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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0113

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217

Nekrologe. — Preisbewerbnngen.

218

der Kunstweise und dcs Lebens des Meisters aber doch j
meist gewisse Anhaltepunkte hat, und der Beglaubigung
ihrer Aechtheit. Einzelue Abweichungen von der streng
historischen Folge waren allerdings nicht zn vermeiden.
So durften z. B. die großen Folgen, wie das Leben der
Maria, die Passionen rc. natürlich nicht zerrissen werden.
Retberg hat sie, gewiß richtig, nach den frühesten der
Vvrkommenden Jahreszahlen umgeordnet.

Eine neue, den Fortschrittcn der Kunstwissenschaft
entsprechende strenge Kritik der zahlreichen Dürer
zugeschriebenen Werke in Betresf ihrer Aechtheit schien
dringend nothwendig. Es ist hohe Zeit, viele in den
Sammlungen befindliche, des Meisters unwürdige Werke
aus denselben zu entfernen. Retberg hat in diesem
Kataloge den Anfang gemacht. Das Weitere wird ohne
Zweifel M. Thausing in seinem schon lange erwarteten
Werke über Dürer geben. Die Kunstkritik ist in dieser
Beziehung meist weiter als die Sammler, welche, selbst wenn
sie von der Unäcktheit dieses oder jenes Blattes überzeugt
sind, um der Vollständigkeit ihrer Sammlnngen nach ,
den denselben zu Grunde gelegten Katalogen willen,
dasselbe aus ihren Sammlungen nicht entfernen mochten
und dadurch allen jenen Beschauern der Sammlung,
welche mit dem Stande der wissenschaftlichen Kritik
nicht gcnau vertraut sind, ein gctrübtes Bild des edlen
Meisters zeigten.

Retberg's Arbeit ist eine sehr gründliche, beruht
auf Jahre langem, eingehendstem Studium und liebe-
vollster Beschäftigung mit Dürer und seinen Arbeiten.
Aus diesen Gründen können wir dem Verfasser schon ein
beachtenswerthes Urtheil zutrauen, müssen auf dasselbe
Rücksicht nehmen, auch wenn wir es nicht billigen sollten.
Doch stellt der Verfasser sein Urthcil keineswegs als end-
giltig bin, will dadurch vielmehr nur zu erneuter Kritik
von auderer Seite anregen.

Der Katalog sollte übrigens auf die in Nürnberg
Projektirte große Dürer-Ausstellung des Jahrcs 1871 vor-
bereiten, konnte jedoch des Krieges wegen nicht rechtzeitig
erscheinen, wie ja bekanntlich der Krieg die Ausstellung
selbst in der erwünschten Breite vereitelt hat. Doch ist
das Germanische Museum setzt eifrig bemüht, eine
Sammlung aller bekannten Werke Dürer's in Originalen
und getreuen Kopien zusammen zu bringen.

Dem Kataloge voran geht eine Lebensskizze des
Meisters in Form einer übersichtlichen, daher zum Nach-
schlagen sehr bequemen Tabelle. Am Schlusse des Werkes
finden sich verschiedene, sehr fleißig gearbeitete Verzeichnisse
zur leichteren Benutzung des Buches, namentlich auch
eine Vergleichung der Nummern Netberg's mit denen von
Bartsch und Heller.

Auf Einzelheiten des verdicnstvollen Werkes einzu-
gehen, ist hier nicht der Ort. Begründungen abweichender
Ansichten müssen besonderen Abhandlungen vorbehalten
bleiben. R. Bcrga».

bt Karl Heidcloff's bekannteS Werk: „Die Ornamentik
des Mittelallers" erscheint jetzt im Verlage von S. Soldan's
Hofbuchhandlung zu Nürnberg in dritter Auflage mit einem
neuen kritisch revidirten Text von Prof. Bergau.

L. Die Original-Kupferplatten des großen WerkeS
„Danzig und seine Bauwerke in malerischen Original-
radirungen" von Prof. Schultz in Danzig (54 Tafeln), wo-
von bis jetzt nur wenige Abdrücke gefertigt wurden, sind von
der Verlagshandlnng Ernst L Korn in Berlin angekanft worden.
Die jetzigen Besitzer deS werthvollen Werkes veranstalten nun
eine neue, billigere Ausgabe desselben.

Nekrologr.

Hcinrich Geiger, cin junger Bildhauer, 1853 geborcn,
der die Münchener Akademie besucht und sich zulctzt unter
dem trefflichen Anton Hest gebildet batte, starb in München
am 19. Januar. Es war ein schöues, vielversprechendes
Talent, wie seine selbständigen Arbeiten: eine Büste des
Universitäts-Professors vr. Buhl, eine Kinderbüste und eine
leidcr nnvollendet gebliebene Statuette von Goethe'S Lili be-
weisen. Heinr. Geiger fiel als daS Opfer der thierischen
Rohheit eines vcrworfenen Jndividuums, das ihn, der mit
seinem Bruder und einem Freunde von der Eisbahn im
englischen Garten heimkehrte, ohne allc Veranlassnng mit
einem Messerstich in den Nacken zu Boden warf. Obwohl
der Stich kein edles Organ getroffen, starb der jnnge Künstler
bereits am fünften Tage nach seiner Verwundung.

v. Heinrich Pctri aus Göttingen, Historienmaler in
Düsseldorf, starb daselbst nach langem Leiden, 37 Jahre
alt, den 15. Febrnar. Er bildete sich in Düsseldorf aus
und vervollkommnete sich in Rom, wohin er sich mehrmals
begab. Ernstes Streben, strenge Durchbildung nnd edle
Auffassung zeichncten seine religiösen Gemälde vortheilhaft
aus, von denen cine Nater äoloroö.a und ein großes Altar-
bild für eine Kirche in Portugal besonders bervorzuhebcn
sind. Auch als Porträtmaler leistete er Verdienstliches.

* Franz Bauer, dcr kürzlich in Pension getretene Pro-
fessor der Bildbauerei an dcr Wiener Akademie, starb am
14. März im 75. Jahre nach längeren Leiden, von seinen
zahlreichen Schlllern und Freunden tief betrauert. Die
Skulpturensammlnng des k. k. Belvedere enthält von Baner
eine mit Necht geschätzte Gruppe der Piet-i. Anßerdem rühren
von ihm zablreiche treffliche Dekorativstatuen an Gebäude»,
z. B. an der Hauptmauth nnd an der Kirche der Jägerzeil
in Wien her. Bauer gehörte als Lehrer der streng klassischen
Schule an, welche die Traditionen Thorwaldsen's lebendig zn
erhalten strebt.

preisbewrrlmngrn.

Die Konknrrenz für die Entwürfe zu eincm National
Denkmal auf dcm Nicderwald ist durch folgendc Bekannt-
machung eröffnet. Die ebenso seltene, wie iuteressante Auf-
gabe, eine der poetischsten, die jemals deutschen Künstlern
gestellt worden ist, wird gewiß nicht verfehlen, zu zahlreicher
Betheiligung auch unter den Fachgenossen anzuregen. Das
Komite würde sich übrigens den Dank aller Kllnstler erwerben,
weiin es von dem zur Aufstellung des Denkmals znnächst in
AuSsicht genommeneu Punkte einen genauen Sitnationsplan
und eine oder mehrere Photographien aufnehmen ließe und diese
so schnell als möglich zur Disposition der Konkurrenten stellte.

1) Zum Andenken an die jüngste sieg- und erfolgreiche,
einmüthige Erhebung des deutschen Volkes und an die Wiedcr-
aufrichtung des deutschen Reiches joll ein National-Denkmal
auf dem Niederwald, gegenüber dem Einflusse der Nahe in
den Rhein, errichtet werden. 2) Die Konkurrenz zur Ein-
sendung von Entwürfen zu diesem Denkmal ist für alle deut-
schen Künstler eröffnet. Jhrer Wahl ist die Bestimmung
des künstlerischen Charakters des Eutwurfs — Plastik oder
Architektur oder eine Verbindung beider — überlasseu. Für
den ersteren Fall ist die Ausführung in Erzguß in AuSsicht
zu nehmen. 3) Als Standort des Denkmals ist vorerst der
Leingipfel gedacht, ein Hügel, etwa auf zwei Drittel dcr Höhe
des Niederwaldes, 500 Fuß über dcm Rhein, gerade gegen-
über dem Einflusse der Nahe, ohne jedoch damit andere ge
eignete Punkte am Abhange des Niedcrwaldes auszuschließen.
Die Kosten des Denkmals einschlicßlich der Anfstellung sollcn
den Bctrag von 250,000 Thlr. nicht überschreiten. 4) Dic
konkurrirenden Modelle sind in Gypsabgüssen eiuzusenden,
welche die Höhe von l'/s Meter ebensowcnig überschreiten,
als unter einer solchen von 75 Centimeterii bleiben dürfen.
Für rein oder vorwiegend architektonische Entwürfe ist statt
dessen die Einsendnng vollständiger Zeichnungen iu ähnlichen
Dimensionen gestattet. 5) Die Modelle, beziehentl. Zeichnungen
müssen bis längsteus 2. September 1872 in Bcrlin unter
einer demuächst 'bekannt zu machenden Adrcsse eingetroffen sein,
um zur Konkurrcnz zugelassen werden zn könncn. Jn diesem
Falle übernirnmt der Ausschuß die Kosten der Hin- und Rück-
fracht. Sie müssen mit einem Mvtto für die öffeutliche Aus-
stcllnng versehen und von einer überschläglichen Berechnung
 
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