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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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285

KunMeraiur.

285

gewerblichen Gegenständen in Nürnberg aus dem Zeit-
alter der Renaissance an, welche einen Haupttheil der
großenPublikaticn der Deutschen Nenaissance durch
§. A. Seemann bilden, da;u auch die Veranlaffung gege-
ben haben. Von Lorenz Nitt er's schönen Ansichten aus
Nürnberg in malerischcn Nadirungen, davon diese Blät-
ter binnen Kurzem eine Probe bringen werden, ist soeben
das zweite Heft (mit sechs Blatt) erschienen; diese Bläiter
gehören wohl mit zu den besten freien Radirungcn, welche
in neuerer Zeit in Deutschland gefertigt worden sind. —
Eine große Anzahl mehr oder weniger geschickter Kupfer-
stecher, eine Frucht der Wirksamkeit A. Neindel's, und
einige gute Xylographen arbeiten für Bnchhändler. Zu
dem illustrirten Prachlwerke „Aus deutschcn Bergen",
welches sich eines Beifalls ersreut, wie wohl kaum ein
anderes Werk der Art, haben K. Naupp und L. Rilter
sehr bemerkenswerthe Beiträge geliefert.

Die B ildhauer B. Klingenstein u. A. arbeiten vor-
züglich im Dienste des Kunstgewerbes, modelliren Dolch-
scheiden, Schmuckhalter, Ofenkacheln, Schüsseln u. A.

Der Antiquilätenhandel blüht hier wie kaum an
einem andern Orte. Neben vielen Privatleuten sammeln
natürlich vorzüglich das Germanische Museum, dessen
instruktive Sammlungen, in den Räumen eines ehemaligen
Karthäuser-Klosters, sich eines wohlbegründeten Weltrufs
erfreuen und, nach andern Gesichlspunkten, das neu ge-
gründete Gewerbe-Museum, dessen verständig aus-
gewählte Sammlungen sich schnell mehren und trotz des
ungünstigen, provisorischen Lokals in ansprechender Weise
aufgestelll sind.

üilnffiitrrlitlir.

Südslavische Ornamente, gesammelt und herausgegeben

von Felix Lay, gezeichnet ven Friedr. Fischbach.

(Selbstverlag von Fr. Fischbach in Hanau a. M.)

W Bei unseren Bestrebungen zur Hebung der Kunst-
Judustrie hat man von fast allen Seiten das Sludium
der alten Werke, welche aus einer Zeit stammen, da die
Unnatur in der Kunst noch nicht überhand genommen
hatte, als nothwendig erkannt. Da man aber immer
wieder Neues verlangt, reicht das, was die modernen
Kulturvölker in Westeuropa in dieser Beziehung gcschasfen,
zu Vorbildern nicht mehr aus. Wir müssen auch zu jenen
Volkern zurückkehren, welche abseits von den großen
Straßen der modernen Kultur-Entwickelung liegen, deren
Erzeugnisse von der modernen Kultur noch nicht beeinflußt
und verdorben wordcn sind. Wir finden bei ihnen viel-
tach sehr schöne, durchaus stilvolle Muster, von denen
manche mit den alten Mustern inDeutschland, Frankreich
und Ita.lien große Aehnlichkeit haben, und welche für
unsere heutigen Zwecke oft unmittelbar verwendbar noch
häufiger aber wegen ihrer primitiven künstlerischen Mo-
tive überaus lehrreich für das Studium der dekorativen
Kunst überhaupt, für uns also von großer Wichtigkeit sind.
Daher in unsern Tagen das große Interesse an der Jn-
dustrie der Inder, der Perser, der Chinesen und Iapanesen, !

der Slaven, ja selbst wildec Völker an ganz entlegenen
Stellen unseres Erdballs, bei welcken allen die Judustrie
seit vielen Iahrhunderten innerhalb desselben Formen-
krcises sich bewegt.

Zu den Volksstämmen nun, bei welchen die alten,
auf der Natur des Materials nnd der Technik basirten,
und daher richtigen Muster bei Flcchtwcrken, Webereien,
Stickereien, an Gefäßen, Goldarbeiten rc. in ihrer Haus-
Jndustrie und nationalen Kunst überhaupt in ursprüng-
licher Reinheit sich noch erhalten haben, gehören von
enropäischen Bölkerstämmen nebcn Nussen, Schweden,
Norwegern — in Deutschland siudet sich dergleichen
nur noch an einzelnen ganz abgelegenen Orten — vor
Allen auch die Südslaven an der untern Donau.

Von der Kunst-Jndustrie dieser Südslaven wußte
man bis vor fünfzehn Jahren noch fasl nichts. Die ersten
Prvben ihrer Webereien und Stickereien brachten von dort
A. Essenwein und Fr. Bock, welche den küustlerischen unv
wiffenschaftlichen Werth derselben sofort erkannt hatten.
Bald interessirte anch das Wiener Mnsenm siir Kunst und
Industrie sich dafür; dann legte Baron Burenstamm in
Wien eine ganze Sammlung solcker Erzeugnisse an.

DerKaufmann Felix Lay inEssegg, ein intelligcn-
ter, sein engeres Vatcrland innig liebender und für deffen
Anerkennung und Fortschritt sehr besorgter, auch sonst
vielfach verdienter Mann, halte unterdcß schon viele Iahre
lang einzelne Gegenstände dieser künstlerisch dnrchgebil-
deten Haus-Jndustrie seiner Landsleute, welche bei der
rastlos vordrängenden modernen Knltur auch hier, wie an
so vielen andern Orten, nun bald zu verschwinden droht, ge-
sammelt und brachte seine sehr vollständige Sammlung
im Jahre 1867 nach Paris zur AuSstellung. Hier sah
sie Friedrich Fischback, der bckannte, verdicnstvolle
Bahnbrecher auf dem Gebiete der stilisiiten Ocnamentik,
erkannte sofort die Wichtigkeit dieser Gegenstände für die
Wissenschaft sowohl als besonders für die praktischen
Zwecke unserer Fabriken uud veranlaßte den Besitzer der-
selben zu einer mit ihm gemeiiisam veranstalteten, kost-
baren, aber für beide Männer gleich ebrenvollen und für
die Zwecke der modernen Kunst-Jndustrie sehr wichtigen
Publikation dieser originellen Gegenstände, welche stets
stilvoll in den Formen, harmonisch in den Farben und
noch durchaus frei von der Korruption moderner Zeit
sind. Durch sie^) werden diese fremden Produkte allge-
mein zugänglich und in ihrer vollen Neinheit der Nachwelt
überliefert.

Lay beschaffte die Originale, Fischbach zeichncte
ste, ließ sie in seinem Atelier unter seiner Aufsicht
lithographiren und auf zwanzig Tafeln in meisteihastem
Farbendruck von Dondorf in Frankfurt vervielfältigcn.
Natürlich wurden nur die besten Sachen dargestellt nnd
daß Fischbach's Answahl eine gute, verständige und auf
das Praktische gerichtete ist, dürfcn wir ihm schon zu-
trauen. Zwei Tafeln enthalten Silberschmuck, Ohrgehänge,
Broschen, Ringe, Ketten rc., alle übrigen Teppiche, Teppiich-
borten und Stickereien auf Leinwand.

Zum näheren Verständniß dieser Erzeugnisse hat
F. Lay eine einleitende Abhandlung über Geschichte, Vcr-
breitung und Kuliur der Sübslaven geschrieben. Direktor

Auch di- alten Stickereien, W-bereien rc. au« Ruß-
land smd bekanntlich unlängst in einem großen kostbaren Werke
abgebildet worden.
 
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