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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Guttenberg, G.: Der Salon von 1872, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0110

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Nekrologe.

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210

Scene, Nils Forsberg: Selbstporträt, Felix Bailly:
Landschaft. Unter den Miniaturen machten sich drei
reizende Mädchenporträts vor allen bemerkbar; zwei der-
selben rührten von Charles Camino, das dritte von
Madame Herbelin her. Von den Porzellangemälden
und Fayencen, welche meist nur Reproduktionen bekannter
Oelgemälde darstellten, ist zu rühmen, daß sie fast alle in
der Farbe frisch, lebendig und kräftig durchgeführt waren,
mitunter durch brillanten koloristischen Effekt sich hervor-
thaten und keineswegs den faden, geleckten, süßlichen Ton
trugen, durch welche sich die Münchener Porzellanbilder
so unausstehlich zu machen wissen. G. Guttenberg.

ttckl'ologe.

Friedrich Bürklein P. Der am 4. December
v. I. in der Heilanstalt für Geisteskranke zu Werneck im
Regierungsbezirke Unterfranken mit Tod abgegangene
baycrische Oberbaurath Friedrich Bürklein war als der
älteste Sohn eines königlichen Oberlehrers zu Burk in
Mittelfranken am 30. März 1813geboren. Ein Kloster-
geistlicher von Dinkelsbühl, wohin der Vater zwei Jahre
nach des Sohnes Geburt versetzt wurde, gab ihm Unter-
richt im Latein, die Mutter im Zeichnen. Schon mit drei-
zehn Jahren sprach er sich entschieden für das Architektur-
Fach aus, vernachlässigte aber darüber seine musikalische
Ausbildung nicht und baute sich seine Violinen und>
Guitarren selber.

Als er im Jahre 1828 völlig mittellos nach Mün-
chen übersiedelte, konnte er sich seinen Unterhalt nur
mühselig durch Anfertigung von Banzeichnnngen und
Ertheilung von Unterricht erwerben. Während er an
der Akademie studirte, erschien eine Vorschrift, die den
Eintritt in den Staatsbaudienst von dem Bestehen des
Gymnasial-Absolutoriums abhängig machte, was Bürklein
veranlaßte, sich in seinen Freistnnden anf die bezügliche
Prüfung vorzubereiten. Er bestand sie auch wirklich im
Jahre 1830 mit der Note der Auszeichnung und hörte
darauf einige Fachcollegien an der Münchener Universität,
seine Studien an der Akademie fortsetzend. '

Bald war er einer der hervorragendsten Schüler
Friedr. Gärtner's, der ihn vielfach als Gehilfe benutzte,
so namentlich beim Baue des Salinen-AdministrationS-
Gebäudes in München, nnd es dauerte nicht lange, so
schaarte sich um Bürklein selber eine Anzahl von Schülern
aus allen Ländern. Als Gärtner im Jahre 1839 nach
Griechenland ging, begleitete ihn Bürklein, um ihm bei
der künstlerischen Ausschmückung der eben im Bau begrif-
fenen Residenz in Athen zur Seite zu stehen; vorher
aber zeichnete er noch die Pläne für ein Rathhaus in
Fürth. Schon im Frühjahr 1840 nach Bayern zurück-
gekehrt, leitete er den Bau persönlich erst von München,
dann von Fürth aus, wohin er 1843 versetzt Worden.

Jm Jahre 1843 erhielt Bürklein seine erste An-
stellung als Baukondukteur in Frankenthal, wurde aber
unmittelbar danach in gleicher Eigenschaft zur neuerrich-
teten Eisenbahn-Bau-Kommission in Nürnberg versetzt.
Jm nächst vorausgegangenen Jahre war er (damals
Baupraktikant Gärtner's) als Professor an die Prager
Bauschule berufen worden, hatte jedoch abgelehnt. Drei
Jahre nachher bereiste er im Auftrage der Regierung
ganz Deutschland, Oesterreich, Belgien, Holland, Frank-

reich und England, um die Eisenbahnhöfe rc. zu studiren
nnd baute nach seiner Rückkehr in den Jahren 1847 —
1849 den großen Mittelbau des Münchener Staatsbahn-
hofes, dessen kühn konstruirte Einsteighalle damals Epoche
machte. Dieser Ban war es, der die Anfmerksamkeit des
nachmaligen Königs Maximilian II. auf Bürklein lenkte.
Als Maximilian den Thron bestiegen, wurde Bürklein
rasch befördert; erst Hofbau-Kondukteur, dann Civil-
Bauinspektor, Professor an der polytechnischen Schule in
München, Assessor und Baurath bei der Generaldirektion
der Verkehrsanstalten und schließlick Generaldirektions-
und Oberbaurath. Als Bürklein im Jahre 1850 einen
Ruf als Professor der Bauknnst an der Akademie zu
Wien erhielt und annahm, war es der König, der ihn
zum Bleiben bewog. Des Königs Wunsch ging bekannt-
lich dahin, die bisher mit wenigen Ausnahmen unfrei
behandelte Architektur wieder zu einer freien Kunst erhoben
zu sehen. Wie die Bauformen Asiens und Aegyptens auf
die griechische Formenbildung nachgewirkt, wie diese wieder
Einfluß auf deu römischen Baustyl geäußert, wie sie alle
mitsammen auf die byzantinische Kunst eingewirkt; wie die
romanische Baukunst sich erst aus der römischen Formen-
welt entwickelt, und wie die phantastischen Formen der
Araber die Gothik mvdifizirteu, so, meinte der König,
müßte sich auch ein Baustil uuserer Zeit konsequent, wenn
auch nur allmälig herausbilden lassen. Nach vielen Ver-
suchen mit einheimischen und fremden Architekten glaubte
der König in Bürklein den rechten Mann für seine Be-
strebungen gefunden zu haben: er ertheilte ihm den Auf-
trag eine neue Straße, die Maximiliansstraße, zu projek-
tiren, und als das Projekt seinen Beifall gefunden, auch
den Auftrag, es auszuführen. Die Sache war mit be-
sonderen technischen Schwierigkeiten verbunben wegen
der Nothwendigkeit, eine Menge von Kanälen zu über-
wölben, welche sich dort begegnen. Als Köilig Maximilian
im Jahre 1853 nach Jtalien ging, durfte Bürklein ihn
begleiten und vollendete in demselben Jahre dieMünchener
Schießstätte. Jn der nämlichen Zeit entstaudeu auch
die Entwürfe für die Fayade des dortigen Gebärhauses.
Die Ausführung der Maximilians-Straße begann mit
dem Bau des Taubstummen-Jnstituts an der Südseite
des Forums, das den Baudirektor Hübsch von Karlsruhe,
der Bürklein's Freunden nicht beizuzählen war, zu der
Bemerkung veranlaßte, auf diesem Wege werde König
Max Großes erreichen. Als aber dieser durch Riedel
uachmals das bayerische National-Museum erbauen ließ,
wurde das der Vollendung nahe Taubstummen-Jnstitut,
um Raum zu gewinnen, wieder abgerissen.

Jn den Jahren 1856 bis 1859 entstand die pro-
testantische Kirche in Passau und in den Jahren 1859
bis 1863 das Münzgebäude am Beginne der Maximilians-
straße, dazwischen aber der mit ungewöhnlichen konstruk-
tiven Schwierigkeiten verbundene Bau des östlichen Flü-
gels des Postgebäudes. Die Anlage der Maximilians-
straße machte Aenderungen an der Fronte des Hoftheaters
nach dieser hin nothwendig, und Bürklein führte dieselben
sammt dem Neubau des Koulissenhauses auö. Der Ber-
kehr auf den bayerischen Staatsbahnen war inzwischen
der Art gestiegen, daß eine Erweiterung des Münchener
Bahnhofes nothwendig wurde und Bürklein fügte seinem
Hauptbau im Jahre 1860 die beiden Seitenflügel und
Durchfahrten an.

Jn die Zeit von 1858 bis 1864 aber fällt Bürk-,
 
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