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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Die Restaurierschule am Wiener Belvedere
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Verschiedener / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4814#0146

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283

Kunstliteratiir.

284

aufTorcello. Auch ein kleiner Tizian, der seit längeren
Jahren aus dcm Saal II von seiner früheren Stelle ver-
schwunden war (ebenfalls eine „Anbetnng der h. drei Kö-
mge"), ist nahezu hergestellt, obwohl Direktor Engert an
der Nettung des Bildes verzweifelt hatte. Ferner nennen
wir drei große, für den Erzherzog Leopold Wilhelm ge-
malte figurenreiche Schlachtenbilder (Belagerung von
Freiberg in Meißen, Uebergang über die Somme und
Schlacht bei Dietenhofen) von Peter Snayers; ein
kolossales, durch Auswachsen des rothen Bolusgrundes
zerstörtes Schlachtbild von Franz Casanova; endlich
elf herrliche große Canaletto's (Bernardo Belloto's), die
sich bisher im k. k.Obersthofmeisteramt befanden und, vom
sicheren Untergange gerettet, jetzt in bewundernswerther
Kraft und Frische strahlen. Sie stellen Ansichten von
Wien, Schönbrunn und anderen kaiserlichen Schlössern
dar nnd gehören zu den vorzüglichsten Werken des Meisters.
Wir möchten sie an Gesundheit und Energie der Behand-
lnng den schönsten Bildern Bellotto's in der Dresdener
Galerie an die Seite stellen.

Von den sonstigen, nicht im Auftrage des Hofes ausge-
führtenArbeiten derSchnle verdienen Erwähnung: die Re-
staurationen mehrerer Bilder aus der akademischen Galerie
(Teniers, Dirk Stuerbout und Hondekoeter),
dann ein prachtvolles Blumenstück von Huysum aus der
Galerie Czernin nnd zwei vorzügliche Porträts von Franz
Hals, welche Hr. NitterI.v. Lippmann kürzlich für seine
Saminlung crworben hat und von denen wir den Lesern
später Nachbildungen vorzuführen gedenken.

Wir geben uns der Hoffnung hin, daß in der näch-
sten Zeit auch die in ihrer Art einzig dastehenden berühm-
ten zehn großen kolorirten Kartons von Bermeyen
(Karl's V. Kriegszug nach Tunis, 1535) die dringend
nothwendige Nestauration erfahren werden.

KmiMeratur.

Alten, Friedrich von, Aus Tischbein's Leben nnd

Briefwechsel. Leipzig, Seemann 1872. 8^. XII

u. 330 S.

V „Einen bescheidenen BausteinzurKnnst- und Kultnr-
geschichte unsres Zeitalters" nennt der Verf. die dankens-
werthe Gabe, welche in Briefen von und an Wilhelm
Tischbein (den „Neapolitancr") das Lebensbild dieses
Meisters ergänzt, wie er es in seiner Selbst-Biographie
(heransg. von vr. Carl G. W. Schiller, Braunschweig
1861) in lebendiger und liebenswürdigerWeise gezeichnet.
Es ist zwar bedenklich, mit der Vorrede des letzter-
wähnten Buches das Dichterwort „Wer den Besten seiner
Zeit genng gethan, der hat gelebt für alle Zeiten" auf
die bildenden Künstler der klassischen deutschen Literatur-
Periode anzuwenden. Etwas mehr Theilnahme als bisher
wird man aber jenen fast vergessenen Namen zuwendcn,
wenn mau mit der zeitlichen Entfernung von der „Er-
iieuerung" der deutschen Kunst im Anfang unseres Jabr-
hundcrts sich mehr und mehr davon überzeugen wird,
wie die Verdienste und die verhängnißvollen Mängel dieser

Epoche so eng mit der literarischcn Kunst-Reform und
den unmittelbar davon beeinflnßten Kunstbestrebungen der
Periode von Mengs bis Carstens zusammenhängen.

Der Verf. hat das durch eingeflochtene Geschichts-
Erzählung verbundene Korrespondenz-Material in drei
Gruppen „Weimar und Tischbein, 1780 — 1821", „Ham-
burg und Eutin, 1801—4829" und „Die Jdylle" ge-
sondert, wobei jedoch die Beziehungen zu den Weimarischen
Briefen im ersten Theil nur den äußerlichen Anhalt dar-
bieten. Es wäre überhaupt sachgemäßer gewesen, die
gegebenen Dokuinente an die Perioden dcr Selbstbiographie,
deren der Verf. auffälliger Weise im Borwort gar nicht
und dann nur gelegentlich in Anmerkungen gedenkt, an-
zuschließen. Sehr zu bedauern ist es, daß der bekannte
hermetische Verschluß des Goethe'schen Familien-Archivs
in Weimar auch diesem Werke den vielleicht interessantesten
Beitrag vorenthalten hat; immerhin wird man in den
unvollständigen Verhandlungen mit Goethe (dessen Briefe
an Tischbein nach der Angabe des Berfs. als untergegangen
angesehcn werden müssen), namentlich über die wunderliche
gemalte und gedichtete „Jdylle", den anziehendsten Theil
des Buches finden, das im Uebrigen hie und da um einige
uninteressarite Briefe hätte verkürzt werden können.

Die Undeutlichkeit der Handschriften hat einige Jrr-
thümer in der Schreibung von Namen zur Folge gehabt,
die der Leser jedoch leicht selbst verbessert; wesentlich
störend ist nur die Verwechselung Schopenhauer's mit
seiner Mntter, der Schriftstellerin Johanna Sch., deren
langer und etwas geschwätziger Brief hier irrthümlich dem
berühmten Philosophen zugeschrieben wird.

Znr Vollendung des Homer-Werkes, dessen Unter-
brechung der Verf. beklagt, wird sich die Cotta'sche Buch-
handlung, in dercn Besitz sich die unedirten Zeichnungen
nnd Platten besinden, wohl schwerlich entschließen. Da-
gegen möge die Publikation einer Auswahl der Jdyllen-
Bilder mit den Gcethe'schen Beischriften als eine Er-
gänzung der Alten'schcn pietätvollen Monographie dem
kunstliebenden Nachfolger von Tischbein's fürstlichem Bc-
schützer bei gecigneter Veranlassung befürwortend nahe
gelegt werden.

* Voir Lübke's „Geschichtc dcr dentschc» Nemiissance",
der ersten zusammenfassenden Darstellung des bisher so^stief-
mütterlich behandelten Stoffes, ist soeben das erste Heft (Stutt-
gart, Ebner L Seubert) crschiencn. Es bringt nach eineni
einleitenden Kapitel allgemeiner kulturgeschichtlicher Art zunächst
Darstellungen der Anfänge des neuen Stils bei den Malern
und Bildhäueru des sechzehuteu Jahrhunderts, sowie in dem
für die Anfnahme der Renaissance noch wichtigeren Kunstge-
werbe, schildert sodann die thevretischen Arbeiten der Zeit
von Dürer bis auf Dietterlein und geht hiernach zur
analytischen Betrachtung der deutschen Baukunst des Renais-
sance-Zeitalters über, an welche sich in den folgenden drei
Heftcn die Schilderung der erhalteuen Denkmäler in topo-
graphischer Ordnung anreihen soll. Die Neuheit des Gegen-
standes, Lübke's bekaunte Vorzüge der Darstellung und die
reiche Beigabe vorzüglicher Abbildungen sichern dem Buche
seinen Erfolg. Kugler's großartiger Torso der „Geschichte
der Bauknnst" erhält dadurch seiüe würdige Ergänzung und
Vollendung. Noch vor Ende des Jahrcs gedenkt der Lersasser
das ganze Werk zum Abschlusse zu bringen.

* Rnssischc Ornamentik. Unter dem Titel: „Ilistoiro
äe I'Ornoment UussL cin Xe nn xvio sidcle" erscheint bei
A. Morel in Paris eine Sammlung von Jnitialen und
sonstigen ornamentalen Motiven aus byzantinischen und russischen
Manuscripten in Farbendruck, uach der Zeitfolge geordnet
nnd von historischem Text begleitet. Nach den Proben, die
uns vorliegen, scheint das Werk für die genauere Kenntniß
diescs Kunstzweigcs von hoher Wichtigkeit zu werdcn. Die
rnssische Regierung unterstützte die iostspielige Publilation
 
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