Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

DOI Artikel:
Zur Erinnerung an Eugen Eduard Schäffer, [2]
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0177

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
174

um nach Florenz zu fahren, als er zwei Stationen vor
Rom wieder anderen Sinnes ward, sein Postgeld im Stiche
ließ und umkehrte.

Jn der Kircbe S. Luigi dei Francesi befindet sich
eine gute Kopie der Cäcilia, die man dem Giulio Romano
zuschreibt; nach diesem Bild gedachte er nun eine Zeichnnng
vorzubereiten, dann an Ort und Stelle die Köpfe zu
zeichnen und das Ganze nach dem Original zu vollenden.
Denn der Gedanke an jenes Bild und seine Wiedergabe
tauchte von Zeit zu Zeit bei ihm immer wieder auf.
Manche Jahre später sagte er noch in Frankfurt: hätte ich
damals nur gewußt, daß man das Bild in Paris von
seiner alten Holztafel auf Leinwand übertrug und dabei
einer Restauration unterzog, ich hätte mir schon helfen
wollen und im Geiste, was mich störte, nach den unbe-
rührten Stellen ergänzt und wiedergeboren.

Im Frühjahr 1853 vollendeteSchäffer eine wunder-
schöne Kreidezeichnung nach dem Gemälde Tizian's: „Die
irdische und himmlische Liebe" in der Galerie Borghese.
Diese Arbeit hatte ihn ganz gewonnen und er pries sich
glücklich, daß noch gar kein Stich von diesem Werke vor-
handen und es ihm vorbehalten sei, es zum erstenmale zu
stechen. Schade, daß es ihm nicht vergönnt war, weder
die eine noch die andre der Platten, die nach beiden Vor-
würfen er schon bald nach seiner Rückkehr in Deutschland
begonnen hatte, zu vollenden. Mit gleicher Meisterschaft
durchgeführt wie die Zeichnungen, hätten es ausgezeichnete
Werke werden müssen!

(Fortsetzung folgt.)

Nrkrologe.

Der Statuen- und Kunstgießcr Georg Heroldt ans

Nürnberg, woselbst er mit seinem Halbbruder, dem Professor
Lenz, die berühmte Kunstgießerei unter der Firma Lenz u.
Heroldt besaß, starb am 28. Juli in Stockholm an den Folgen
einer durch eigene Unvorsichtigkeit veranlaßten Zerschmetterung
beider Beine. Jn Stockholm goß er u. A. die am 30. Nov.
1868 enthüllte Statue Karl's XII. Merkwürdiger Weise sind
die im Kriege gegen Polen erbeuteten vier bronzeneu Mörser
welche die Statue umgeben, von seinem Großvater gegossen.
Jetzt war er beschäftigt mit dem Gusse einer herrlichen Fontaine
von Molin, von welcher er bereits die sämmtlichen Figuren-
partieen vollendet hatte und die obere Partie gießen wollte,
als das Herabstürzen der Form den traurigen Unglücksfall
herbeiführte.

Lilustlitcratur und Knnsthandel.

Albrecht Dürer in seiner Bedeutung für die mo-
derneBefestigungskunst. Von G. von Jmhof.
Nördlingen 1871, Beck.

Unter den zahlreichen Schriften, welche aus Anlaß
der in allen Kunststädten Deutschlands festlich begangenen
vierten Säkularfeier von Dürer's Geburtstag*) er-
schicnen sind, nimmt die oben genannte, kleine aber werth-
volle Schrift des Artillerie-Ober-Lieutenants G. v. Imhof
cine hervorragende Stelle ein, indem sie zum ersten Mal

*) Wir haben die Berichte über diese Festlichkeiten und
Ansstellungen, aus Dresden, Karlsruhe, Berlin u. a. O.,
leider wegen Mangel an Raum zurüklegen müssen.. A. d. Red.

in eingehender Weise aus Dürer's Werk über die Be-
festigung und einem Vergleiche mit dem, was vor und
nach ihm auf dem bezeichneten Gebiete geleistet worden
ist, darlegt, daß Dürer, wie als Künstler, so auch als
Jngenieur höchst bedeutend und seiner Zeit weit voraus
war. Der Berfasser giebt nach einer Einleitung, in wel-
cher er die ständigen Befestigungen des Alterthums und
des Mittelalters bis auf Dürer's Zeit und die im
Festungskriege angewendeten Waffen kurz beleuchtet, eine
kritische Analyse von Dürer's System der Befestigung,
schildert dann den Einfluß deffelben auf die Festungs-
bauten späterer Zeff, und weist nach, daß es der moder-
nen Art der Befestigung zu Grunde liegt.

Das Buch ist klar und mit Sachkenntniß geschrieben
und von instruktiven Zeichnungen begleitet. Es ist als
ein Beitrag zur genaneren Kenntniß des großen Meisters
bestens willkommen. k. 6.

Sx. Dic Radirungcn von Max Bach, gegenwärtig Zeich-
nenlehrer in Alzey, die wir in Bd. IV, Nr. 13 dieser Blätter
erwähnten, liegen jetzt als abgeschlossenes Werk von 30 Blatt,
excl. eines ebenfalls radirten Titelblattes, vollständig vor. Sie
enthalten skizzirte, malerische Ansichten aus Nürnberg. Bevor-
zugt sind solchs Parthien, welche setzt nicht mehr in ihrem
alten, interessanten Zustande stch befinden, oder denen Gefahr
der baldigen Beseitigung droht.

Lß. Von dem Maler Carl Koehler in Nürnberg isi das
ersie Heft eines größeren Werkes, „Trachten der Völker in
Bild und Schnitt" erschienen, welches stch die Aufgabe stellt,
die Geschichte des Kostüms aller VLlker mit besonderer
Rücksicht auf den S.chnitt der Gewänder, also vom vor-
zugsweise praktischen Standpunkte aus darzustellen, ein qe-
wiß gerechtfertigtes und der Beachtung werthes Unter-
nehmen. Ueber die Ausfübrung dieser guten Jdee wird sich
mit Sicherheit erst urtheilen lassen, wenn das Werk weiter
vorgeschritten sein wird.

preisbewel-lmilgen.

Die königliche Akadcmie der Künstc in Berlin hielt am 3.
August die herkömmliche Sitzung, um den Jahresbericht,
der diesmal von Prof. Eggers erstattet wurde, entgegen
zu nehmen und wegen der akademischen Preisbewerbungen
Entscheidung zu treffen. Das Konkurrenzausschreiben bezüglich
des Mich. Beer'schen Preises für Bildhauer jüdischer Konfession
war erfolglos geblieben, dagegen hatten sich für den Michael
Beer'schen Preis zweiter Stiftung für Geschichtsmaler ohne
Unterschied des Glaubens drei Bewerber gefunden, von denen
Wilhelm August Steinhausen den Sieg davon trug. Ohne
Erfolg war auch die architektonische Konkurrenz geblieben, zu
welcher sich keiu Bewerber gemeldet. Dieses negative Resultat,
welches in der am 30. Mai beschlossenen, am 3. Juli erfolgten
neuen Ausschreibung derselben Konkurrenz von der Akademie
als eine Folge der Kriegsereignisse erklärt wurde, erklärt sich
richtiger aus der Unzufriedenheit der betheiligten Kreise mit
den Bedingungen des Programms, welches denn auch, wohl
infolge der lebhaften Agitation der Deutschen Bauzeitung, eine
wesentliche, wenn auch noch nicht allen Wünschen entsprechende
Änderung erfahren hat.

L. II. Dresden. Das unter dem Präsidium von Profefsor
Robert Kummer hiesigenOrtes tagende Komitb der „Hermann-
Stiftung" hat — eutsprechend deren Statuten — seine dies-
jährige Konkurrenz-Einladung im Jnteresse der bildenden Künste
an acht namhafte Dresdner Bildhauer ergehen lassen und
diesen als Aufgabe ihres schönen Wettstreites einen mit
allegorischen Reliefs zu verzierenden Schild bezeichnet. Die
Größe dieses Schildes, hinsichtlich dessen späterer Ausführuna
nähere Bestimmungen zur Zeit noch vorbebalten bleiben, ist
diametral auf ungefähr I Elle 6 Zoll bemessen, und als
Motiv der Darstellung selbst hat eine Versinnbildliibung der
Einigung Deutschlands durch die jüngsten welthistorischen Er-
eignisse zu figurireu. Dagegen bleibt alles Weitere in Bezug
auf Detaillirung wie Sthlform der Jntention der betheiligten
Künstler freigegeben. — Für die vorzüglichste der bis zum
31. August einzureichenden Skizzen ist ein Preis von)600 Thlr.
 
Annotationen