in derRegel einem Quartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" er-
halten diesBlatt xrall«. Apart bezogen lostet dasselbell/ZTHlr.ganzjährlich. Alle Buch-undKunsthandlungenwieallePoftämternehmenBestellungenan.

Jnhalt: Korrespondenz (New-Aork). — Kunstliteratur und Kunsthandel. j
— Nekrologe (Gustav Jäger, Gustav Cloß, Andreas Andresen). — !
Kunstvereine, Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Kunst-
nachrichten. — Ein Schlußwort. — Neuigkeiten des Kunsthandels und
der Kunstliteratur. — Zeitschriften. — Inserate.

Korrespondenz.

Ncw-Nork, im April 1871.

0. ^.. Nach dem Zufluß europäischer Kunstwerke,
welche der vorige Herbst und die erste Hälfte des Winters
brachten, ist die unvermeidliche Ebbe eingetreten, die wohl
noch einige Zeit andauern wird. Als beim Ausbruch des
Krieges in Europa die großen Fragen des Augenblicks
alle anderen Jnteressen unerbittlich in den Hintergrund
drängten, und der hiesige Markt der einzig ergiebige für
Erzeugnisse der Kunst zu bleiben verhieß, nahmen euro-
päische und amerikanische Kunsthändler eifrig den Moment
wahr, um aus deutschen und noch mehr aus französischen
Ateliers und Ansstellungen das Beste zn erwerben, das
nicht etwa durch Umfang, Gegenstand oder Kostspieligkeit
dem Verkanf allzugroße Schwierigkeiten entgegenzustellen
schien. Die Erwartung der Belagerung von Paris mußte
es den dortigen Künstlern höchst wünschenswerth machen,
sich ihrer Werke so schnell als möglich zn entäußern, und
alles, wofür sich ein günstiger Erfolg erwarten ließ, er-
schien hier in den ersten Stadien des Krieges, womit
dann aber selbstverständlich die weitere Zufuhr abgeschnit-
ten war. Bei Gonpil begegnet man zwar noch manchem
guten deutschen und französischen Werke, doch befinden
die meisten derselben sich schon seit längerer Zeit hier.
Erst seit Kurzem ausgestellt ist ein lebendiges und er-
götzliches Bild von Zimmermann, welches eine Scene
in einem Wirthshause darstellt. Ein älterer Mann sitzt an
einem Tische, auf dem eine Landkarte aufgeschlagen ist, und
liest aus der Allgemeinen Zeitung mit triumphirendem
Lächeln die Siegesnachrichten vor, zum höchsten Aerger
eines Geistlichen, der, halb abgewendet sitzend, seine Pfeife

' raucht und unzweifelhaft seinen Unglauben an die Wahr-
heit der Berichte ausspricht; allein seine Wuth verräth
nnr zu deutlich, daß er von der Richtigkeit vollkommen
überzeugt ist. Der hinter dem Tisch stehende Wirth
hat offenbar seine Freude an der Scene. Auch einige
kleinere Bilder von Boettcher, Lejeune und Tschag-
geny sind hinzugekommen, so wie neuerlich eine neueAr-
beit von Church, „Jerusalem," eine große Landschaft,
die bei manchen ansprechenden Einzelheiten — darunter
einige schöne Olivenbänme im Vordergrnnd — doch
keinen befriedigenden Gesammteindruck hinterläßt. Wie
früher, in der Darstellung von Damaskns, hat der Künst-
ler einen zu großen Flächenraum wiedergegeben, und man
empfängt mehr den Eindruck einer genauen Specialkarte,
einer Ansicht aus der Vogelperspektive, nach der man sich
vortrefflich orientiren kann, als daß man sich in das eigent-
thümliche Walten der Natur versetzt fühlte. Die Aus-
führung möchte man in manchen Theilen fast zu sorgsam
nennen; indessen ist das Bild frei von den gesuchten Licht-
cffekten, welche sonst oft das Verdienst von Chnrch's Bil-
dern schmälern, und der südlicbe Himmel mit seinen
leichten Wolkenbildungen ist küustlerisch schön behandelt.

Ein Bild von Geo. H. Boughton, weniger um-
fangreich als „Jernsalem" und unscheinbar in der Farbe,
nimmt trotzdem die Aufmerksamkeit und Theilnahme der
Besucher in weit höherm Grade in Anspruch. Dieser
Künstler, welcher innerhalb der letzten Jahre hier Namen
nnd Ruf erworben hat, ist augenscheinlich von ernstem,
ungetheiltem Streben erfüllt. Es fehlt ihm nicht an Jdee
und Originalität, und er läßt sich nie zu jenen inhaltlosen
Darstellungen herab, mit denen so manche hiesige Maler
es den Franzosen nachmachen wollen, ohne deren Technik
zn besitzen. Boughton strebt vor Allem nach Wahrheit.
und Wirklichkeit, und in seinen KLpfen zeigt sich oft ein
sprechender Ausdruck, während die Gestalten mitnnter
 
Annotationen