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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Die Kunst bei der Friedens- und Truppeneinzugs-Feier in Dresden
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0006

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Ein Brunnen für Cincinnati.

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bcimarsch über die Truppen abnahni, erhob sich zunächst
rechts die königliche Tribüne. Zeltförmig, an den Ecken
abgerundet nnd mit kostbaren türkischen Stoffen ausge-
schlagen, machte sie cinen stattlichen Eindrnck; ebenso
war die in Verandenform gegenüberliegende, für das
Offiziercorps bestimmte Tribüne geschmackvoll in Schwarz
und Noth gehalten. Ein leicht nnd heiter anfgeführtes
Triumphthor endlich machte den Schluß der Festbauten
der Einzugsstraße. Dieses letzte Thor umrahmte einen
umfangreichcn, trefflich entworfenen und ausgeführten
malerischen Schmnck, bestehend aus dcr allegorischen Ge-
stalt des Friedens als Mittelbild, und zwei Seiteubildern,
welchc das cmpfangendc Volk und die heimkehrenden Sol-
daten vorführten. Das Haupt- und Mittelbild war, nach
Angabc des Direklor Or. I. Hübncr unter Mithilfe des
Prof. Ehrhardt, von den Atelierschülern des Ersteren:
Brandncr, Leineweber, Rudow, Kadner und Raudnitz
ausgeführt. Die Seitenbilder ließen die geschickten Hände
von Jnlius Scholz und Julius Grüder erkennen. Als
Verfasser der Jnschriftcn ward Julins Hübner uns ge-
uannt. Sämmtliche Bildcr, die in verhältnißmäßig sehr
kurzcr Zeit hergestellt wnrden, stimmten wirkungsvoll mit
der Architektnr der Thore zusammen; wobei nicht uner-
wahnt scin mag, daß die bciden Thore an der Augustus-
straße und am Bautzener Platze vom Landbaumeister
Kanzlcr, die königliche Tribüne vom Hofbanmeister Krü-
ger entworfen und die übrigcn Bauten und Arrangcments
durch das Stadtbauamt, unter Angabe und Leitnng des
Stadtbaudirektors Friedrich ausgeführt worden sind.

Auch in verschiedenen anderen Theilen dcr Stadt
hatte man die Kunst zur Ausschmückung der Plätze,
Straßen, Häuser herangezogen. Das hervorragendste
Werk darunter war die auf dem Altmarkt errichtete Sta-
tue der Germania von Nobert Henze. Mit dem vicr-
eckigen Postament hatte das Werk eine Höhe von 20
Ellen. Die Germania, in ein schön gefaltctes Gewand
gckleidet, war eine kräftige Jnngfrau von edeln, großen
Formen. Das ruhigen Biuthes anfblickende Haupt, von
langem Lockenhaar uniwallt, trug den Eichenkranz nnd
eine Krone. Jhre Lendc war mit dem Schwert umgürtet.
Die Linke stützte sich fest auf das mit dem deutschen Aai
geschniückte Schild, während die Rechte die lorbeerbe-
kränzte Fahne hoch emporhielt. Aus der ganzen Bewe-
gung der Fignr klang der Ausdruck stolzen SiegeSbe-
wußlseins. Die Statue war bereits im März, zu der
Friedcnsfeicr aufgestellt worden. Als man an die Bor-
bcreitungen zn der Einzngsfeier ging, regte Prof. I)r.
Hähnel im Einverständniß mit Henze die Bemalung der
Statue nach Art dcr antiken Polychromie an. Die Aus-
führung, welche sich in der Hauptsache anf eine möglichst
bestimmte Angabe der Lokalfarben beschränkte, wurde mit
großer Sorgfalt überwacht und das Nesultat der poly-
chronien Behaudlung war cin sehr günstiges, welches

nnsere farbenscheue Zeit wohl zu weiteren Versuchen nach
dieser Richtung hin ermuthigen könnte. (S. oben die Abb.)

Noch dürfte an dieser Stelle von einem Gedächtniß-
thaler Akt zu nehmen sein, welcher, zur Erinnerung an
den so ehrenvoll abgeschlossenen Frieden und die daraus
hervorgegangene Einigung Deutschlands in dcr hiesigen
k. Münze geprägt worden ist. Auf der Vorderseite be-
findet sich das Bildniß des Königs Johann von
Sachsen; auf der Rückseite ist, anstatt des Wappens, dcr
Genius Deutschlands dargestellt, wie er anf edlem Schlacht-
roß, das lorbeergeschmückte Banner hochhaltend, mit dem
Oclzweige die Brücke beschreitet, welche die bis dahin
noch getrennten dentschen Lande verbindet. Die Dar-
stellung, von Prof. Schilling modellirt, ist, wie alle Ar-
beiten dieses Künstlers, von großcr Frische und Anniuth;
gravirt ist die Münze, welche in diesen Tagen zur Aus-
gabe gclangte, von dem hiesigen MünzgravenrBarduleck.

C. C.

Ein Ärnnnen siir Cincinnati.

Miinchcn, Mitte September.

/X Das Bedeutendste, was nns die letzten Wochen
brachten, war die Ausstellnng des für Cincinnati bestimmtcn
grandiosen Brunncns, dcn A. von Kreling crfand, im
Vereine mit Ferdinand und Friedrich Miller ausführte,
und den dann der Letzteren berühmter Vater in Erz goß.

Bon den baherischen Künstlern unserer Zeit war
Conrad Knoll mit seinem lustigen Metzger-Burschen anf
dem Fischbrunnen in München der Erste, der den Muth
hatte, einen Griff in's Leben des Volkes zu thun, als
es galt, ein Kunstwerk zu schaffen, das vor Allem
Eigenthum des Volkes sein sollte. Auch Kreling hat in
seinem Brnnnen für Cincinnati die alte mythologische
Welt bei Seite gelassen und hat seine Gruppen aus
dem Leben der Gegenwart genommen, aber er ist sich
dabei uicht so konseguent geblieben, wie sein Vorgänger
Knoll, indeni er nebenbei zur Allegorie grifs, was jener
vermied. Nnd darin liegt auch die Schwäche der Kom-
position Kreling's. Seine weibliche Figur auf der Spitze
des Bancs kann nur als Genius aufgefaßt werden nnd
tritt als solcher in unlösbarcn Widerspruch zu den vier
rein realistisch gedachten Hanptgruppen.

Der Grundgedanke des Künstlers ist, uns die
Segnungen des Wassers in den wohlthätigen Wirkungen
des ElenicnteS znr Anschauung zu bringen. Zu diesem
Zwecke sind die vier Hauptgruppen geschaffen: ein er-
schöpfter Greis, von seiner Tochter durch einen kühlen
Trunk gelabt; ein Knabe, fröhlich an der sorgsamen
Mutter Hand in's Bad eilend; ein Hausvater, auf des
brennenden Hauses Dach die Hilfe des rettenden Wassers
heischend, und endlich ein kräftiger Landmann, seinem
Acker die befruchtende Kraft der Feuchtigkeit zuführend.
Wir haben cs also überall — denn die vier Reliefs am
Sockel bilden in derselben Weise die Wvhlthaten und
 
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