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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Vom Christmarkt
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Verschiedenes / Inserate
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1Z9 Kmistlikeratur. — Kunstmiterricht und Kunstpflege.

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und Feuerschein sind anf das feinste studirt, den Figuren
aber nierkt man es, freilich nicht immer zu ihrem Vor-
theil, an, daß sie erst daheim auf der Staffelei in die
rechte Fayon gebracht sind. Bei Werner findet sich
Nickts von dem, was man Stimmung ncnut; der Reflex
Les betrachtenden Geistes und des ergriffenen oder in sich
versunkenen Gemüthes zeigt sich selbst da nicht, wo die
großarligen Trümmer urältesten Kulturlebens dieAuffor-
derung dazu so nahe legen. Ueberall pulsirt das frische Leben
der Gegenwart, wir fllhlen uns wie auf der Reise in
angenehmer Gcsellschaft, welcke elegiscke Gefühlsregun-
gen und tiefernste Stimmungen nicht auskommen läßt.

Jn der vorliegendcn Lieferung ist zunächst das Chalifen-
grab, die Moschee des Molek-Ascheraff-Barsebay, bei Kairo
dargestellt; eine Karavane zieht am Fuße desselben hart im
Bordergrunde vorüber, in weiler Ferne sind die Pyramiden
sichtbar. Das zweite Blatt versetzt uns an die Grenze
von Nubien, dessen Berglinien den Hintergrund abschließen.
Wir befinden uns am Fuße eines Römerkastells mit
nock wohs erhalten-en Substruktionen. Am Nfer des
Stromes, der hier eine weite Bucht beschreibt, stellt sich
wieder ein Bild aus deni Verkehrsleben dar; ein Boot
liegt bereit, um die von einer Karavane hergeschasften
Kaffeesäcke aufzunehmen. Gegenüber erhebt sich in schar'fer
Linie Las Felssneiland Elephantine. Das dritte Blatt
giebt ein Bild aus der durch keine allerthümlichen Elemente
gestörten Gegenwart, die Bude eines Geldwechslers in
Esneh, in der auch der eiserne Kassenschrank nicht fehll;
den Eingang hält der pfeiserauchende Jnhaber iu be-
schaulicher Ruhe besetzt; zur Rechten ein Brunnen mit
Frauen, die sich unterhalten, darüber hinaus ein Aus-
blick in das Gebirgsland.

Das „Dahin! dahin!", welches Hildebrandt's tro-
pische Schilderungen wohl nur in wenigen reiselustigen
Seelen erwecken, packt den gebildeten Europäer um vieles
mächtiger beim Anblick von Werner's Nilbildern. Das
Nilland liegl für uus doch nicht so ganz „hinter der Land-
karte" und der räthselhafte Stroni ist ja neuerdings zu einer
Etappe europäischer Kultur geworden, wie er ehedem Wiege
und Ausgangspunkt der Kunst und Wissenschaft des klas-
sischen Alterthums und damit auch unserer modernen Bil-
dung war. (Schluß folqt.)

Lunstiiteratiir.

r'. I,. Neuer Katalog der Madrider Galerie. Bon

dem seit mehreren Jahren vorbereiteten und mit Sehnsucht
erwarteten Kataloge des Madrider Museums ist nun endlich
die erste Hälfte erschienen. Jn Folge der mannigfach wech-
selnden politischen Gestaltung der Halbinsel mußte der Titel
dieses Werkes alle Namenswandlungen des Mnseums mit-
machen, das znerst Uasso konl, dann Llnseo dlationnl ge-
nannt wurde und jetzt wieder Llusoo Iloal heißl. llm allen
weiteren Namensveränderungen vorzubeugeu, die eiwa auch dieses
Titolblatt betreffen könuten, hat der Berfasser die bloß iokale
Bezeichnnng gewählt und das Werk: „6ntalogo äs los ouiiäros
äsl Nusso äsl l?ruclo äs Llaäritl" genaunt. (kraclo ist
nämlich der öffentliche Spaziergang in Madrid, an wetchem
sich das Museumsgebäude befindet). Der stattliche Okiavband,

den wir bisher in Händen haben, umfaßt die italienischen
und spanischen Schulen und läßt erwarten, daß den nieder-
ländischen nnd deutscheu Schulen nichr minder eingehende
Würdigung zu Theil werden wird. Dann allerdiugs dürfte
dieser Galerie-Katalog schon äußerlich zu den gewichtigsten
gehören, welche wir besitzen. Der Verfasser desselben, Herr
Pedro de Madrazo,'bat darin das System befolgt, wetchcs
nach dem Borgange des Antwerpener Katalogs nun nach und nach
alle neueren derartigen Unternehmungen zu adoptiren scheinen,
nämlich das historisch-kritische. Wenn wir es überhaupt schon
mit Freuden begrüßen müssen, auS Spanien ein Lebenszeichen
zu erbalten, welches beweist, daß es in der kuustgeschichtlichen
Forfchung (die dort feit Caen Bermudez eigentlich nicht
recht weiter gefördeyt ist,) sich auch in jenem Lande kräftiger
zn regen beginnt, so gilt dies doppelt in dem Falle, wc> es,
wie hier, sich um ein offizielles Unternehmen handelt. Naiürlich
richten wir unsere Erwartungen vor Allem darauf, in dem
Kätaloge über die Schulen des Landes selbst Neues und
Wichtiges zu erfahren. Und es muß anerkannt werden, daß
diese Partie mit Sorgfalt und Fleiß gearbeitet ist, wenn
wir auch nach unserer bisherigen Durchsicht einen bedeutenden
Fortschritt etwa über Stirling's „Lnnuls of tks artlsts of
8pain" nicht sofort konstatiren können. Eine Rechtfertigung
der in dem Kataloge durchgeführten Anordnung und einen
Exkurs über die Eintheilungsfrage der spanischen Schulen
giebt die ausführliche Einleitung. Aus dem Abschnitt über
die italienischeu Schulen wollen wir nur anerkennend her-
vorheben, daß die Verwaltung Resignation genug besaß,
den Namen Lionardo aus ihrem Verzeichnisse zu streichen.
Die Rathschläge und Unterstützungen von Waagen sowie
von andern deutschen, französischen und belgischen Forscbern
sind vom Verfasser mit Einsicht gewürdigt worden. Sv nehmen
wir sein Werk als einen guten Aufang hin und werden nicht
versäumen, nach Bollendung des Gauzen eingehend darauf
zurückzukommen.

Limstimterricht uiid Kimstpßegk.

s. Dresdeu, Anfang December. Den sächsischen Kam-
mern ist in diesen Tagen ein königl. Decret zugegangen,
welches die Herstellung von Künstler-Ateliersin Dres-
den betrifft und zu diesem Zwecke die Summe von 99,000
Thlrn postulirt. Dieses kunstfreundliche Unternehmen der
Regierung, das einem wirklichen, längst und dringend ge-
süblten Bedürfniß entgegenkommt, ist in unsern Künstlerkreisen
auss Freudigste begrüßt worden, und es blcibt nur zu wünschen,
daß die Stände dem in einer Beilage zu dem königl. Decrete
wohl motivirten Postulate ihre Bewilligung nicht verfagen.
Wie anderwärts, so pflegt auch in Dresden die Privatspecula-
tion sich höchst selten mit dem Baue von Ateliers zu befassen.
Jn allen größeren, deutschen Kunststädten hat man diesem Uebel-
stande zu begegnen gewußt; man hat uicht nur in den Akademie-
gebäuden den Lehrern entsprechende Ateliers eingeräumt, man
yat in einigen Städten zugleich, zur Befriedigung des privaien
Bedürfnisses, auf die Herstellung einer Anzahl von vermieth-
baren Künstler-Ateliers Bedacht genommen. Diese räumliche
Vereinigung der Künstler und der dadurch vermittelte per-
sönliche Berkehr untereinander kann nur anregend und bildend
wirken und ist auf die Eiuwickelung der Münchener und
Düffeldorfer Schule von unverkennbarem Einfluß gcwesen.
Dresden ist in diesen Beziehungen noch zurückgeblieben und
entbehrt in seinem Kunstleben und Kunststreben noch bis jetzt
jener inneren Zusammengehörigkeit nnd Gemeinschaft, obne
welche keine eigenartige Kunstrichtung sich bilden kann. Nicht
einmal für die akademischen Lehrer sind Ateliers in aus-
reichender Menge vorhanden, und die vorhaudenen sind in
allen Theilen irer Stadt zerstreut. Diese Ilebelstände sind
der Regierung nicht entgangen und bereits Anfang der 60er
Jahre wurde die Errichtung eines den Verhältniffen ent-
sprechenden akademischen Ateliergebäudes in's Auge gefaßt.
Die politischen Ereignisse, welche seit dem Jahre 1866 einge-
treten sind, hinderten den Plau weiter ;u verfolgen. Ju-
mittelst haben sich jedoch die Verhältniffe für die hiesigen
Kunstzustände wesentlich verschlimmert. Der Mangel an Wohu
und Arbeitsräumen hat in Dresden in so bedenklicher Weise
zugenommen, daß die unbemittelteren Künstler sich kaum noch
ein Uuterkommen zu verschaffen vermögen und eine wahre
Ateliernoth eingetreten ist. Die Regierung sieht es für ihre
Pflicht an, diesen Uebelaäriden abzuhelfen, Um die Kosten
 
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