Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 8.1873

DOI Artikel:
Die Konkurrenzentwürfe zur inneren Ausstattung des Kölner Domes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4815#0194

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VIII. Jahrgang.
Gcitrüge

sind anvi.C. l>. Lützow
sWien, Theresianumq.
ss) od. an die Vcrlagstz.
tLeipsig, Königsstr. S>
zu richten.

28. Mär)

Nr. 24.

Inftratc

tz S>j2 Sgr. sür die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werde» von jeder
Buch- und Kunsihand-
lung angenommen.

1878

Bciblatt znr Zeitschrist sür bildcndc Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der ,,Zeitschrift für bildende Kunst" Uratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 3 Thlr. sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanftalten.

Jnhalt: Die Konkurrenz-Entwürfe zur inneren Ausftattung des Kölner Domes. — Aus Straßburg. — John Frederic Kenselt-f. — Münchener Kunst-
verein; Düsseldorf: Ausftellungen von Bismeyer L Kraus und Ed. Schulte; Oesterreichischer Kunstverein; Schwerin: Großherzogliche
Gemäldegalerie. — Pariser Kunftauktion. — Hartzer's Marschner-Denkmal. —Der Marktbrunnen zu Lübeck. — Neuigkeiten des Buch- und
Kunfthanoels. — Zeitschriften. — Inserate.

Die Lonkurrcnz-Eiltwürfe i»r inneren Äus-
stattung dcs Kötner Domes.

„Em ewiger Vorwurf steht der Bau des Köluer
Domes vor unsereu Augen, und der Künstler zürnt aus
ihm hervor, daß so viele Menschenalter nicht zur Wirk-
lichkeit gebracht, was er allein, ein schwacher sterblicher
Mann, in seines Geistes Gedanken getragen." Also
klagte Joseph Görres im Iahre 1814, und er hatte keine
Ahnung, daß vor Ablauf eines vollen Menschenalters
jeder Grund zu solchem Zürnen würde beseitigt sein, und
daß es den vereiuten Anstrengungen der deutschen Fürsten
und des deutschen Bolkes gelingen würde, das gewaltige
Werk, dessen Erhaltung man im Anfange dieses Iahr-
hunderts kaum für möglich hielt, seiner Vollendung ent-
gegenzuführen. Nur noch wenige Jahre, und wir sehen
vor unsern entzückten Blicken ein Werk, in welchem wir
die hohe Genialität und den riesenhaften Gedanken eines
bis jetzt unübertroffenen Baukünstlers verkörpert finden,
welches uns den Jnbegriff der edelsten architektonischenFor-
men in ihrer höchsten Vollendung erkennen läßt und uns
zur Bewunderung der Größe und Schöpferkraft eines
gewaltigen Geistes hinreißt. Vollendet werden wir das
Werk sehen, welches der Meister in seiner Seele plante,
gliederte, ordnete, und welches von seiner Grundsteinlegung
bis zu seinerVollendung, von der Svhle bis zu den Kreuz-
blumen der Thürme, in seinem ganzen Reichthum, in sei-
ner ganzen Gewalt, in seiner ganzen großen Gestalt
sowohl wie in seinen einzelnen Theilen vor dem tiefen,
genialen Geiste des Künstlers stand. Bald werden wir
die Thürme im Achteck aus der unteren Masse wie Blu-
men aus den Knospen kräftig emporschießen sehen, und

dann nur noch wenige Jahre, uud die lichten Helme wer-
Len schlank gen Himmel aufsteigen und die gewaltigeu
Kreuzblumen das herrliche Bauwerk krönen.

Der Central-Dombau-Vereins-Vorstand sowohl als
auch das Metropolitan-Domkapitel glaubten jetzt schon
Vorsorge treffen zu sollen, daß iu dem Augenblicke, wo der
Versetzarbeiter den letzten Hammerschlag an der höchsten
Thurmspitze thut, auch in den Thürmen und im Inneru
der Kirche das ganze zum Gottesvienste nöthige Mobiliar
ferlig gestellt sei. Auf deu Antrag des Dombau-Vereins-
Vorstandes schenkte der deutsche Kaiser Wilhelm eine An-
zahl von erbeutetcn französischen Kanonen im Gewichte
von 500,000 Pfund, um daraus eine große Domglocke
gießen zu lassen. Mit dem Guß dieser Glocke wurde
Herr Hamm in Frankenthal betraut. Die Jnschriften,
welche auf der Glocke angebracht werden sollen, sind ent-
worfen und vom Domkapitel in Vorschlag gebracht wor-
den. Auf einer Seite, über der Figur des h. Petrus,
Les Patrones der Domkirche, soll eine in lateinischen
Distichen abgefaßte Jnschrift angebracht werden, welche die
kirchliche und liturgische Beziehung und Bedeutung der
Glocken ausspricht. Auf der anderen Seite soll sich ein
politischer und nationaler Gedanke in engcm Anschluß
an das deutsche Reichswappen aussprechen. Dieser Ge-
danke wurde zusammengefaßt in folgendem kleinen Gedicht:
Die Kaiserglocke heiß' ich,

Des Kaisers Ehren Preis' ich;

Auf heil'ger Warte steh' ich,

Dem deulschen Reich erflch' ich,

Daß Fried' und Wehr
Jhm Gvtt bescheer'!

Jch rus' auS Dvnnermunde
Des Umschwungs Segenkunde.
 
Annotationen