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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 7.1872

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Heft 22 (9. August 1872)
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Verschiedenes / Inserate
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Kmistvereine, Sammlungen nnd Ausstellungen.

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daselbst; Caspar Znmbusch, zur Zeit in Mnnchcn; Michael
Wagmnllcr in Münchcn; b) die Maler: Benjamin Vautier
in Düsscldorf; August Pettenkofen in Wien; Adolph
Menzel in Berlin; Alma Taddema in Brllssel; HannS
Makart in Wien; Gabriel Max in München; Franz
Defregger aus Tirol; Eduard v. Gebhardt: Michael
N-ber in München; Oswald Achenbach in Düsseldorf;
Professor Fritz Bamberger in München; Arnold Böcklin
aus Weimar; e) die Kupferstecher: Louis Jacoby in Wien;
Friedrich Vogel in München.

Obcrlieutcnant Joseph Neiter, Kommandant der Berg-
festnng Klissa in Dalmalien, wurde in Anerkenniing seiner
Verdienste um die Rettung zweier römischer Sarkophage aus
der Gegend von Salona zum kvrrespondirenden Mitgliede des
Justitnts für archüologische Korrespondenz in Nom ernannt.

Ansclm Feucrbach hat den an ihn ergangenen Ruf nach
Wien als Professor an der Akademie der bildcnden Kllnste
angenommen.

Kunstvrrrint, Sammlnngrll nnö Äiisstrlllliigrn.

L. Dnsscldorf. Auf nnsern Permanenten Ausstellungen
drängten sich in den letzten Wochen die interessanten Novitäten.
Bei Ed. Schulte waren ganz vortreffliche Genrebilder zu sehen,
welche die verschiedenen Nichtungen unsercr Schule kenn-
zeichneten. So giänzte A. Siegcrt in einem grösteren Werke,
dem Bilde einer alten Dame im Kostümc des 17. Jahr-
bunderts, die für ihre bciden Tvchter im Schmuckladcn des
Goldschmieds Juwelen aussncht, welche ihr der Händler in
reicher Auswahl vorlegt. B. Vautier malte cincn ländlichen
Tanzboden und entwickelt in den spielenden Musikaiiten, den
zuschauenden Mädchen und Kindern und den im Hintergrnnd
tanzenden Paaren den ganzcn Reichthum seincs fein iiidivi-
dualisirenden Talents, und Oehmichen schildert in dem ge-
nesenden Soldaten, der zum ersten Mal wieder eine Kirchc
bcsncht, eine einfache Scene mit seltener Begabung in wabr-
haft ergreifender Weise. Ed. Gesellschap veranschaulichte
die Poesie der Christnacht, indem cr den Zng der Andächtigen
darstellt, die zu einer crlenchteten Kirche auf schncebedecktem
Hügel cilen, wobei er seine Befähigung in der Wiedergabe
der verschiedenen Lichtwirknngen von Mondschein, Latcrnen und
Kirchenfenstern aus's Neue glänzend bcwährt. Höchst lobens-
werth erschien auch cin Bild von Ernestine Friedrichsen
„Polnische Jnsurgentcn, die in einen Keller geflüchtet sind."
Sterbende und verwundete Krieger, geängstcte Frauen und
Kinder füllen den dnnkeln Raum, dessen Eingänge von streit-
baren Männern vertheidigt wird. Der dramatisch fesselnde
Gegenstand war mit kllnstlerischem Geist erfaßt und wirküngsvoll
dargestellt. Auch bei Bismeyer und Kraus bcfanden sich
gleich treffliche Werke, von denen besonders „die Schiffbrüchigen
in einer Strandkneipe" von N. Jordan dnrch die mcisterhafte
Charalteristik der verschiedenartigsteu Gestalten rühmlichst her-
vorgehoben zu werden verdienen. Jede der vielen Figuren
zeigte den Eindruck des eben überstandenen ttnglücks scharf
und lebenswahr ausgeprägt, und Zeichnung und Farbe
entsprachen dem alten Nufe des erprobten Meisters. C. Sachs,
dessen rciches Talent ebenfalls längst anerkannt ist, zeigte
dasselbe wieder in einem großcn Gemälde, auf dem die
unerwartete Verbaftung eincs Bauern zur Anschauung ge-
langt, den zwei Gensdarmcn aus der Mitte seiner entsetzten
Familie reißen. Alle Phascn der Einpfindung sind auch bier
mit feiner psychologischer Beobachtung knnstlerisch wiederge-
geben, und obgleich der Gegenstand wenig Sympathie erregen
kann, sesselt das Werk doch dnrch seine vielen Vorzllge in
hohem Grade. Als ein koloristisches Glanzstück verdient cine
Scene aus Molisre's „Tartnffe" von Carl Hoff ungetheilte
Bewunderung, die uns mit virtuoser Gewandtheit die schlaue
Elmire vorfllhrt, wie sie ihren arglosen Gatten von der
Schlechtigkeit seines Freundes überzengt. Die Charakterisi-
rung ist hier schwächer als die malerische Ausführung, welche
letztere auch die höchsten Anforderungen befriedigen wird.

Pcrmnncnte Ansstellung dcr Kmistschnle zu
Weiinar. Eine „Trist am Weiher" von Professor Max
Schmidt vereinigt alle bekannten Vorzllge dcs sinnigen
Meisters. Ein frischer, duftiger, dcm Slaub der Märkte ünd
Straßen nnerreichbarer Wald, ein träumcrischer Weiher, an
dessen Rande einige Kühe in der Sonne ruhen, ladcn den
Beschauer ein, alles Leid der Seele, alle Pein des täglichen
Lebens von sich zu wcrfen und auszuruhen in der heiligen

Stille dcr Natnr. Friede ringsum! Das ist das Motto, die
Signatur dieses Bildcs. Die Bäume sind breiter behandclt,
als wir dies sonst bei Schmidt gewobnt sind; das Licht ist
höchst wirkungsvoll gesammelt. Den Reiz der Farbe begleitet
die Wirknng von vier charakteristischen Linien, welche die Kom-
posilion beberrschen und deren Schönheit das Auge bald wohl-
tbätig empfindet: das ist der edel geschwungene Contour des
Waldes, der von rechts nach links absteigt; die Schattenlinie,
die von links nach rechts herabfließt, um sich mit ihm zu
kreuzen; der Horizont, der diese Gegenbewegungen dnrch seine
Rube versöhnt; der Waldweg, der nnser Auge zum Horizont
hinauffllhrt. Das Bild ist in den Besitz des Herrn Sachse
jun. in Berlin nbergegangen. Ein „aufsteigendes Welter
üm Ostseestrande" von demselben Meister ist ein höchst bedcu-
tendes und in jedem Sinne unendlich besriedi^endes Werk.
Jndem es nns zwingt, den seelenlosen Mächten, die es darstellt,
von unseren eigcnen Gefühlen zu lcihen, gewinnt es gradezu
dramatisches Leben. Ein furchtbarer Kampf ist angekllndigt.
Die Luft bereitet sich zum rasendsten Sturme vor, das Meer
liegt geheimnißvoll und unbeweglich, ihn zu empfangen, noch
cinmal tritt die Sonne zwischen die zum Streit gespannten
Mächte hinein, die Leidenschaften zn versöhnen. Jn banger
Erwartung, als wäre sie Gegenstand und Opfer der bevor-
stehenden Entscheidung, liegt die Erde da. Was diese Land-
schaft zu einem Meisterwerke ersten Ranges erhebt, das ist die
überlegene Art und Weise, mit welcher das Problem gelöst
ist, den Blick immer wieder an das Hauptphänomen zu fesseln
und ihn doch nicht nnbefriedigt zu lassen, wenn er zur Be-
trachtung des Zuständlichen und des Uebersichtlichen übergeht. —
Olof Winkler hat ein recht erfreuliches Werk ausgestellt.
Auch ein Weiher im Walde; links ragt ein waldumschlossenes
Herrenhaus und der Thnrm einer Kirche hervor. Ein Fracht-
wagen fährt über eine sonnige Lichtung am Ufer herum in
deii Wald hinein. Eine große Mannigfaltigkeit in der Be-
handlung des Laubes kommt der Monotomie zuvor, welche
so breite Waldpartien nur allzuleicht annehmen. Auch diescs
Bild ist von dem genannten Kunsthändler erworben. — Von
Neubert waren zwei kleine Landschaften dargeboten: eine
„Mühle im Walde" und ein „Morgen im Hochgebirge".
Auf dem ersten ist daS Haus mrt seiner nächsten Umgebung
gnt und wirkungsvoll behandelt; aber dcr Künstler scheint
darin zu fehlen, daß er uns die Tiefen seines Waldes durch
einen undurchsichtigen blauen Ton znschließt und daß er die
Kronen der Bäume mii weichem Pinsel malt. Dies dürfte
auch der Mangel des zweiten Bildes sein, dem wir sonst den
Vorzug geben. Namentlich ist hier die Luft kräftiger, tiefer
und wahrer, als auf jenem. — Ein Genrebildchen von
Seyferth ist in der Handlung nicht klar genug. Jn dem
engen Wasserbassin eines feuchten Parkes steht auf einem
Piedestahl cine Nymphe von Bronze (wir denken wenigstens,
daß es Bronze sei) in bcr Bewegung des Sichabtrocknens.
Aus dem Postament ergießt sich ein Röbrchen mit Wasser;
zu dicsem hat sich vom Ufer ber ein Knabe berübergebeugt
nnd trinkt daran, indcm er seine Hand auf den Fuß der
Statue legt. Wir sehen da keine deutliche Pointe. Die
Nympbe ist unschön gezeichnet, die Beleuchtung zn absichtsvoll;
dazn übersah der jnnge Künstler eine bäßliche Linie, die vom
Kopf der Figur übcr Arm und Bein in den Wasserstrahl
hinunterführt. — Eine Gletscherlandschaft von O. v. Kanieckc
in größesten Dimensionen ist von großer Breite und Wucht
der Darstellung und, wie es nns diinkt, aus guter und sorg-
fältiger Beobachtung hervorgegangen. Sie imponirt durch
großartige Plastik nnd tiefe kräftige Farben, die in starken und
doch wahren Gegensätzen nebeneinander gerückt sind. Sodann
wird das Ange betroffen dnrch die Wahrnehmnng, daß die-
jenigen Partien der Landschaft, die wir uns als fernere zu denken
haben, kaum irgendwie znrückweichen; aber es entspricht dies
der Natur so hochgelegener Regionen, wo die Luft vermöge
ihrer vollkonimenen Reinheit ihre trennende und perspektive-
bildende Kraft verliert. — Landschaft von Karl Heyn, Motiv
vom Kochelsee. Ein Bild, dessen Vordergrund, z. B. in den
nnwahren braunen Schatten der Bäume, noch eine veraltete
Manier zeigt, das im Hintergrnnde wahr zu werden anfängt
und das in der Lufl bereits vortrefflich ist. — Ein weibliches
Porträt von L. Pohle, ganzes Figürchen, ist vortrefflich zu-
sanimengestimmt und ungemein anmuthig durchgeführt. Zarte
Farben ohne Schwächlichkeit. Sehr gnt die Hände mit dem
dagegenstehenden Leinen. — Die Gestalten einer Nachtwach-
l stube von Gensdarmen, von Bleier, sind nicht übel charak-
 
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