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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Guttenberg, G.: Der Salon von 1872, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0046

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Beiblatt zur Zeitschrist fnr bildeude Kuust.

VIII.Jahrgang.

Äcrträge

find an vr. C. v. Lützow
(Wien, Theresianumg.
2S) od.an die Vcrlagsh
(Leipzig, Königsstr. s>
zu richten.

Nr. 6.
Dnftrate

a 2^2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Guch- und Kunfthand-
lung angenommew.

21. Uovrmlier

I»72.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der ,,Zeitschrift für bildende Kunst" xratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und öfterreichischen Postanstalten.

Inhalt: Der Salon'von 1872 II. (Schluß). — Lepsius, Ueber einige ägvptische Kunstformen und. ihre Entwickelung. — Fr. Simmler-s. — Das
neue Statut der Wiener Akademie (Schluß). — Zur Kasseler Galerie. - Konkurrenz für den bildnerischen Schmuck des Niitionaltheaters
in Prag. — Ausftellung im Lokal Berliner Künstler. — Berliner Kupferstichauktion. — Denkmal für Hugo Becker. — Siegesdenkmal zu
Kassel. — Aufforderung. — Berichtigung. — Jnserate.

Dcr Salon von 1872.

ii.

(Schluß.)

Eine Kategorie von Geniälden, die stch an die Historie
anschließen, war dießmal im Salon ganz besonders
stark vertreten und drückte ihm dadurch ein besonderes
Gepräge auf. Der Feldzug von 1870— 1871 hat
manche Künstler nnter die Standarten, viele in's Lager
der Schlachtenmaler geführt, und trotzdem daß die Ereig-
nisse so wenig günstig für Frankreich und seine Heere waren,
haben jene doch möglichst Kapital daraus geschlagen, indem
sie theils heroische Züge der vaterländischen Krieger heraus-
zufinden wußten, theils das Kriegselend in seinen verschie-
densten Gestalten schilderten. Wohin man im Salon
sein Auge wendete, wohin man in die Bilderauslagen
auf den Boulevards blickk, überall Schlachtfelder und
Kriegsscenen.

Das Hervorragendste unter diesen Kriegsbildern
war Etienne Berne-Bellecour's:„I7n oonp äsonnon ".
Man sieht in die innere Seite einer Schanze; ein großes
Geschütz wurde eben entladen, und aus der Mündung des
Rohres dringt noch leichter Rauch. Der Schütze steht
hinter der Kanone, mit den Augen gleichsam dem Fluge
des Projektils folgend; Marineoffiziere und Seesoldaten
— welche den Festungsdienst um Paris versahen — sind
an die Wandung der Schanze getreten, um die Wirkung
des Schusses zu beobachten. Die Ruhe und Sicherheit,
mit welcher augenscheinlich das Kriegsgeschäft vor sich geht,
bildet einen Kontrast zu der Neberhastung uud Verwirrung,
welche sonst meistens die gemalten Kriegsscenen charakte-
risiren; überdieß aber verleihen die klare, einfache Kompo-
sition, die so ungesuchte und doch meisterhafte Technik,
wil welcher die Soldaten in ihren blanen Mäutelu, das

vou der pulverdampf-geschwängerten Luft plastisch sich
abhebende Geschütz, das Erdmaterial der Schanze, kurz
alle Einzelheiten des Bildes zur Erscheinung gebracht
sind, endlich die glückliche Linie und die feine koloristische
Gesammtwirkung dem Bilde Berne - Bellecour's weitaus
den ersten Rang unter allen Kriegsbildern und machen es
zu einem der besten Gemälde, welche der Salon überhaupt
aufzuweisen hatte.

Sonst sind aus diesem Genre noch zu nennen: „Dns
umbulnnos intsrnntionslo psr un temps äk nsiAk" von
Edouard Castres; „IInk ^rsnä'^sräs (1870), environs
ckk ksris" und „bHIikrs wsrins, sis^k ckk karis" von
Henri Louis Duprai; Zolästs äs I'srmcks än xsnckrs.1
Lourbnlci soiAncks pnr äss psz-ssns snissss" von Albert
Anker (Schweizer); „Ockfsnss äs 8sint-()u6ntin Is 18.
Ootobrs 1870" vou Couture's Schüler Charles Armand
Dnmaresq; „Livonso äsvsnt Is HonrAst, sprss Is
oombst äu 21 .Oäokmbre 1870" vonAlphonseNeuville;
Ds säpnrstivs, ournäs äs Nstr (29. Ootobrs 1870)^
und „krisonnisrs; snvirons äs Net^" von Paul Alex.
Protais.

Der Jurh sür den Salon 1872 gereicht es zum
Lobe, daß sie eine Anzahl von aufreizenden Tendenz-
Bildern, welche zum Theil Hohn nnd Schimps auf die
deutsche Armee enthielten, in Anbetracht des internatio-
nalen Charakters der Ausstellung zurückgewiesen hat;
dennoch konnte sie nicht umhin, eines dieser Bilder — ich
glaube, es behandelte eine Pendulen-Aunexion dnrch eiuen
preußischen Offizier — trotzdem daß es nicht ausgestellt
wurde, mit einer zweiten Bkedaille auszuzeichnen; der
Autor dieses Bildes ist Edouard Dätaille.

Dafür war eine audere Sorte von Tendenzbilderu
stark vertreteu und fand im Publikum vielen Anklang,
 
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