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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Guttenberg, G.: Der Salon von 1872, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0138

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VIII. Jahrgang.

Äeiträge

stnd an llr. C. v. Lützow
lwirn, Theresianumg.
2s)od. an dleBcrlagsh.
lLeipstg, KönigSstr. 3)
zn richten.

7. Fkbinar

Nr. 17.
Inserate

L s'jz Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- nnd Kunsthand-
lung angenommen.

1873.

Beiblatt zur Zeitschrist für bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der ,,Zeitschrift für bildende Kunst" xratis; für sich allein bezogen
kostet der Iahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Inhalt: Der Salon von 1872. (Schluß.) — Wiener Korrespondenz. — Düsseldorf: Raffael's vier^e au beresau. — Ein Kinderporträt von
P. von Cornelius. — Kunstliteratur. — Zeitschriften. — Berichte vom Kunstmarkt: Auktion Durazzo. — Jnserate.

Der Salsn von 1872.

(Schluß.)

VI.

Die ausgestellten Bildhauerwerke gabeu ein in-
teressantes Bild von der Plastik der Gegenwart im All-
gemeinen, von ihrer System- nnd Stillosigkeit, von ihrem
Herumirren zwischen der Antike, welche sie nicht erreichen
kann, und zwischen dem naturalistisch-malerischen Zukunfts-
stil, dessen Principien ihr noch nicht recht klar geworden sind.

Wenn man sich vorher die nöthige Abstinenz vom
Besuche der Antiken-Sammlung im Louvre auferlegt und
sich statt dessen mit dem Studium der Schöpfungen der
Plastik im letzten Jahrzehnt befaßt hatte, konnte man die
Konkurrenz der Bildhauer im dießjährigen Salon als eine
sehr glückliche betrachten. So manche recht gelungene
Leistung war zu sehen, sv manches vielversprechende Talent
war aufgetaucht; man konnte die Hoffnung mit sich nehmen,
daß aus der gegenwärtigen jungen Bildhauer-Generation
einige tüchtige Meister hervorgehen werden.

Da wir keinen herrschenden Stil haben, der unserer
Zeit speciell angehört und sie charakterisirt, so ist es
immer vor Allem nothwendig und interessant, zu wissen,
welchen Jdealen die hervorragenden Künstler nachstreben.
Man konnte in Bezug auf Bestrebungen und Ziele die
in der Skulpturabtheilung des Salons vertretenen Künstler
in folgende vier Hauptgruppen eintheilen. Verehrer der
Antike, Kopisten und Nachäffer der Antike, Sentenz- und
Tendenz-Künstler, endlich Pioniere des Zukunfts - Stils.

Die Vertreter der ersten Gruppe betrachten die
griechische Antike als den höchsten erreichbaren Grad, die
höchste Vollkommenheit der Bildhauerkunst und deshalb
als einzig anzustrebendes Jdeal. Sie bemühen sich demnach,

die Principien der Meister jener Periode zu verfolgen
und nehmen hierauf vor Allem in der Wahl des Motivs
Bedacht; letzteres muß eine günstige und interessante Ent-
faltung der menschlichen Formen gestatten, die menschliche
Figur in der Schönheit ihrer Kraft, in der Anmuth ihrer
Weichheit und Harmonie zur Darstellung bringen. Damit
ist auch die Sphäre und die Zeit so ziemlich genau begränzt,
aus welcher die Stoffe genommen werdcn können — My-
thologie, Alterthum. Es ist fast ganz dieselbe Sphäre, aus
welcher auch die Borbilder, die griechischen Bildhauer
schöpften. Nur hatten letztere zwei Vortheile für sich: einen
inneren, ein hochentwickeltes, in Fleisch und Blut ge-
drungenes Schönheitsgefühl, und einen äußeren, Modelle,
in welchen sie den menschlichen Körper zu einer hohen
Vollkommenheit entwickelt fanden; sie waren so glücklich,
einer Generation anzugehören, di? auf die höchstmögliche
Ausbildung der menschlichen Kraft und Schönheit eben
so viel Sorgfalt verwendete, wie eine spätere Generation,
welcheuns nichtsehr fremd ist,durch unvernünftigeKleidung
und Lebensweise auf entgegengesetzte Weise zu wirken sich
nicht nehmen ließ.

Die Künstler, welche ich in die besprochene Gruppe
zähle, sind meist talentvoll, nicht immer genial; sie zeichnen
sich vor den Anderen durch ernstes Streben, Fleiß und
Gewissenhaftigkeit aus. Die hervorragendsten darunter,
ick spreche immer nur in Bezug auf jene, welche im Salon
1872 vertreten waren, sind:

AntoninM erc i6 (Schüler der französischen Akademie
in Rom); seine Gypsstatue „David" nahm unter den
Bildhauerwerken des Salons eine der hervorragendsten,
wenn nicht die erste Stelle ein. David steht mit einem
Fuße auf dem Haupte des Riesen Goliath und steckt das
Schwert ein, mit welchem er dasselbe abgehauen. Die
 
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