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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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S.: Die großherzoglichen Kunstsammlungen in Schwerin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0147

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283

Korrespondem.

284

deren Nachfolgern; ebenso von den Schülern und Kunst-
genossen des Nubens und deren Nachahmern, und zwar
sämmtlich aus dem siebenzehnten Jahrhundert. — Bon
Rembrandt selbst sind zwei trefflicke Gemälde, das eine
„Saul und David," das andere „Zacharias im Priester-
gcwande" darstellend, vorhanden. Von den scchs Gemälden
dcs Paul Potter sind nach der Kenner llriheil zwei den
allerbesten Werken desselben zuzuzählen.

Jm vierten Zimmer sindet man besonders Genre-,
Marine- und Landschaftsbilder aus dem siebzehnten Jahr-
hundcrt, ferner einige iresfliche Thierstücke und Stillleben
von Hondekoeter. Einige Landschaften von Jacob
Nuisdael, ein landschaftliches Thierstück von Zohann
Heinrich Roos, so wie der „Kopf eines alten bärtigen
Mannes" von Ferdinand Bol sind anerkannte Meister-
werke. Das fünfte Zimmer enthält Gemälde aus dem
siebzehnten und aus der ersten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts. Es sind dies Marinen von Ludolf Back-
huysen, Zeemann und A. Smit. Von Adriaen van
der Werff undZan van Huchtenburgh sind ebenfalls
einige schätzbare Werke vorhanden.

Jm sechsten Zimmer, welches durch eine Zwischen-
wand in zwei Hälfien getheilt ist, sind nur Gemälde aus
dem achtzehnten Zahrhundert: Thierslücke von Oudry,
de Haen u. A.; daneben sind noch einige Bilder von Bal-
thasar Heemskerk besonders erwähnenswerth.

Das siebente Zimmer enthält zwar auch noch cinige
Niederländer, meistens aber doch Gemälde von deutschen
Künstleru, die sich nach Niederländern bildeten; außerdem
idyllischc Scenen mit Stafsage aus der griechischen My-
thologie von Dietricy, so wie Genrebilder, Landschaften,
Stillleben rc. von Findorf u. A.

Das achte Zimmer vereint Gemälde des neunzehnten
Jahrhunderts von Künstlern verschiedener Länder. Scho-
tel' s „ Strand von Scheveningen",A ch enbach' s„Tyroler
Landschaft," der „See bei Berchtesgaden" von Brandes,
Meyerheim's „Benetianische Mädchen", Tischbein's
„Tyrolerin" u. a. m. sind darunter hervorzuheben.

Daneben haben wir hier von mecklenburgischen
Malern einzelne tüchtige Leistungen anzufllhren, so die
Werke von Suhrland, Schumacher, G. Lenthe und
Theodor Schlöpcke (von letzterem die meisterhaften Por-
trails von Fritz Neuter nnd G. zu Putlitz). Die neueren
Werke der Mecklenburger sind in dreizusammenhängenden
Zimmern des zweiten Stockwerks, woselbst sich auch die
reichhaltige Kupferstichsanimlung in drei weiteren Zimmern
befindet, zu einer Separatsammlung vereinigt. Von den
dort vorhandcnen Gemälden nennen wir die von Theodor
Schlöpcke, Gaston Lenthe, Theodor Fischer, Hoff,
Zentzen, Paulsen Dörr, Fritz Sturm und Ferdinand
Meyer.

Jn den übrigen vier, für gewöhnlich nicht geöffneten
Lokalitäten sind unter Anderin circa 40 theils ganz, theils

halb vollendetePortraits von Balthasar Denner, sowie
eine Anzahl interessanter Kopien vorhanden nach Kom-
Positionen von Raffael, Fr. Francia, Tizian, Cor-
reggio, van Dyck, Battoni, Caspar Netscher u. A.

Unter den neueren Erwerbungen verdient ein Genre-
bild von Fricd. Pecht in München erwähnt zu werden.
Es führt eine Scene des Shakespeare'schen Dramas:
„König Heinrich VIII. mit Anna Boleyn auf dem Feste
beim Cardinal Wolsey" vor, und fefselt durch die feine
geistreiche Charakteristik der eiuzelnen Physiognomien.
Ferner sind im Laufe der letzten zwei Jahre diverse im
Auftragedes Großherzogs von Schlöpcke, Jentzen u.A.
gemalke Bilder der Galerie einverleibt worden, so daß
abermals für neue Erwerbungen ein Raummangel sich
fühlbar macht, welcher durch den Bau eines Museums
am gründlichsten würde gehoben werden. 8.

Korrespondenz.

Nürnberg, Ende Januar.

U. U. Zn unserer Stadt herrscht gegenwärtig ein
verhältnißmäßig sehr reges Kunstleben, das sich freilich
weniger auf Produciren großer neuer Kunstwerke als auf
Sammeln und Beröffentlichen älterer Werke der Kunst
und des Kunstgewerbes erstreckt.

Unter den hiesigen Malern nimmt K. Raupp den
ersten Rang ein. Er malt sehr fleißig seine großen,
stimmungsvollen, besonders in koloristischer Beziehung
hochvollendeten Bilder, meistens Motive vom Chiemsee
behandelnd, in welchen Landschaft und Figuren sich das
Gleichgewicht halten. Dieselben finden wegen ihrer
poetischen Auffassung und gediegenen, schönen Ausführung
allgemeinen Beifall und werden, trotzdem Nürnberg für
den Bildermarkt sehr ungünstig liegt, stets frisch von der
Staffelei weg verkauft.

Diesem Künstler schließen sich die vortrefflichen
Architekturmaler Gebrüder Ritter in würdiger Weise
an. Sie leisten auf ihrem Gebiet wohl das Höchste, das
geleistet werden kann. Der ältere Bruder Paul malt
meist in Oel und ist ausgezeichnet wegen seiner liebevollen
Durchführung bis in die feinsten Details hinein; der
jüngere Bruder Lorenz malt lieber in Wasserfarben und
ist groß in der malerischen Aufsassung vorhandener Bau-
lichkeiten.

C. Jaeger malt vorzugsweise charaktervolle Por-
trats von Komponisten, Dicbtern rc., welche der Buch-
händler Bruckmann in München in photographischen
Reproduktionen (auch in zwei eleganten Albums vereinigt)
herausgiebt.

Von größeren Publikationen schließen sich an das
vor einigen Jahren erschienene sehr gediegene Werk über
Adam Krafft von Wanderer zunächst A. Ortwein's
vortreffliche Aufnahmen von Arckiteklnren und kunst
 
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