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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

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Springer, Anton: Abfertigung
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Die Dresdener Kunstsammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0164

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317

Die DreSdener Kunstsammluugen.

318

des Sposalizio ist." Das Jahr 1502 als Datum der
Sienenser Arbeiten ist aber einzig und allein durch das
von ihm publicirte Dokument gegeben. Hier also hält
Herr Herman Grimm noch an der ersten Leseart fest, hier
ist sie ihm also nicht, wie er versichert, hinfallig geworden.
Dasselbe Dokument dient ihm in seinem Raphael (S. 79)
dazu, Raphael's Aufenthalt in Siena 1502 zu beweisen,
in demselben Buche (S. 183) dazu, Naphael's Ankunft
in Rom schon im Iahre 1507 zu bestimmen.

Nach diesen Ausführungen überlasse ich es getrost
jedem unbefangenen, von der Sachlage unterrichteten Leser,
sich sein Urtheil über Herrn Herman Grimm als wissen-
schaftlichen Arbeiter zu bilden. Jch bin leider nicht in
der Lage, die gegen Herrn Herman Grimm erhobenen Vor-
würfe und Anklagen zurückzunehnien, muß dieselben viel-
mehr in ihrem vollen Umfange aufrechthalten.

15. Februar 187 2. Anton Spring er.

Dic Dresdencr Kunstsammlungen.

ch In diesen Tagen ist ein officieller „Bericht über
die Verwaltung der königl. Sammlungen für Kunst und
Wissenschaftzu Dresden in den Iahren 1870 und 1871"
erschienen, anf welchen, bei der Bedeutung dieser Samm-
lungen, hierdurch hingewiesen sei. Den Mittheilungen
über die beiden Verwaltungsjahre sind einige geschicht-
liche Bemerkungen vorausgeschickt. Von Jnteresse da-
runter ist besonders das, was über den Ursprung der
Sammlungen gesagt ist, da nach dieser Richtung in der
Geschichte derselben eine Lücke besteht und manches Un-
genaue und selbst Falsche vorliegt. Die Sammlungs-
objekte waren demnach ehemals theils zum Schmuck in den
Wohn- und Festräumen der Schlösser, theils in besondern
„Kammern" aufgestellt. Einige dieser „Kammern" waren
bereits im 16. Jahrhundert den Reisenden zngänglich.
Die ersten Einrichtnngen für die öffentliche Benutzung
der Samnilungen als Mittel der Belehrung wurden jedoch
erst unter August dem Starken in's Leben gerufen, und als
das eigentliche Stiftungsjahr der öffentlichen k. Samm-
lungen ist das Jahr 1727 zu betrachten. Jn schätzbarster
Weise geben diese Feststellungen weiteren Forschungen
Anregung und Halt.

Unter den allgemeinen Angelegenheiten, mit welchen
sich die Generaldirektion in der Verwaltungsperiode 1870
und 1871 beschäftigte, sind besonders die Maßregeln für
die Erweiterung des ösientlichen Besuchs der Sammlun-
gen hervvrzuheben, Maßregeln, die von den günstigsten
Erfolgen gekrönt worden. Nur bei derPorzellan-Samm-
lnng sind noch ausschließlich sogenannte Führungen üblich;
aber auch diese Sammlung soll, in derselben Weise wie die
übrigen, von nächstem Frühjahr ab dem Publikum geöffnet
sein. Die Porzellan-Sammlung wird, ebenso wie das
historische Museum, künflig ein geeigneteres Aufstellungs-

lokalin dem alten Galeriegebäude finden, welches gegenwär-
tig zu diesemZwecke umgebaut wird. Von dem vielfach ange-
regten Projekte, das historische Museum und die Porzellan-
Sammlung zu einem Kunstgewerbeniuseum zu verschmelzen,
hat man geglaubt Abstand nehmen zu sollen, weil — wie
der Bericht sehr richtig ausführt — das vorwiegend ge-
schichtliche Jnteresse zahlreicher Gegenstände des historischen
Museums in demselben keine Stätte sinden würde, wäh-
rend die in dieser und der Porzellansammlung befindlichen
eigentlich kunstgewerblichen Gegenstände wiederum nicht
hinreichen, um den Grundstock einer auch nur an-
nähernd systematischen Reihe von mustergiltigen Bor-
bildern für die Kunstindustrie zu bilden. Bei der nahen
räumlichen Vereinigung beider Sammlungen, wobei die
an das Gebäude anstoßende Gewehrsammlung in orga-
nische Verbindung mit der reichen Waffeiisanimlung des
historischen Museunis treten wird, sind jedoch von der
neuenAufstellungallediejenigenAnregungen zurBenutzung
! von Seiten der Kunstindustrie zn erwarten, zu denen der
Jnhalt der Sammlungen überhaupt Anlaß bietet. Als
künstlerischer Schmuck des neuen Lokals des historischen
Museums sind die Schnorr'schen Kartons zu den Wand-
gemälden der Kaisersäle in München bestimmt, welche
von der Regierung angekauft wurden.

Die Borkommnisse bei den einzelnen Museen und
Sammlungen werden sodann in dem Berichte mit der
Bemerkung eingeleitet, daß Berluste und Beschädigungen
für die erwähnte Berwaltungsperiode nicht zu beklagen
sind. Was zunächst die Gemälde-Gakerie betrifft, so ist
über die Aenderung in der Aufstellung der Gemälde wie
über deren Vermehrung in diesem Blatte (in einer Dres-
dener Korrespondenz) bereits berichtet worden. Jm
Uebrigen ist zu erwähnen, daß eine Reihe von Vorsichts-
maßregeln gegen Feuersgefahr, zu denen der unglückliche
Brand des Hoftheaters Anlaß gegeben, in Aussicht ge-
nommen und zum Theil im Laufe der Verwaltungsperiode
durchgeführt worden sind. Ferner ist die Herstellung
photographischer Originalaufnahmen nach den Gemälden
der Galerie eingeleitet, ein Unternehmen, über welches
ebenso wie über die neue Einrichtung der Kabinete der
Raffael'schen und Holbein'schen Madonna die nächste
Mittheilung berichten wird. Auch die Sammlung der
Kupferstiche und Handzeichnungen wurde, wie die übrigen
Sammlungen, mannichfach vermehrt. WährendderWinter-
halbjahre ward unter zahlreicher Theilnahme des Publi-
kums eiu Theil der Handzeichnungs-Sammlung in kunst-
geschichtlicher Folge zur Ausstellung gebracht. Das in
neuester Zeit wieder aufgenommene Unternehmen der
Herausgabe von Kupferstichen nach Gemälden der hiesigen
Galerie, als Fortsetznng und Abschluß des im vorigen Jahr-
hundert durch von Heinecken unternommenen Galerie-
werkes, gelangte bis zur Vollendung von Blatt 49 deS
gleich den beiden früheren auf 50 Blatt berechneten III.
 
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