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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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113

— Nermischte Nachrichten. — Briefkasten.

Kunstvcreine, Sammlungen und Aussielluugen. _fZ--

!14

durch dengroßenKriegvcranlaßt, die Illustration dcs
Holksliedes: „O Straßburg, o Straßburg, du
wunderschöne Stadt" iu Beziehung steht; sie ist aus

„Daheim", das sie zuerst veröffentlichte, jüngst im
^eparatabdruck erschienen. Der Pnblikatiou seines
übrigen Nacklasses darf wobl in nächster Zeit entgegcn
üesehen werden. L- kl-

L. Aiigust Dircks, Mkaler und Litbograpb in Düsseldorf,
larb daselbst nach längcren Lciden, 65 Jahr alt, den 25.
Aovember 1871. Er war aus Emden in Ostfriesland, bezog
lruh die rhcinische Kunstakademic und wandte sich, nachdem
sr mehrere Jahre gemalt, dcr Litbograpbie zu, von der er
IVater zur Malerei znrnckkehrte. Bon scinen gemnlblicben
Genrebildern befindet sich eins der besten, „Der dekonrte
^chulmeister", in der städtischen Gemälde-Galcrie zn Düsseldorf.

Knnstvkrriiit, Salnmluilgrn unl> Ängstrllnngrn.

— r. Die Wiencr Künstlcrgcnosscnschaft baite diescs
wieder, so wie im vorigen, eine in den Abendstunden
bei Gasbelcuchtung zugängliche W ci bn ach tsausste llnng
don ausschlieblich jleiiien Bildern r'eranstallet, weiche manches
Hübsche uud fllr den Zweck oolllommcn Gceignete darbol,
aber leider vom Publikum auffallend wcnia besucht wnrde.
Als die Perle der Ausstcllnng müssen wir Fr. Friedländer's
„Liebeserkläruug" bezeichnen. 3n Ilcinem Nabmen groß zu
bebandelu oeistand I. Hoffmann scine „Ausichicn ans der
römischcn Campagna." Au» Hannold's, Brunner's,
ckriisch's uud Schäffer's Landfchasten vcrdienen lobende
Erwäknung. Unter den Aquarellcn überraschlc uns Goebel S
»Stadtpark im Winter" durch Naturtreuc nnd Frische der
Darstellung.

Kcramischc Ausstcllung. Dic Aufstellung von Gegen-
nandeu der Kunsttvpferei imSchlosse Mvnbijon inBerlm
tst kürzlich cröfinet worden. Diesclbe entbält in vier Läscn
baupisächljch Arbeiten der englischen Jndustric, welche sich scit ^
der Weltausstellung von 1852 und dcr Gründung des Soutb- >
Kessington-Miiseums in so überrasckiender Wcise entwickelt bat.
Die Aufstellung ist von dem königl. Baninspektor Hessc nnd
Dr. Lessing geleitet, nnd ciner der qenanntcn Kommissarien >
wird tägli'ch 'von l—2 Ubr zur Ertheilnng näherer Auskunfl
m den Alifstellnngsräunien anwescnd sein. Allch die englischc
Negiernng ist durch den Major dc Winton vertreten, der zu- >
Peich den Berkauf sllr Nechnung dcn englischcn Fabritanten
tu leiien bai. Die Ausstellung ist täglich von 1l bis 3 Uhr
unentgeltlich geöffnet.

/X Müuchcncr Kunstvcrein. Es ist nun wieder eme
steraume Weile, seit ich Jhnen meinen letzten KunstvereinS- !
bericht cingesendct. Wer die hiesigen Verkältnisse kennt, weiß,
baß der gcnannte Vcrcin die frühere Bedeutung nicht mebr
i'ksitzt, seii cinerseits cinc Anzahl dcr hcrvorraaciideren Künst-
ler denselben grundsätzlich nnr noch ausnahmsweise oder anch
star uicht mehr beschickt, andrcrscils der Kunstbandel nnd,
während der besseren Jahreszeit weniastens, die Lokalansstel-
sung eine so bedcutende AnziebungsU afi ansübcn. Gleichwobl
bat es in der jüngstcn Zeit im Kunstvereine nickt an Aus-
üellungsgegeiistäiiden gefehlt, welche geeignet waren, die Auf-
uierksamkeit der Besucher in kobem Grade auf sich zn ziehen.
^ Da warcn cs vor allem zablreiche Studicn von Peter von
Heß und Jos. Pctzl, vor denen sich die Kunstfrcunde zu
dersgmmeln pflegten. Es ist ein wahreS Vergnügen, zn seben,
u>it welcher Innigkeit diese Männer an der Natur hingen,
wie sie mit Slift und Pinsel auch die scheinbar unbedeutendsten
Dinge festbielten und mit einer Gewissenhaftigkeit wiedergaben,
oie wir an der Photographie in keinem böberen Gradc be-
wundern können. Sie hatten es nicht so beguein wie ikre
Epigonen, abcr wir freuen uns Angesichts dieser >sorgfalt der
Ausführung, dieser Innigkeit des Verständnisses der Thatsache,
öaß sic mit Herz und Hand das schaffen mnßten, waS jetzt
der oplisch-chemische Apparat leistet. Daß es mit ibrer Far-
bengebung denn doch auch nicht so schlecht bestellt war, als
uus Manche glauben mackien möchten, deren ganze Kunst auf
öer Palette sitzt, wird Niemand bestreiten können, dcr sich
fietzt's Oelstudien mit nnbefangenem Auge beschaut. Auch an
Feod. Dietz, dcn wackeren Patrioten, wurden wir durch
einige Blätter Agnarellzeichnungen aus dem deutsch-dänischeii
Kriege vou 1848/49 erinnert. Es warcn Komposilionen voll

Ernst und Leben, die darauf hinwieseil, daß der Künstler sich
die Dinge nicht bloß aus der Ferne bcseben. Die Knnst
hat sich aus dem großen Kampfe des lctzten Jahres so manchen
brauchbaren Stoff geholt, aber hier wenigstcus erhob sie sich
nirgend zu einer großen historischen Auffassung. Nnr daS
Gcnre wurde dadurch bereichert, das ist charakteristisch genug
nnd bedars kanin cines wciteren KommentarS, bleibt aber
deßhalb nicht weniger beklagenswerth gegcnüber dem bewnn-
derungswerthen Aufschwung eines ganzen VolkeS. Uebrigcns
kann es den denkenden Beobachter nicht überraschcn. — Stein-
hausen brachte nus lüngst eine Rcibe von Eutwürfcn zur
Geschichte der Geburi Christi und später zur Geschichtc dcs
Tobias. Es waren Blätter darunter, denen man tiefe Em-
pfindung nicht absprechen konnte, wenn man nicht iingerccht
werden wollte. Aber es bcrttbrte denn doch pcinlich, seben
zu mllssen, wie der Künstler seinen idcalen Stoff der Nenzeil
nahe zn legen suchte durch ein Kostüm, das den Glauben
erwecken konnte, das Gehciinniß der Menschwerdung des
Gottessohnes habe sich in den letztcn Jahren auf dcn Höhen
Mitteldeutschlands vollzogen. Man wird sich kaum darauf
berufen dürfen, daß dic alten Meister es in ähnlicher Weisc
gehaltcu und den hciligen drei Königcn ans dem Morgcnlandc
z. B. Mailänder Nüstnngen nnd Schnabelschuhe gegeben, dcnn
der Gegenwart fehlt die Naivetät jener Zeiten. — Als ein
Mißgriff muß das kleine Bild von Gabricl Map: „Äirchen-
mänse" bezeichnet werden, das einen jungcn Mönch in seincm
Betstubl und zu dcssen Füßen cin Nahrnng suchendcs Mäus-
chcn zeigt. Wo das Jnteressante in diesem Fallc stecken soll,
ist schwcr herauszubckoininen. Obne einc Porlion Weltsckmer,
geht es übrigens bei diesem Künftler nicht leicht ab. Jst es
keine jnnge Nonne, dic im ödeu Klostcrgarten ihr verloreneS
Leben. oder keine Pariser Kokotte, die in ihrcm rcichgeschmück-
ten Boudoir ihre verlorenc llnschnld bcweiut, so isl es ein
armer Affe, der die während sciner Kunstproduklion erhal-
tenen Schläge verschläft. Das letzte Mal sahen wir cine
junge Wittwc währcnd der nach dem Tode ihres Gatten
iiotbwendig gcwordenen Versteigerung ihrer Hauseinrichtung.
An Empfindung fehlt es Max nie, nur solltc er sich vor einein
noch Weitergehen in der eingeschlagencn Nichtnng hüten nnd
zwar znuächst in seinem eigencn Jntcresse, denn Sentimcn-
talität ist am wenigsten der Grundzug unsercr Tage. Auch
mit gewissen Farbcnepperimenten möcktc er einhaltcn, nainent-
lich vor solchen uiit dcm giftigen Grünspan, der in seincn
letzten Bildern eine so hervorragende Nolle spielt. Grützner,
dessen Humor sich seine Stoffe abwechsclnd anS Shakejpeare
nnd aus dem Leben der Mönche holt, brachte ein „Kloster-
Bräustübchen" mit Mönchen, welche sich in die Aufgabe lhei-
len, Bier zu erzeugen und es zn vertilgeu. Daß die Cbarak-
teristil hie und da an die Karrikalnr streift, wird man dem
Künstlcr nnter den gegebeuen Umständen kaum allzuschwer
anrechnen wollen. (Schluß folgt.)

VrlMlschtr Nlichrichtrn.

— Bcrlin, 16. Dezember. Das gcstrige W inckelmann's-
fest unsercr arckäologischen Gesellschaft war von Gelekrten,
Künstlern und Kunstfrcuiidcn zahlreich besucht. Es erkiclt
dadurch einc besonderc Bedeutirng, daß der Kronprinz dasselbe
mit seiner Gegenwart beehrte und dadnrch zu erkennen gab,
daß er es mit seinem nenen friedlichcn Berufe als Protektvr
der Museen ernst niinmt und gcrn dcn Kreisen sich nähert.
in dcncn die Kunst und die Kunstwissenschaft gepflegt wird.
Dcr Vorsitzende der Gesellschast, Prof. CuriinS, erstatlete
Bericht von seiner Rcise nach Kleinasien und Griechenland und
legte die nen augcsertiqtcn Ptäne und Photographien so wie
einige für tas Musenm erworbenc Kunstgcgenstäiide nnd ein
Bruchstück von einem der nen entdeckten Tempelsäulcn au?
EvhesnS vor. Prof. Hübner sprach übcr dic römischen Be-
festignngcn im Nordcn von England und Prok. Hehdemann
über die Darstelliuig des Moraspiels anf qriechischen Vascn
Mit großem Jnteresse vernahm man in der' Gesellschaft daß
GraiUsedom bcstimmt sci. dcn Kronprinzen bei seiner Tbätia-
keit sür dic Museeu zu nnterstützen. Die Beraiistalliingen zur
Hebung der Kunstliiteressen werdcn immer Vielversvrcchende,-
Mr wollen hoffcn, daß die Nesultate hinter den Erwarluiiqen
nickt znrilckblelben. (Köln Z )

Briefkasten.

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