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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0070

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VIII. Jahrgang.

Nr. 9.

Geitrügej

sind an vi-. C. v. Lützow
(wien, Theresianumg.
25) od. an die Verlagsli.
(Leipsig, Kö'nigsstr. 3)
zu richten.

13. Derember

Inftrate

a 2^ Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1372.

Beiblatt zar Zeitschrist sür bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der ,,Zeitschrift für bildende Kunst" xratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie anch bei den deutschen und öfterreichischen Postanstalten.

Inhalt: Vom Christmarkt. II und III. — Neuer Katalog der
Madrider Galerie. — Herstellung von Künstlerateliers
in Dresden. — Denkmal für Maria Theresia in
Klagenfurt. — Louis Biardot- — Berichtevom
Kunstmarkt: Die Auktion Sedelmeyer; Neue
Farbendrucke. — Jnserate. — Beilage von A. Dürr.

Vom ClMmarkt.

Mit Jllustrationen.

II.

en zweiten Bericht eröffnen wir mit der Besprechung eines neuen photographischen Prachtwerkes
aus dem Grote'schen Berlag, das, sowohl was glänzende Ausstattung als was inneren künst-
lerischen Gehalt betrifft, an der Spitze der Galeriewerke zu stehen verdient, welche der diesjährige Kunstmarkt gebracht
hat. Es ist dies die „Shakespeare-Galerie. Photographirt nach den im Auftrage der Verlagshandlung ans-
geführten und in deren Besitz befindlichen Originalkartons von Franz Hanfstängl. Mit Text von Bruno Meyer."
Fünfzehn Darstellungen aus je einem Shakespeare'schen Drama werdcn uns hier in ausgezeichneten Photographien
nach den Originalzeichnungen der bedeutendsten deutschen Künstler in zwei nach der Größe verschiedenen Ausgaben
in eleganter Golddruckmappe geboteu. Daß bei der Verschiedenartigkeit der Naturgabe und Ler Jndividualität der
darstellenden Künstler die vorliegenden Blätter sehr verschiedenartiger Natur sein mußten, ist eine Sache, die sich von
selbst versteht. Welcher oder welche unter den mitwirkenden Künstlern den Preis davon getragen, zur Entscheidung
dieser Frage gibt uns das Vorwort B. Meyer's, das in bündiger und doch ganz zutreffender Weise über das
Schaffen von bildlichen Werken nach Dichtungen, insbesondere dramatischen,' sich ausspricht, die angemessensten
Fingerzeige. „Der Schwerpunkt der Leistungen — sagt Meyer — fällt zumeist nicht sowohl in die Wiedergabe
und Vergegenwärtigung der oft unerheblichen, oft bis in die kleinsten Einzelheiten durch den Text vorgebildeten
Situation, als vielmehr in die dem Dichter kongeuiale Ausprägung der Charaktertypen, das Nachschaffen jener
Individualitäten, deren Handelu und Leiden uns für sie einnimmt oder gegen sie aufbringt, deren geistige Substanz
vor unserem geistigen Auge lebeudig wird, für unser leibliches Auge. Jn dieser Beziehung allerdings ist man
wohl berechtigt, die Ausbeute für den Bildner zum Maßstabe für die Kunst des Dichters zu machen: unbedingt ist
derjenige Dramatiker der größte, welcher die verhältnißmäßig größte Anzahl scharf ausgeprägter Charaktere,
lebensvoller Typen, wahrhafter Jndividualitäten in seinen Werken erfunden und gezeichnet hat. Und welcher Dra-
matiker könnte sich in dieser Hinsicht mit Shakespeare messen?" Gewiß sind diese Ansichten vollkommen zu-
tresiend; es ergiebt sich aber auch gleichzeitig aus ihnen, daß derjenige Zeichner als der berufeuste, schöpferischste
Nachbildner des großen Dramatikers gelten muß, der die von ihm geschaffenen Charaktere und Jndividualitäten in
ihrer ganzen Lebensfülle iu der zusammengefaßten Vollständigkeit ihres Wesens, in der charakteristischsten Weise
ihres Auftretens nachzuschaffen weiß, immer mehr das Ganze der psychologischen Individualität als die Zufälligkeit
 
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